Die geplanten Konzerte zum 80. Geburtstag der Kurpfälzer Sängerin und Liedermacherin Joana im Mannheimer "Schatzkistl" sind abgesagt worden. Die Künstlerin ist nach Angaben ihres Musikverlags erkrankt und kann deshalb nicht auftreten. Geplant waren drei Konzerte, am 11., 12. und am 13. Oktober.
Am Donnerstag teilte das "Schatzkistl" mit: Die Konzerte werden am 13., 14. und 15. Januar 2025 nachgeholt.
Am 11. Oktober wird Joana 80 Jahre alt. Ihr bürgerlicher Name ist Johanna Emetz, sie wurde in Titisee-Neustadt (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) geboren und wuchs in Mannheim auf. Ihre ersten Auftritte als Künstlerin hatte sie bereits Mitte der 1960er Jahre. Joana hat im Lauf ihrer Karriere mehrere Auszeichnungen gewonnen, darunter den Fernsehpreis "Goldene Europa" im Jahr 1974 und den Mannheimer "Bloomaulorden" (1994).
Die Gagen aus den drei geplanten Auftritten zusammen mit Gitarrist Adax Dörsam in der Mannheimer Kleinkunstbühne "Schatzkistl" wollte Joana an ein Mannheimer Hilfsprojekt für bedürftige Menschen weitergeben.
Wenige Tage bevor die Konzerte abgesagt und Ersatztermine bekannt gegeben wurden, hatte SWR Aktuell ein Interview mit Joana geführt:
SWR Aktuell: Anknüpfend an Ihr Lied "Ich staune bloß" von 2010, in dem es ums Älterwerden geht: Wie sehr staunen Sie, dass Sie mit 80 Jahren drei Mal hintereinander auf der Bühne stehen werden?
Joana: Naja, das wollen wir mal sehen, wie sehr ich nach den drei Tagen staunen werde. Ich staune eigentlich die ganze Zeit schon. Ich habe das Lied ja schon vor über zehn Jahren geschrieben, als ich gemerkt habe: Ah, das mit dem Älterwerden wird jetzt ernst, das linke Knie zwickt und der rechte Arm.... Und natürlich ist es so: Mit 80 wirds nochmal um zehn Jahre schlimmer, was da so alles passiert. Was mir gerade sehr auffällt: Die Menschen betrachten mich jetzt mit einem anderen Blick. Ich werde gerade jetzt ständig darauf angesprochen, dass ich 80 werde. Und dann denke ich bei mir: 80, ne wirklich? Ja, damit muss man sich abfinden....
Joana vor Konzerten in Mannheim: "Immer noch Lampenfieber"
SWR Aktuell: Wie wird das für Sie sein, an Ihrem 80. Geburtstag auf der Bühne zu stehen?
Joana: Also, es ist auf jeden Fall sehr, sehr aufregend. Ich bin zuletzt aber auch schon viel unterwegs gewesen und habe Konzerte gespielt, kürzlich erst in Berlin bei einer großen Veranstaltung. Aber diese drei Konzerte nacheinander, in meinem Lieblingstheater, dem "Schatzkistl" in Mannheim - das ist schon was ganz Besonderes für mich. Denn ich habe eigentlich immer und immer noch Lampenfieber. Und das wird diesmal umso schlimmer sein. Obwohl liebe Kolleginnen und Kollegen zu mir gesagt haben: Du brauchst doch kein Lampenfieber zu haben. Du kannst es doch! Aber trotzdem: Es ist eine gewisse Spannung da. Aber die vergeht meist, wenn ich so zwei Lieder gesungen habe und das Publikum mich freundlich empfangen hat - dann wirds gut! (lacht)
Joana ist auch unzählige Male im SWR-Fernsehen zu sehen gewesen. Hier ein Auftritt aus dem Jahr 2013 auf Schloss Edesheim (Kreis Südliche Weinstraße):
SWR Aktuell: Auf was können sich die Besucherinnen und Besucher dieser drei Konzerte im Mannheimer "Schatzkistl" freuen?
Joana: Es gibt Lieder aus den vergangenen 40, 50 Jahren. Da sind Lieder dabei, die ich in meiner Anfangszeit geschrieben habe, in den 1970er Jahren und neuere Lieder, die ich in den vergangenen Jahren geschrieben habe. Das war ein ganz schwieriger Prozess, die richtigen Lieder auszusuchen. Ich habe dann die rausgesucht, die mir sehr am Herzen liegen - "wolle mer mol gucke, obs de Leit gfalle dut!"
SWR Aktuell: Ihre ersten Auftritte hatten sie 1965. Sie blicken also auf eine sehr lange Karriere zurück, die noch nicht zu Ende ist. Was erstaunt Sie rückblickend am meisten?
Joana: Am meisten erstaunt mich, dass ich das "Showgeschäft" aus- und durchgehalten habe. Da sind einige Dinge passiert, unangenehme Dinge, Übergriffigkeiten. Ich weiß von einigen Kolleginnen, die deswegen aufgegeben haben, weil sie das nicht mehr aushalten konnten. Aber ich konnte mich davon immer fernhalten, mich auch gut präparieren, indem ich mir bestimmte Dinge von der Seele geschrieben habe. Was das anbelangt, habe ich 1980 das Lied "Als Frau in dem Metier" geschrieben. Und das singe ich heute noch, weil es immer noch gilt.
SWR Aktuell: Es ging konkret um sexuelle Übergriffe?
Joana: Alles mögliche. Verbale Übergriffigkeiten, natürlich. Aber auch sehr unangenehme Übergriffe, die in den Bereich "#MeToo" gehören. Ich bin aber nicht die einzige, wie man weiß. Wir haben uns unter uns Kolleginnen auch öfter mal darüber unterhalten: "Wenn Du zu dem und dem Herrn gehst, beim Fernsehen oder in irgendeiner Plattenfirma - geh nicht alleine rein, nimm jemanden mit." Und so haben wir es gehalten.
Joana: Aufrichtigkeit in hochdeutschen und in Dialekt-Liedern
SWR Aktuell: Was ist und war Ihnen als Künstlerin immer wichtig?
Joana: In meinen Liedern war mir immer Aufrichtigkeit wichtig. Aufrichtigkeit in den Inhalten, aber auch in der Form und in der Art, wie ich es geschrieben und verfasst habe. Es musste stimmen, auch im Dialekt. Denn manchmal sagen Leute: (im Dialekt) "Wenn Du im Dialekt schreibsch, kannsch ä bissle hie-schnuddle..."- nein, das kann man nicht: Auch der Dialekt hat Regeln und Struktur. Es war mir immer sehr wichtig, dass ich da das gleiche Maß anlege wie in meinen hochdeutschen Liedern. Und: Es sollte nicht nur mir gefallen, wenn ich da auf der Bühne stehe - ich habe ja auch Freude dran - , sondern auch meinem Publikum. Und wenn das zusammenfließt, ist das ideal. Und es ist mir bis heute - toi, toi, toi - gelungen.
Singen und auf der Bühne stehen "auch eine Kraftanstrengung"
SWR Aktuell: Mit 80 muss ja noch lange nicht Schluss sein... - Wie lange können wir Sie denn noch auf der Bühne erleben?
Joana: Das weiß ich nicht. Ich habe natürlich jetzt in dieser "Vorphase" des 80. Geburtstags, in der ich ständig darauf angesprochen werde, sehr überlegt: Kann ich meine Qualität weiter einhalten? Kann ich weiter gut singen? Ich sorge dafür, ich mache regelmäßig Gesangstraining mit meiner Lehrerin Renate Wellmann aus Heidelberg. Ich versuche, gesund zu leben, weil Singen ja auch eine Kraftanstrengung ist. Das Auf-der-Bühne-Stehen, das ganze Drumherum, das Packen, das Reisen, ins Hotel und so weiter. Ich bin jetzt gerade wieder viel Zug gefahren - das ist körperlich alles sehr, sehr anstrengend. Ich weiß nicht, wie lange das noch geht. Aber dass ich an Bühnen-Ruhestand gedacht habe, das stimmt natürlich auch.
SWR Aktuell: Ist denn Ruhestand als Musikerin überhaupt denkbar?
Joana: Das ist eine gute Frage. Also ein kompletter Ruhestand ist nicht denkbar. Selbst wenn ich wirklich mal aufhören sollte, auf die Bühne zu gehen, dann würde ich halt zu Hause meine Gitarre nehmen und irgendwas singen, für mich - so wie ich das jetzt noch mache, wenn ich mal in einer trüben Stimmung bin. Dann geh ich zu meiner Gitarre und sing zum Beispiel "Die Gedanken sind frei" - und dann gehts mir schon wieder ein bisschen besser.