Der baden-württembergische Landesverband des Deutschen Kitaverbandes kritisiert das vergangene Woche beschlossene Sprachförderkonzept der grün-schwarzen Landesregierung. Das sei ein schulisches Konzept, das schon bislang nichts gebracht habe, so die Kritik des Kitaverbandes.
Für Kinder mit erheblichen Sprachdefiziten
Mit dem Programm sollen Kinder mit Sprachproblemen frühzeitig gefördert werden. So sollen nach den kommenden Sommerferien Kita-Kinder, bei denen in ihrer Einschulungsuntersuchung erhebliche Sprachdefizite festgestellt wurden, im Jahr vor der Einschulung eine verpflichtende Sprachförderung von vier Stunden pro Woche in Gruppen erhalten.
Sprechen die Kinder danach noch immer nicht ausreichend Deutsch, sollen sie ab dem Schuljahr 2026/2027 in der Grundschule in sogenannten Juniorklassen gefördert werden. Bisher wurden Kinder in solchen Fällen vom Schulbesuch zurückgestellt.
Los geht das Programm erst mal nur in 450 Gruppen, in den kommenden drei Jahren soll das Programm dann landesweit ausgebaut und ab Herbst 2027 flächendeckend in 4.200 Gruppen in Baden-Württemberg angeboten werden. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) rechnet damit, dass etwa ein Drittel der Viereinhalbjährigen, die bei einer Schuleingangsuntersuchung getestet werden, zusätzlich gefördert werden müssen. Das wären ungefähr 30.000 Kinder pro Jahr. Für das Programm muss das Land auch noch Personal anwerben.
Was Baden-Württembergs Bildungsministerin Theresa Schopper (Grüne) zur Sprachförderung für Vorschulkinder in der Nachrichtensendung SWR Aktuell in der vergangenen Woche sagte:
Kitaverband: Vorschulkinder dürften nicht wie Schüler behandelt werden
Der Kitaverband übt Kritik an diesem geplanten Konzept. Die frühkindliche Forschung komme zu dem Ergebnis, dass Kinder im Kindergartenalter anders lernten. Sie dürften nicht wie Schüler behandelt werden, teilte der Landesvorsitzende des Deutschen Kitaverbandes Clemens Weegmann auf Nachfrage mit. Ein vierstündiges Sprachförderprogramm bringe Vorschulkindern nichts. Fünfjährige bräuchten den ganzen Tag über ein sprachförderliches Umfeld, also Erwachsene, die interessiert an ihnen seien und mit denen sie die Welt erforschen und besprechen könnten.
Individuelles Lernen müsse im Kindergarten im Vordergrund stehen und dürfe nicht durch schulische Konzepte geschwächt werden. Durch den Fachkräftemangel gebe es mittlerweile auch 20 Prozent Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger. Hier beobachte man eine Aufweichung der Qualitätsstandards. Der Deutsche Kitaverband in Baden-Württemberg schlägt deshalb verpflichtende Fachberatungen vor, anhand derer die pädagogische Qualität jährlich neu bewertet werden kann.