"Integration kann nur mittendrin stattfinden"

Interview: Gemeinschaftsunterkunft in Hockenheim soll "Haus der Kulturen" werden

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Isabel Handrich
Isabel Handrich

In Hockenheim soll eine Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete entstehen. Die Stadt will einen Ort der Integration schaffen, erklärt der Bürgermeister im SWR-Interview.

In Hockenheim (Rhein-Neckar-Kreis) soll eine zweite Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete entstehen - ein Ort für alle, erklärt Thomas Jakob-Lichtenberg. Als Erster Beigeordneter ist er zuständig für das Integrationsmanagement der Stadt Hockenheim.

SWR Aktuell: Wieso braucht Hockenheim diese Gemeinschaftsunterkunft?  

Thomas Jakob-Lichtenberg: Wie alle Kommunen hatten wir seit 2015 die neue Herausforderung, dass wir Geflüchtete aufnehmen müssen. Das hat damals noch ganz gut geklappt. Dann kam der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine und viele Ukrainer sind dann zu uns gekommen. Wir konnten einige als Mieter in privaten Wohnraum vermitteln. Das hat für über 200 Menschen in Hockenheim funktioniert, aber auch diese Kapazität ist endlich. Daher fiel der Entschluss, ein ehemaliges Seniorenheim in eine Gemeinschaftsunterkunft umzuwandeln.  

In die Rathausstraße 8 in Hockenheim soll ein Gemeinschaftsunterkuunft einziehen.
Mitten im Zentrum soll ein Ort der Integration entstehen, aktuell befindet sich noch ein Seniorenheim im Gebäude.

SWR Aktuell: Die Immobilie haben sie im vergangenen Jahr für 6,5 Millionen Euro erworben, am Mittwoch wurde das Konzept "Haus der Kulturen" einstimmig im Gemeinderat beschlossen. Was ist die Idee dahinter?  

Thomas Jakob-Lichtenberg: Ziel des Konzeptes ist es, die Akzeptanz aus der Bevölkerung zu bekommen. Außerdem wollen wir eine Pflichtaufgabe, die wir als Kommune haben, sinnvoll angehen. Es gibt die vorläufige Unterbringung, die überwiegend in Containern und in Gewerbegebieten stattfindet - aber das hemmt die Integration. 

Integration kann eigentlich nur mittendrin stattfinden."

Deshalb holen wir die Geflüchteten in unsere Mitte. Und da wollen wir sie auch nicht alleine lassen. Wir öffnen das Gebäude und werden über das "Haus der Kulturen" sehr viele Kontaktmöglichkeiten schaffen. 

SWR Aktuell: Was ist außerdem an dem Standort geplant? 

Thomas Jakob-Lichtenberg:  Wir haben uns Gedanken darüber gemacht, wie wir das Projekt für die gesamte Bevölkerung öffnen können. Für die Weiterentwicklung des Standorts zu einem attraktiven "Quartier" haben wir vom Land Zuschüsse bekommen – so entsteht das neue "Quartier Rathaus".  Zentraler Punkt dort wird das "Haus der Kulturen" sein. Neben den Geflüchteten soll künftig auch ein Reparatur-Café einziehen. Dazu kommen das gesamte städtische Integrationsmanagement und zwölf Lokale-Agenda-Gruppen – also andere Initiativen aus Hockenheim. Eine organisiert zum Beispiel internationale Kochabende.

SWR Aktuell: Der Vorschlag wurde einstimmig im Gemeinderat angenommen, aber was sagen die Hockenheimerinnen und Hockenheimern dazu?  

Thomas Jakob-Lichtenberg: Als wir das Haus gekauft haben, gab es natürlich vereinzelt Stimmen in den sozialen Medien mit einem großen Fragezeichen zu diesem Thema. Wir haben als Stadt darauf reagiert und die Situation erklä aktuellrt. Diese Stimmen wird es immer geben, es waren aber wenige. Deshalb kam auch die Idee der Namensgebung auf: Haus der Kulturen. Das zeigt ja schon, dass hier alle willkommen sind. Ich denke, wenn wir das auch leben, kann das ganz gut werden. 

SWR Aktuell: Wie geht es jetzt weiter? 

Thomas Jakob-Lichtenberg: Im Moment wird das Gebäude noch als Seniorenheim genutzt. Die Seniorinnen und Senioren werden aber im Sommer in einen Neubau ziehen. Dann ist die Immobilie frei für vorbereitende Maßnahmen. Baulich müssen wir noch einiges verändern, aber im Dachgeschoss befinden sich schon kleine Wohnungen. Dort könnten ab Herbst ungefähr 70 Personen einziehen. Vorher wollen wir außerdem einen Tag der Offenen Tür veranstalten.

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