Das Flugticket nach Israel ist schon gebucht, die nächste Reise muss Albrecht Lohrbächer aber absagen. Der 80-Jährige Weinheimer (Rhein-Neckar-Kreis) wird am 23. Oktober nicht nach Tel Aviv fliegen, nicht die Partnerstadt Ramat Gan besuchen, deren Ehrenbüger er ist. Stündlich, sagt er, erreichen ihn Anrufe und Nachrichten aus Israel. Die letzten Zeilen kommen von einer Lehrerin, die erst im Juli zu Gast an der Bergstraße war. Sie ist im Austausch mit Menschen, die an der Grenze zum Gaza-Streifen leben. Über einen Messenger-Dienst hält sie Kontakt zu Lohrbächer.
Albrecht Lohrbächer machen diese Nachrichten sprachlos. Dabei ist er kein stiller Mann, im Gegenteil. Er organisiert, setzt sich für Verständigung ein, als Vorsitzender des Freundeskreises Weinheim-Ramat Gan und Ehrenbürger der israelischen Partnerstadt. Die Gründe für die explodierende Gewalt seien komplex, sagt er. Gegenseitige Annäherung oder Versuche dazu habe er in all den Jahren seiner Reisen nie erkennen können.
Austausch mit Israel aktuell nicht mehr möglich
Im November sollte es einen Austausch des Weinheimer Stadtjugendrings mit der israelischen Partnerstadt geben. Doch daran sei nicht zu denken, sagt Lohrbächer. Er und der Weinheimer Oberbürgermeister Manuel Just (CDU) seien derzeit im ständigen Gespräch. Wann und ob überhaupt wieder ein organisierter Austausch stattfinden kann sei fraglich. Wichtig sei jetzt Solidarität mit Israel, sagt der ehemalige evangelische Stadtdekan. Doch hier liege auch das Problem: Einerseits nicht zu kommen, gleichzeitig aber solidarisch zu sein - das sei ein schwieriger Spagat. Aber Lohrbächer findet auch deutliche Worte: Er sorgt sich um Israel als Staat.
Gedenken und erste Hilfe für Israel anbieten
Am Donnerstag, 12. Oktober, soll in Weinheim eine Solidaritätskundgebung für Israel stattfinden, wie an vielen Orten in Deutschland in dieser Woche. Doch der Blick und die Anteilnahme müssten jetzt auch konkret werden, auch wenn noch viele Fragen offen seien, sagt Lohrbächer. Möglicherweise werde es Sammelaktionen geben, an denen man sich beteilige - für Menschen aus den angegriffenen Grenzregionen, die jetzt unter anderem in Ramat Gan Unterschlupf bekommen haben und vorerst in Sicherheit sind.