An einem heißen Sommertag liegt ein Baby in einem abgeschlossenen Auto - und der Schlüssel ist mit drin. Was nach einem wahren Alptraum für Eltern klingt, ist kürzlich genau so in Hechingen (Zollernalbkreis) passiert. Die von der Mutter gerufene Feuerwehr schlug eine Scheibe ein, um das elf Monate alte Baby zu retten.
Nur einen Tag später ereignete sich ein ähnlicher Fall in Sigmaringen. Dort saßen zwei kleine Kinder im Alter von einem und drei Jahren in einem heißen Auto fest. Die alarmierten Sanitäter schlugen eine Seitenscheibe ein, um die Kinder zu befreien.
Autos können sich selbst verschließen
In beiden Fällen hatte die jeweilige Mutter der Kinder ihr Auto ohne den Schlüssel verlassen. Das Rätselhafte daran: Beide konnten plötzlich die Tür von außen nicht mehr öffnen. Laut Polizei hatten sich die Fahrzeuge aus unbekannten Gründen selbst verriegelt.
Bei einem weiteren Fall, der sich am Mittwochnachmittag in Hüttlingen (Ostalbkreis) ereignete, dürfte es derselbe Automatismus gewesen sein: Auch dort war ein Baby bei großer Hitze vor einem Supermarkt im Auto eingeschlossen. Laut einem Zeugen schlugen die Eltern noch vor Eintreffen der Rettungskräfte selbst die Scheibe ein, als der Säugling anfing zu schreien. Das Kind wurde anschließend vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht.
Automatisches Verriegeln vor allem bei älteren Autos
Dass sich ein Auto automatisch verriegelt, ist laut ADAC bei älteren Autos mit Zentralverriegelung und Fernbedienung möglich. "Wenn man das Auto mit der Fernbedienung aufschließt und dann eine Tür öffnet, sollte sich das Fahrzeug normalerweise nicht von selbst verschließen, selbst wenn die Tür zufällt", erklärt Julian Häußler vom ADAC Württemberg. Doch durch einen technischen Defekt könne es passieren, dass das Auto das Signal der geöffneten Tür nicht registriere. Dann würde es sich nach etwa drei Minuten automatisch wieder absperren.
Ein Grund kann laut dem ADAC-Sprecher etwa ein defekter Kontaktschalter an der Tür sein. Aber auch ein Kabelbruch oder eine Fehlfunktion des Steuergeräts aufgrund einer Unterspannung der Autobatterie könnten die Ursache für ein unerwünschtes automatisches Verschließen sein.
Wie kann das fehlerhafte Abschließen verhindert werden?
Relativ sicher verhindern lässt sich das fehlerhafte Verriegeln laut ADAC bei den meisten Autos ganz leicht: Solange der Schlüssel im Zündschloss steckt, bleibt das Auto offen. Allerdings hilft diese Methode nicht bei allen Fahrzeugmodellen. Um ganz auf Nummer sicher zu gehen, ist es als Autofahrer oder Autofahrerin deshalb ratsam, den Schlüssel beim Verlassen des Fahrzeugs immer an sich zu nehmen. Wer in Sichtweite bleibt, kann sicherheitshalber alternativ auch das Fahrerfenster heruntergekurbelt lassen. Das wird zum Beispiel in vielen Autowerkstätten so gemacht, um keine böse Überraschung zu erleben.
Was ist zu tun, wenn es passiert ist?
Wenn alle Vorsicht nichts geholfen hat und der Schlüssel im Auto eingeschlossen ist, kommt es auf den Einzelfall an, wie man weiter vorgehen sollte. Sofern keine Menschen oder Tiere gefährdet sind, sei es die beste Lösung, sich den Ersatzschlüssel bringen zu lassen, so ADAC-Sprecher Häußler. Ist das nicht möglich, rät er, einen Mobilitätsdienst zur Hilfe zu rufen. Spezialisten mit dem richtigen Werkzeug schafften es, verschlossene Autos binnen weniger Minuten zu öffnen.
Häußler betont: Solange keine Notsituation vorliegt, sollte man das Öffnen des verschlossenen Fahrzeugs nur Profis überlassen. "Auch wenn Youtube-Videos etwas anderes versprechen, beschädigt man sonst nur den Türrahmen oder macht sich Kratzer in den Lack", erklärt Häußler. Unter den Einsätzen der ADAC Pannenhilfe zum Thema "Fahrzeug öffnen" liege der Anteil der Fälle, in denen Personen oder Tiere im Fahrzeug sind, im einstelligen Prozentbereich. "Gehen solche Fälle bei uns ein, werden sie in die höchstmögliche Kategorie eingestuft und allen anderen Fällen vorgezogen, sodass schnellstmöglich jemand von der ADAC Straßenwacht vor Ort ist, um zu helfen", sagt der ADAC-Sprecher.
So sollte man in Notsituationen reagieren
Wirkt das im Auto eingeschlossene Kind apathisch oder hechelt der Hund stark, sollte die Polizei oder die Feuerwehr gerufen werden. Bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte sollte man unbedingt beobachten, ob sich die Lage verschlechtert. Denn extreme Hitze kann für im Auto eingeschlossene Menschen und Tiere lebensgefährlich werden. Untersuchungen des ADAC haben ergeben, dass im Fahrzeug eine kritische Temperatur von 50 Grad Celsius bei direkter Sonneneinstrahlung bereits nach 30 Minuten erreicht wird.
Wenn sich die Lage des eingeschlossenen Kindes oder Tieres dramatisch verschlechtert, rät der ADAC, die Seitenscheibe einzuschlagen. Vorher sollte jedoch zwingend Rücksprache mit der Polizei oder Feuerwehr gehalten werden. Zudem sollte man sich Zeugen suchen oder den Vorgang filmen. Denn falls es sich bei dem betroffenen Fahrzeug um ein fremdes Auto handelt, gilt das Einschlagen der Scheibe rein rechtlich betrachtet als Sachbeschädigung. Gedeckt wäre ein solches Vorgehen aber dadurch, dass akute Gefahr für Leib und Leben der Eingeschlossenen besteht.