Diese Aussage stammt also vom baden-württembergischen Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne), im Vorfeld der Gesundheitsministerkonferenz über die Krankenhaus-Landschaft im Land.
Beratungen über Krankenhausreform Lucha: Entfernung zur nächsten Klinik nicht entscheidend
Laut BW-Gesundheitsminister Lucha ist eine gute Behandlung nicht abhängig davon, wie weit die nächste Klinik entfernt ist. Die Krankenhausreform ist Thema bei der Gesundheitsministerkonferenz.
Ich möchte ihm ja nicht zu nahe treten, und vielleicht sind wir hier in der vermeintlichen Provinz (Neckar-Odenwald-Kreis) auch ein bisschen dünnhäutig, aber wenn ich das so lese, dann werde ich hellhörig. Um es mal ganz vorsichtig zu formulieren.
Lucha: Qualität und Personal entscheidend für Qualität in Krankenhäusern
Die Entfernung zum nächsten Krankenhaus - sagt Manfred Lucha als neuer Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz - sei nicht entscheidend für eine gute Behandlung. Entscheidend seien Qualität und die personellen Ressourcen, diese Qualität umzusetzen, wird Lucha wörtlich zitiert.
So weit kann ich folgen. Wenn das Krankenhaus marode ist, die Ärzte alle schlecht, das Pflegepersonal ständig übellaunig, dann hilft auch die größte räumliche Nähe zum Patienten nichts. Lucha fordert das "richtige Angebot am richtigen Ort" und setzt hinzu: "Die romantische Vorstellung, ein kleines schnuckeliges Krankenhaus sichert quantitativ und qualitativ flächendeckend eine Grundversorgung, ist eine romantische Mär".
Können kleine Krankenhäuser keine Grundversorgung liefern?
Aha. Für mich heißt das übersetzt: Kleine Krankenhäuser mögen schnuckelig sein – schon über das Wort "schnuckelig" könnte ich mich in diesem Zusammenhang aufregen –, die Grundversorgung sichern sie aber weder qualitativ noch quantitativ. Es fehlen laut Lucha Größe, Disziplinenbreite, Personal und Auskommen, das gute Leistung vergütet. Da hat er ja nun mal recht: Ein Auskommen, das anständige Leistung anständig vergütet, fehlt wohl in nahezu allen Krankenhäusern, in den kleinen, ländlichen allzumal. Das liegt aber nicht an den Krankenhäusern, sondern wohl eher an den Rahmenbedingungen, die die Politik seit Jahren und Jahrzehnten nicht verbessert hat.
Lucha: "Richtiges Angebot am richtigem Ort"
Und dass es eine "romantische Mär" sei, dass "kleine, schnuckelige Krankenhäuser" eine anständige Grundversorgung sichern können – das zeigt uns, wo der Hase langläuft und wo Herr Lucha hinwill: Weg von der Vor-Ort-Versorgung in kleinen überschaubaren Einheiten, hin zu den riesigen Krankenhauskomplexen in der großen Stadt. Oder, wie Herr Lucha formuliert: Das "richtige Angebot am richtigen Ort". Allzu romantisch der Gedanke, man hätte im Falle eines Falles das nächste kleine, aber feine Krankenhaus in Reichweite, gute medizinische Grundversorgung, motiviertes Personal, man kennt sich, und das alles mit einer Fahrzeit von, sagen wir mal, zehn, zwanzig, dreißig Minuten. Das mag für Patienten und Besucher verlockend klingen, ist aber angeblich romantischer Unsinn. Aus Stuttgarter Sicht sagt sich sowas ja vermutlich ganz schön leicht.
Lob der Politik auch an kleine Krankenhäuser in Pandemie-Hochzeit
Ich frage mich im Übrigen, wie das eigentlich in der Hoch-Zeit der Pandemie gewesen wäre, wenn wir die kleinen Krankenhäuser nicht gehabt hätten. Auch die haben da weit über den Anschlag hinaus gearbeitet und gerettet, was zu retten war, auch zur Entlastung der großen Kliniken in großen Städten. Das geradezu überschwängliche Lob der Politik war den kleinen Krankenhäusern da gewiss. Aber das ist halt auch schon ein paar Wochen her.