Der Deutsche Landkreistag fordert ein nationales Roaming, um Lücken im Handynetz zu schließen. Dabei sollen Nutzerinnen und Nutzer eines Mobilfunknetzes sich in ein anderes Netz einwählen können, wenn das ihres eigenen Anbieters nicht erreichbar ist. "Wenn wir es schaffen würden, dass Sie mit einem Telekom-Vertrag auch im Vodafone-Gebiet Netz haben, obwohl Sie den falschen Vertrag in der Tasche haben, hätte man schon viel gewonnen", sagte Präsident Achim Brötel.
Immer noch Lücken in der Mobilfunk-Versorgung
Laut der Bundesnetzagentur gibt es bundesweit mit Blick auf schnelle 4G- oder 5G-Abdeckung noch auf 2,2 Prozent der Fläche "weiße Flecken" (ohne Mobilfunkanbieter). Auf rund 14,2 Prozent gibt es "graue Flecken", das heißt, es gibt dort mindestens einen Mobilfunkanbieter, aber nicht alle. Funklöcher ohne jegliche Versorgung - also auch ohne 2G - gibt es demnach auf lediglich 0,2 Prozent der Fläche.
Landrat Brötel: "Was in Europa geht, geht in Deutschland nicht"
Der CDU-Politiker Brötel, der Landrat im baden-württembergischen Neckar-Odenwald-Kreis ist, verweist auf die Situation bei Auslandsreisen. Im Urlaub in Italien beispielsweise wähle sich das Handy in eines der örtlichen Netze ein. "Das, was in Europa geht, geht in Deutschland nicht." Der Bund habe es bisher nicht geschafft, entsprechende Vorgaben zu beschließen.
Der Vorschlag, Roaming auch in Deutschland zu ermöglichen, ist nicht neu. Vor rund anderthalb Jahren hatte sich bereits die SPD-Fraktion im baden-württembergischen Landtag für ein solches Modell stark gemacht.
Mobilfunknetze und 5G SPD setzt auf "Roaming" gegen Funklöcher auf dem Land
Im Funkloch in ein anderes Handynetz wechseln. Das wünscht sich die SPD in BW und denkt an den ländlichen Raum. Zurückhaltender ist das Land und verfolgt einen anderen Ansatz.
Telekom kritisiert Vorstoß zu National Roaming
Die Telekom äußerte sich kritisch zu dem Vorstoß der Landkreise. "National Roaming kann, wenn überhaupt, maximal bei grauen Flecken helfen", sagte eine Sprecherin. "Nicht-ausbauwillige Anbieter können durch die Huckepack-Mitnutzung der wettbewerblichen Infrastruktur die Investitionen in ihr eigenes Netz sparen." Somit würde National Roaming kein einziges Funkloch schließen. Im Gegenteil würden behördliche Vorgaben dieser Art Investitionen in den Netzausbau bremsen. "Die Optimierung der bestehenden Netze würde auf das Nötigste zurückgefahren, da hier keine positiven Effekte dieser Investitionen auf den eigenen Umsatz zu erwarten wären." National Roaming würde mittelfristig damit sogar zu einer Verschlechterung der Versorgung gerade im ländlichen Raum führen.
Schwierige Suche nach Standorten für Mobilfunk-Masten
Die Telekom betonte, die Kommunen stünden in der Pflicht, die Mobilfunkbetreiber bei der schwierigen Suche nach Standorten zu unterstützen. Geeignete kommunale Grundstücke müssten entsprechend angeboten werden. "Würde dies flächendeckend konsequent erfolgen, wäre die schwierige und zeitaufwendige Suche nach Maststandorten deutlich leichter", sagte die Sprecherin.