SWR-Intendant Kai Gniffke hat am Freitag im Mannheimer Technoseum an einer Podiumsdiskussion zur Frage "Bad news are good news?" (Sind schlechte Nachrichten gute Nachrichten?) teilgenommen.
Vor der Veranstaltung nahm sich Gniffke Zeit für ein Interview, bei dem es darum ging, welchen Stellenwert das SWR Studio Mannheim-Ludwigshafen innerhalb des SWR hat und welche Rolle Nachrichten aus der Region auch künftig spielen werden.
SWR-Intendant Gniffke: "Ich kann mir die Fragen nicht aussuchen"
SWR Aktuell: Wie wichtig ist es Ihnen - in Ihrer Doppelfunktion als SWR-Intendant und ARD-Vorsitzender - sich auch unbequemen Fragen zu stellen, wie bei der Veranstaltung im Mannheimer Technoseum?
Kai Gniffke: Ich kann mir die Fragen nicht aussuchen. Aber ich freue mich, wenn Menschen sich dafür interessieren, was wir tun, was der SWR tut, was die ARD tut. Darüber möchte ich Auskunft geben. Denn ich glaube, wir haben eine gute Botschaft: Die ARD ist in Bewegung, verändert sich, ist innovativ und ist vor allen Dingen wichtig für diese Gesellschaft.
Studio Mannheim-Ludwigshafen funktioniert "über Landesgrenzen hinweg"
SWR Aktuell: Nachrichten sind natürlich ein Kerngeschäft der SWR-Regionalstudios, zum Beispiel hier in Mannheim. Wie wichtig ist die Nachrichtenversorgung des SWR aus der Rhein-Neckar-Region – und wie wichtig wird sie künftig noch werden?
Kai Gniffke: Das Studio Mannheim-Ludwigshafen ist ein ganz besonderes Studio. Das einzige Studio im SWR, das über Landesgrenzen hinweg funktioniert. Deshalb ist es von zentraler Bedeutung für uns - für das gesamte Unternehmen, aber natürlich auch für die regionalen Inhalte. Denn es gibt viel Berichtenswertes in der Region. Zu sehen unter anderem in der tollen SWR-Doku "Die Stadt, die niemals schläft" aus Ludwigshafen. Hier sind Menschen zu Hause wie Bülent Ceylan, Comedian aus Mannheim, oder Lena Odenthal, ARD Tatort-Kommissarin, die in Ludwigshafen ihren Dienst versieht. Die Region ist außerdem eine Sport-Hochburg. Hier gibt es großartige Vereine, die den deutschen Sport entscheidend prägen.
Gniffke: "Wir müssen nah bei den Menschen sein"
SWR Aktuell: Sie sagen, es gehe jetzt im SWR und auch in der ARD wieder verstärkt darum, Vertrauen bei den Menschen zu schaffen oder zurückzugewinnen. Das funktioniert ja unter anderem in der Form, dass wir vom SWR rausgehen zu den Menschen vor Ort und in die Region. Inwiefern unterstützen Sie das? Inwieweit hat das bei Ihnen Priorität?
Kai Gniffke: Wir müssen nah an den Menschen dran sein, und das sind wir auch! Wir haben in der Pandemie gemerkt, wie sehr uns die Menschen vertrauen. Dieses Vertrauen dürfen wir nicht aufs Spiel setzen. Und da, wo es erschüttert worden ist, müssen wir es auch wiederherstellen. Das ist wichtig. Aber das ist nur zu leisten, indem wir den Leuten in den Regionen immer wieder deutlich machen: "Wir sind bei Euch."
SWR Aktuell: Das SWR Regionalstudio Mannheim-Ludwigshafen zieht Ende 2023 in ein neues Funkhaus um, das gerade am Neckarufer in Mannheim gebaut wird. Welchen Stellenwert hat für Sie das SWR-Regionalstudio Mannheim-Ludwigshafen?
Kai Gniffke: Das Studio Mannheim-Ludwigshafen hat eine Sonderrolle innerhalb des SWR, weil es - wie gesagt- als einziges Studio über Landesgrenzen hinweg funktioniert. Allein deshalb ist es schon für die Unternehmenskultur ein überaus wichtiges Studio. Und wenn es jetzt ein neues Zuhause bekommt, dann ist das auch Ausdruck dafür, dass wir auf die Regionen setzen, dass wir keinen Millimeter aus den Regionen zurückweichen, sondern dass wir im Gegenteil hier unsere Anstrengungen verstärken wollen.
"Müssen stark auf Technologie setzen - haben noch Luft nach oben"
SWR Aktuell: Das Medien-Nutzungsverhalten der Menschen hat sich ja stark verändert, das Smartphone ist für viele Menschen unverzichtbar. Welche Rolle spielen künftig die Verbreitungswege der Nachrichten und Berichte des SWR - also die Frage, wie und wo diese Nachrichten ausgespielt und konsumiert werden?
Kai Gniffke: Ich glaube, das ist etwas, wo wir Journalismus noch weiterentwickeln müssen. Wir müssen künftig immer genau mitdenken: Wo will ich meinen Inhalt eigentlich transportieren? Auf welchem Ausspielweg will ich den Menschen ein Begleiter im Alltag sein - mit Nachrichten oder mit anderen Inhalten? Da müssen wir sehr stark auch auf Technologie setzen. Ich glaube, da haben wir immer noch Luft nach oben. Aber wir sind auf einem sehr guten Weg. Wenn man sich anguckt, wie viele Ressourcen wir schon verschoben haben, hin zu einer Nutzung von Menschen, die ja - selbst in meinem Alter mit 62 - nicht-lineare Inhalte nutzen, zusätzlich zu unseren linear verbreiteten Programmen: Dann, glaube ich, sind wir echt auf einem guten Weg!
Kai Gniffke im Instagram-Talk "Fragt, was Ihr wollt" bei SWR3
Auf den Instagram-Kanälen von SWR3 und der ARD hatte sich Gniffke am 24. Januar unter dem Motto "Fragt, was ihr wollt" den Fragen von Hörern, Usern und Zuschauern gestellt. SWR3-Moderator Constantin Zöller hatte die Session moderiert. In dem Format stellten Interessierte Fragen rund um die ARD und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Wer ist Kai Gniffke?
Kai Gniffke wurde am 20. November 1960 in Frankfurt am Main geboren. Das Studium der Politikwissenschaft, Soziologie und des Öffentliches Rechts schloss er 1992 mit der Promotion zum Dr. phil. ab. Als Reporter und Schlussredakteur arbeitete er bei den Fernsehnachrichten des SWF in Mainz und ab 1995 als Landespolitischer Korrespondent. 1999 übernahm er die Leitung der Redaktion ARD-aktuell beim SWR in Rheinland-Pfalz. Von 2003 bis 2005 war er Zweiter Chefredakteur ARD-aktuell. Von 2006 bis 2019 verantwortete er als Erster Chefredakteur ARD-aktuell unter anderem die Tagesschau, Tagesthemen und tagesschau.de.
Seit September 2019 ist er Intendant des Südwestrundfunks. Anfang 2023 löste Gniffke den Intendanten des Westdeutschen Rundfunks (WDR), Tom Buhrow, als ARD-Vorsitzenden ab. Der ARD-Vorsitz führt die Geschäfte der Arbeitsgemeinschaft und zeichnet in dieser Zeit rechtsverbindlich für die Gemeinschaft. Zur ARD gehören die neun Landesrundfunkanstalten, außerdem der Auslandssender Deutsche Welle.