Ulrike Schäfer ist die Polizeipräsidentin vom Polizeipräsidium Mannheim.

Ulrike Schäfer über Rouven Laur und Waffenverbotszonen

Nach tödlicher Messerattacke am Marktplatz: Mannheimer Polizeipräsidentin im Interview

Stand
Das Interview führte
Laura Uzupyte

Ulrike Schäfer, Polizeipräsidentin des Polizeipräsidiums Mannheim, erzählt, wie es den Kolleginnen und Kollegen nach dem Tod von Rouven Laur geht und was sich verändert hat.

Drei Monate nach der tödlichen Messerattacke am Mannheimer Marktplatz äußert sich Ulrike Schäfer, Präsidentin des Polizeipräsidiums Mannheim, erstmals gegenüber dem SWR. Sie erzählt, wie es den Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten nach dem Tod von Rouven Laur geht, wie sie zu den Waffenverbotszonen in der Stadt steht und was sie sich für das Polizeipräsidium wünscht.

SWR Aktuell: Wie geht es den Beamtinnen und Beamten des Polizeipräsidiums Mannheim knapp drei Monate nach dem tödlichen Messerangriff auf Rouven Laur?

Ulrike Schäfer: Das war natürlich für alle ein unfassbares, schreckliches Ereignis. Der Angriff auf Rouven Laur und sein Tod sind immer noch sehr präsent bei uns im Präsidium. Es ist eine Lücke da und ich denke, dass das alles bei uns noch in Erinnerung bleiben wird. Der Alltag wird nie mehr so sein, wie er davor war. Insofern würde ich sagen, es gibt ein Davor und Danach.

SWR Aktuell: Die Tat vom 31. Mai 2024 hat bundesweit viele Menschen schockiert und erschüttert. Wie geht es den Kolleginnen und Kollegen, die mit Rouven Laur gearbeitet haben?

Ulrike Schäfer: Die Kolleginnen und Kollegen sind an jenem Tag sofort auch psychologisch betreut worden. Das werden sie nach wie vor. Da geht jeder anders damit um. Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die mehr Bedarf an Betreuung haben, manche weniger. Der Zusammenhalt ist unglaublich groß. Überwiegend sind die Kolleginnen und Kollegen auch wieder im Dienst und machen Einsätze. Es gibt wenige, die immer noch betreut werden und ihren dienstlichen Alltag noch nicht wieder aufnehmen konnten.

Polizeipräsidentin Ulrike Schäfer hat große Anteilnahme nach dem Tod von Rouven Laur wahrgenommen, sagt sie. 

SWR Aktuell: Wie schnell ist nach der Messerattacke der Alltag ins Präsidium zurückgekehrt?

Ulrike Schäfer: Wir mussten in Mannheim unmittelbar nach der Tat auf dem Marktplatz eine Versammlung schützen. Der Alltag ging weiter, die Kriminalität ging weiter. Da nimmt niemand Rücksicht auf meine Kolleginnen und Kollegen. Die haben das sehr professionell gemacht. Für viele gibt es auch Halt, wenn sie ihren Alltag oder ihren Dienst einfach so weiterführen können. Wir müssen für die Sicherheit der Menschen sorgen. Damit sind wir sehr professionell umgegangen und haben unsere Aufgaben erledigt.

SWR Aktuell: Einige der Polizistinnen und Polizisten tragen ein Rouven Laur Gedenkabzeichen auf der Uniform - auch als Zeichen der gestiegenen Angriffe auf Einsatzkräfte. Wie wichtig ist das Ihrer Meinung nach?

Ulrike Schäfer: Das baden-württembergische Innenministerium hat dieses Gedenkabzeichen für Rouven Laur sofort in Auftrag gegeben und inzwischen an alle Beschäftigten der Polizei verteilt. Es ist offiziell genehmigt, das auch an der Uniform zu tragen. Ich glaube, dass das ein wichtiges Zeichen auch für die Kolleginnen und Kollegen in der Polizei und besonders beim Polizeipräsidium Mannheim ist. Es ist wichtig, dass wir das Gedenken aufrechterhalten. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn man einen Kollegen im Dienst verliert. Das Gedenken an den verstorbenen Kollegen ist einfach sehr, sehr wichtig.

SWR Aktuell: Die Zahl der Messerattacken nimmt bundesweit zu. Braucht es vor diesem Hintergrund neue Arbeitsmittel, neue Ausrüstung, damit sich Polizeibeamtinnen und -beamte besser schützen können?

Ulrike Schäfer: Ich denke, dass wir gesehen haben, dass sowas, trotz sehr sorgfältiger Vorbereitung eines solchen Einsatzes und wirklich auch guter Ausrüstung der Polizei, eben nicht verhindert werden kann. Im Grunde prüfen wir regelmäßig, ob Bedarf an Ausrüstung, Fortbildung, Einsatztraining erforderlich ist. Ich denke, wir müssen da einfach auch sagen, dass wir da an Grenzen stoßen. Weil man bestimmte Fälle - da gehört auch der schreckliche Fall von Rouven Lauer dazu - nicht verhindern können.

SWR Aktuell: Die Debatte über Messer- und Waffenverbotszonen kocht mancherorts über. Müssten Messer im öffentlichen Raum nicht generell verboten werden?

Ulrike Schäfer: Ich glaube, man muss insgesamt grundsätzlich wieder den gesellschaftlichen Blick darauf werfen, dass diese Fälle zunehmen. Da müssen wir einfach auch diesen Diskurs in der Gesellschaft führen, was wir wollen. Und ob wir das akzeptieren wollen, dass das zunimmt und dass die Menschen wie selbstverständlich Messer mitführen. Aber das ist keine Frage, die die Polizei beantworten kann.

SWR Aktuell: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ulrike Schäfer: Mir ist auf jeden Fall sehr wichtig, dass wir immer das Andenken an Rouven Lauer aufrechterhalten. Das ist auch für die Kolleginnen und Kollegen wichtig und ein Zeichen der Wertschätzung. Ich würde mir wünschen, dass die Anteilnahme der Bevölkerung, die riesengroß war, noch länger andauert. Ebenso der Zusammenhalt zwischen Bevölkerung und Polizei. Die Polizei genießt ein großes Vertrauen in der Mehrheit der Bevölkerung, das soll einfach so bleiben. Ich wünsche mir auch, dass die Polizei nicht der Prellbock für alle Probleme ist. Denn die Polizei kann gesellschaftliche Probleme nicht alleine lösen.

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