Es war ein Fall, der für Schlagzeilen sorgte: Ein Pforzheimer Zahnarzt steht im Verdacht, Patienten über mehrere Jahre hinweg Zähne gezogen und durch teure Implantate ersetzt zu haben. Medizinisch soll das nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft Pforzheim aber nicht notwendig gewesen sein. Sie erhob Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung in 33 Fällen. Diese sollen sich zwischen 2010 und 2014 abgespielt haben.
Noch keine Spur von Zahnarzt aus Pforzheim
Vor fast genau einem Jahr, im November 2022, kam es zum Prozess: Doch der Angeklagte tauchte nicht auf. Damals teilte sein Verteidiger mit, er halte sich an einem ihm unbekannten Ort im Ausland auf. Daher wurde die Verhandlung ausgesetzt und ein Haftbefehl gegen den Angeklagten erlassen. Wie die Staatsanwaltschaft Pforzheim auf SWR-Anfrage mitteilte, wird der Beschuldigte weiterhin gesucht.
Ehefrau im Verdacht der Beihilfe
Inzwischen wird nach SWR-Informationen auch gegen die Ehefrau des Zahnarztes ermittelt, die ebenfalls Zahnärztin ist. Die Staatsanwaltschaft teilte mit, dass sie Ende letzten Jahres ein entsprechendes Verfahren eingeleitet habe - unter anderem wegen des Verdachts auf Beihilfe zur schweren Körperverletzung.
Auch Ermittlungen wegen Abrechnungsbetrug
Der Vorwurf: Als für ihren Mann längst ein Arbeitsverbot galt, weil seine Approbation ruhte, soll er weiter in der Praxis seiner Frau in Pforzheim Patienten behandelt haben. Diese Leistungen soll seine Frau dann als eigene abgerechnet haben. Daher ermittelt die Staatsanwaltschaft auch wegen des Verdachts auf Abrechnungsbetrug gegen die Ärztin. Die Praxis ist mittlerweile geschlossen.
Staatsanwaltschaft: Enorme Schäden für Patienten
Wo sich der Angeklagte und seine Frau derzeit aufhalten, ist nicht bekannt. Eine Frage, die auch die geschädigten Patienten umtreiben dürfte. Laut Anklage waren die körperlichen und finanziellen Schäden für die Betroffenen immens. Im Jahr 2017 berichtete die Pforzheimer Zeitung von einem besonders extremen Fall, bei dem einer Frau während einer Narkose 17 Zähne auf einmal entfernt worden seien.