Heidelberg ist in Baden-Württemberg ein beliebtes Ziel für Touristen. Mit über 1,6 Millionen Übernachtungen im Jahr - Tendenz steigend - vereint Heidelberg fast ein Drittel aller von der Statistik erfassten Übernachtungen in Baden-Württemberg.
Nach der Corona-Pandemie gab es einen heftigen Einbruch, der inzwischen aber überwunden ist. Die Zahlen für die ersten fünf Monate des Jahres 2024 zeigen, dass die Übernachtungszahlen von 2019 mittlerweile sogar übertroffen werden.
Straßenumfrage zum Übertourismus in Heidelberg
Dass es in der Heidelberger Hauptstraße voll ist, ist der Normalzustand - manchmal ist sie sogar übervoll. Das führt zu der Frage, ob Heidelberg unter Übertourismus leidet?
Eine SWR-Umfrage unter Passanten in der Stadt ergab ein gemischtes Bild. Einige sagen, "Ich wollte in der Innenstadt nicht mehr wohnen", für andere bezeichen die vielen Touristen als "normal".
Stimmen aus der Heidelberger Innenstadt:
Der Trend: Noch mehr Touristen in Heidelberg
2019 übernachteten rund 1,65 Millionen Menschen in Heidelberg, davon fast ein Drittel aus dem Ausland. Im Jahr 2023 war der drastische Einbruch während Corona schon fast wieder aufgeholt.
Bei den Übernachtungszahlen bis inklusive Mai 2024 zeichnet sich ein Trend ab, den das baden-württembergische Landesamt für Statistik zusammengetragen hat: Fast elf Prozent mehr als 2019 und auch fast sechs Prozent mehr als im Vorjahr. In die Statistik fließen nur Betriebe mit über zehn Betten ein.
13 Millionen Tagesbesucher in Heidelberg jährlich
Die Zahl der Übernachtungen ist eine Möglichkeit, die Touristenströme in Heidelberg zu messen. Schaut man sich die Zahl der Tagesgäste an, ergibt sich nochmal ein anderes Bild. 13 Millionen Menschen besuchen Heidelberg jedes Jahr. Fast 36.000 drängen sich also im Durchschnitt jeden Tag in der Stadt - das größte Gedränge gibt es im Sommer.
Doch wie viele Tagesgäste verträgt Heidelberg? Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos) sagt, die Stadt setze bei den Besuchern auf Qualität und nicht auf Masse. Seine recht eindeutige Botschaft ist daher: Mehr Übernachtungen und weniger Tagesgäste sind gewünscht.
Oberbürgermeister Würzner zum Tourismus in Heidelberg:
Tagesbesucher bei Gastronomen nicht beliebt
Nicht alle Gastronomen in Heidelberg sind begeistert von Busladungen voller ziemlich abgehetzter Tagesgäste. Einzelne Betriebe haben das in der Vergangenheit mit Schildern sehr deutlich gemacht. Für "Heidelberg Marketing" ist das erklärte Ziel ohnehin: Qualität vor Quantität, sagt Geschäftsführer Mathias Schiemer. Tagestouristen werde es immer geben, sagt er. Schiemer betont aber auch, dass jeder einmal Tagestourist ist - zum Beispiel bei einem Ausflug in die Pfalz.
Das Wort vom Übertourismus, auf englisch "overtourism", werde ohnehin zu schnell benutzt, so Schiemer. Er fordert stattdessen einen Ausbau der Infrastruktur, wie zum Beispiel mehr Busparkplätze:
Eintrittsgeld wie in Venedig in Heidelberg nicht umsetzbar
Tourismusgeplagte Städte wie Venedig haben ein Eintrittsgeld für Tagestouristen erprobt. Für Heidelberg gibt es zumindest für die Übernachtungsgäste etwas Ähnliches mit der Bettensteuer. Ein generelles Eintrittsgeld - da sind sich die wichtigsten Akteure in Heidelberg einig - wäre technisch aber zu umständlich und politisch nicht durchsetzbar.
Die Tagestouristen werden bleiben, aber die Zahl der Übernachtungen wird auch weiter steigen, soviel ist jetzt schon sicher. Denn die Zahl der Betten in Heidelberg geht hoch, 2.000 bis 2.500 mehr werden es demnächst im Vergleich zu den Vorjahren sein, schätzt Mathias Schiemer. Allein das neue Parkhotel Atlantic steuert 310 Zimmer bei.
Diese Betten werden gebraucht, denn Heidelberg ist seit der Eröffnung des Heidelberg Congress Center im Frühjahr auch Kongressstadt. Angesichts der Bedeutung der Stadt für Wissenschaft und Forschung, hatte sich das viele Verantwortliche aus Wissenschaft und Politik schon lange gewünscht.