Wer von der A8 kommend Richtung Schwarzwald fahren will, muss sich gezwungenermaßen durch den Pforzheimer Stadtverkehr quälen. Schon in den 60er Jahren kam deshalb die Idee einer Umgehungsstraße auf. Doch erst ein halbes Jahrhundert später wurde aus den Wünschen Wirklichkeit: 2009 wurde mit dem Bau der Umfahrung begonnen
Innenausbau bis Ende des Jahres
Inzwischen sehen die Autofahrer buchstäblich Licht am Ende des Tunnels. Das Herzstück der Westtangente, der Arlinger Tunnel, wurde nach 20 Monaten Bauzeit im Rohbau fertiggestellt. Derzeit wird in der 1.300 Meter langen Röhre die Fahrbahndecke eingebaut. Danach soll es zügig mit der Installation von Sicherheitstechnik, Beleuchtung und Lüftung weitergehen, erläutert Norbert Reichert. Er beaufsichtigt die Arbeiten der vier beteiligten deutschen und österreichischen Tunnelbauunternehmen.
Im Zeitplan trotz Corona und Lieferengpässen
Bis zu 150 Arbeiter waren in Spitzenzeiten mit dem Bau des Arlinger Tunnels beschäftigt, haben mal mit Sprengstoff, mal mit Bagger und Meisel 150.000 Kubikmeter Gestein ausgebrochen. Bauleiter Jürgen Genthner zeigt sich erfreut darüber, dass alles im Zeitplan blieb – trotz so mancher Herausforderung beim Vortrieb der Röhre.
So stand die Baustelle während der Coronazeit auch mal zwei Monate still. Hinzu kamen plötzlich auftretende Lieferschwierigkeiten. Bei Stahl etwa, der ursprünglich aus der Ukraine geliefert wurde, oder beim Sprengstoff, der aus Polen kam.
Mit dem Einbau der Elektrotechnik beginnt jetzt der Innenausbau des Westtangenten-Tunnels. Vor allem jede Menge Sicherheitstechnik steckt in so einem Bauwerk, sagt Genthner, von der Autofahrer später kaum etwas mitbekommen. So werden zum Beispiel Messeinrichtungen eingebaut, die den Ort eines Brands bis auf den Meter genau lokalisieren könnten. In Betriebszentralen wir der Tunnel überwacht, Strahlventilatoren saugen im Brandfall den Rauch ab.
Anfang 2024 soll der Verkehr durch den Tunnel rollen
Auch außerhalb des Tunnels geht es voran. Derzeit entsteht die Anschlussstelle der Westtangente an die B294 im Brötzinger Tal. Im Zuge der Bauarbeiten muss die Bundesstraße zwischen Pforzheim und Birkenfeld Mitte August bis voraussichtlich Mitte September voll gesperrt werden, kündigte Genthner an. Im ersten Quartal 2024 soll der erste Bauabschnitt der Westtangente fertig sein.
Verlängerung ins Nagoldtal lässt auf sich warten
Wann der zweite Bauabschnitt kommt – die Verlängerung der Westtangente bis ins Nagoldtal – steht noch in den Sternen. Der Abschnitt sei bei den Planungen des Bundes im "weiteren Bedarf" angesiedelt, genauere Planungen gebe es hierfür leider noch nicht, sagt Genthner.
Der erste Bauabschnitt stelt einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu einer verkehrsärmeren Innenstadt dar, sagt Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch (CDU). Er freut sich vor allem für die Bürgerinnen und Bürger, die jetzt noch täglich durch die Blechlawine in der Innenstadt geplagt sind. Diese Belastung, ist Boch optimistisch, dürfte sich mit der Freigabe im kommenden Jahr deutlich verringern.