Schon kurz nach Ausbruch des russischen Angrifsskriegs in der Ukraine wurden am Johanna-Geissmar-Gymnasium im Mannheimer Stadtteil Schönau etwa 20 ukrainische Flüchtlingskinder in den Schulalltag integriert. Geholfen haben dabei unter anderem die Russisch-Sprachkenntnisse der Kunstlehrerin Ella Kehrer. Sie wurde für die ukrainischen Kinder quasi zur Haupt-Bezugsperson.
Projekt an Gymnasium in Mannheim: Was ist schön an der Schönau?
Zu diesem Zeitpunkt hatte Ella Kehrer zusammen mit Kinderbuch-Illustratorin Stella Dreis ein Kunstprojekt mit Schülern aus der sechsten Klasse gestartet: Mit Bildern und Texten sollten die Kinder darstellen, was sie am Mannheimer Stadtteil Schönau schön oder weniger schön finden. Die Schönau hat in Mannheim nicht den besten Ruf, gilt manchen als sozialer Brennpunkt. Die elf ukrainischen Kinder wurden sofort Teil des Kunstprojekts und malten und schrieben eifrig mit.
Ukrainische Kinder teils traumatisiert vom Krieg
Resultat: Die Kinder geben in ihren Bildern und Texten jeweils ganz individuelle Einblicke in das, was sie beschäftigt. Die ukrainischen Kinder sind teilweise vom Krieg traumatisiert und hatten oder haben noch keinen wirklichen Bezug zum Mannheimer Stadtteil Schönau. Also verarbeiteten viele von ihnen in ihren Bildern Erlebnisse aus ihrem Heimatland: Sie zeigen Krieg, Angst, Zerstörung - aber auch Hoffnung.
Bild von Kind aus Charkiw: Mit dem Heißluftballon zur toten Mutter
Das Bild der zwölfjährigen Katja, die aus der ukrainischen Stadt Charkiw stammt, zeigt einen Jungen, der mit einem bunten Heißluftballon fliegt. Ziel der Reise laut Katja: Die verstorbene Mutter des Jungen, irgendwo in den Wolken. Katja sagt, sie wolle mit dem Bild ihr Land verteidigen und hoffe, dass es wieder genau so schön werde, wie es einmal war.
Mit dem Zug vom Bösewicht "weg-katapultiert"
Auf dem Bild von Serra, einer Schülerin aus Mannheim: Eine Bahn, die sich von einem Bösewicht "weg-katapultiert", um schließlich im Mannheimer Stadtteil Schönau zu landen. Serra sagte, es habe ihr besonders gefallen, dass sie bei dem Projekt ganz frei malen und sich mit anderen austauschen konnte. Was sie an der Schönau mag? Ihre Freunde und der ausgezeichnete Döner.
Die Schönau mit Kinderaugen: Graffiti, Mäuse, zerbrochene Scheiben
Die Bilder der Sechstklässler zeigen auch die aus Sicht vieler Schüler unschönen Seiten des Stadtteils Schönau: Graffiti, Mäuse und zerbrochene Scheiben. Sie beschreiben auf spielerische Art, was für sie zum Alltag gehört. Die Kinder seien aber von Anfang an mit Humor an die Aufgabe herangegangen. Die Ergebnisse brächten den Betrachter oft zum Schmunzeln, erzählt die Kinderbuch-Illustratorin Stella Dreis. Die Kinder am Johanna-Geissmar-Gymnasium, so Dreis, hätten ihren Stadtteil aber trotz Eigenheiten zu schätzen gelernt.
Bilder und Texte in Buch zusammengefasst
Alle Bilder und Texte sind nun in einem Buch zu sehen und zu lesen. Den Kindern sei es sehr wichtig gewesen, dass aus dem Projekt am Ende ein richtiges gedrucktes Buch herauskomme, so Kunstlehrerin Ella Kehrer. Die Auflage ist allerdings nicht sehr hoch: Es gibt nur so viele Bücher wie an dem Projekt Beteiligte.
Das Buch soll auch nicht in den Verkauf gehen. Zusammen mit der offiziellen Buchvorstellung soll es am Nachmittag des 17. Februar auch eine Ausstellung geben. Ort: Stadtbibliothek Mannheim, Zweigstelle Schönau.