Nach dem Tod der drei Schülerinnen, die vergangene Woche Donnerstag unter dem Pforzheimer Aussichtsturm "Hohe Warte" gefunden wurden, müssen die Hinterbliebenen - Eltern, Familie und Freunde - mit dem Schmerz und der Ungewissheit klarkommen. Jessica Phillipp und Sabine Vollmer sind Psychologinnen und arbeiten an der Karlsruher Regionalstelle des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL), das auch für Schulpsychologie zuständig ist. Sie geben Ratschläge, wie Erwachsene trauernden Mitschülerinnen und Mitschülern beistehen können.
Psychologinnen: Zuhören, nicht drängen
Eltern, Lehrer und andere Erwachsene sollten zunächst einfach für Gespräche zur Verfügung stehen, da sein und zuhören, wenn Kinder und Jugendliche sie ansprechen - ohne sie zu drängen. Zuhören sei gar nicht so einfach, weil Gefühle von Ohnmacht entstehen könnten, so die Psychologinnen.
Wichtig sei auch, sich auf keinen Fall auf Gerüchte einzulassen, sondern bei dem zu bleiben, was man sicher wisse. Es gebe für diese Situation keine einfachen Erklärungen, welche die Tat nachvollziehbar machen, so Phillipp und Vollmer. Es gelte, die Ungewissheit gemeinsam auszuhalten.
Es mache Sinn, gemeinsam zu überlegen, was dem Kind jetzt helfen könnte: Musik machen oder hören, malen oder sich bewegen. Man könne anbieten, gemeinsam etwas zu unternehmen, vielleicht spazieren zu gehen. Gleichzeitig sei es wichtig, das Tempo der Betroffenen mitzugehen und nicht zu viele Vorschläge zu machen, was man jetzt tun könnte.
Pforzheim: Hilfe von und an der Schule
Nach Bekanntwerden des Todes der drei Schülerinnen hat die Schulleitung der betroffenen Schule ein schulinternes Krisenteam einberufen. Zum Krisenteam gehörten auch die Schulsozialarbeit und die Beratungslehrkraft, so Vollmer und Phillipp.
Begleitet werde das Krisenteam von Schulpsychologen. Diese führten bei Bedarf Gespräche mit dem Kollegium, mit Klassen und mit einzelnen Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern. Außerdem vermittelten die Psychologen weitere Unterstützung, zum Beispiel durch Trauma-Ambulanzen.
Schulen in Baden-Württemberg und der Umgang mit Krisensituationen
Alle öffentlichen Schulen in Baden-Württemberg müssen laut Vollmer und Phillipp vorsorglich ein schulinternes Krisenteam einrichten. Die Schulpsychologie biete dessen Mitgliedern regelmäßig Fortbildungen an.
Als Unterstützung stünde den Schulleitungen eine sogenannte "Krisenmappe" zur Verfügung mit Anweisungen für Akutsituationen und Nachsorge. Alle neu ernannten Schulleitungen würden außerdem ein Pflichtmodul zum schulischen Krisenmanagement durchlaufen. Darüber hinaus gebe es präventive Angebote der Schulpsychologischen Dienste speziell zum Umgang mit Suizid und Suizidalität in der Schule.