Die Schonfrist für alte Kaminöfen läuft aus. Nach der sogenannten Bundesimmissionsschutzverordnung müssten theoretisch alle Öfen, die vor dem Jahr 2010 in Betrieb genommen wurden, stillgelegt werden. Allein im Kehrbezirk von Schornsteinfegermeister Simon Bachstädter im Kreis Calw wären das noch rund 500 Öfen, die in nächster Zeit außer Betrieb genommen werden müssten. Die alten Öfen halten die Grenzwerte für Feinstaub und Kohlenmonoxid nicht mehr ein.
SWR-Reporter Heiner Kunold hat darüber für SWR Aktuell BW berichtet:
Strengere Grenzwerte für Feinstaub und Kohlenmonoxid
Der Termin ist eigentlich seit Jahren bekannt. Für viele Kaminofenbesitzer kommt er dennoch ziemlich plötzlich. Die Bundesimmissionsschutzverordnung schreibt nämlich vor: Zum Jahresende 2024 müssen sämtliche Kamin- und Kachelöfen ausgetauscht werden. Es sei denn, sie schaffen die neuen, strengeren Grenzwerte. Und die liegen für solche alten Öfen bei 4 Gramm Kohlenmonoxid je Kubikmeter Abgas und beim Feinstaub bei 0,15 Gramm pro Kubikmeter. Neuere Öfen haben noch strengere Grenzwerte.
Landesweit sind nach Schätzungen der Schornsteinfegerinnung allein in Baden-Württemberg rund 200.000 alte Öfen betroffen. Allein im Kehrbezirk von Schornsteinfegermeister Simon Bachstädter sind es noch um die 500 Feuerstätten, die wegen der strengeren Gesetze außer Betrieb gehen müssen. Wobei der Schornsteinfegermeister großen Wert auf die Feststellung legt, dass niemand jetzt Angst haben müsse, dass sein Ofen jetzt am 1. Januar zwangsabgeschaltet wird. Die betroffenen Kamin- und Kachelöfen könnten in den kommenden ein bis zwei Jahren erneuert werden, sagt Bachstädter.
Nicht alle alten Öfen sind betroffen
Manche Ofenbesitzer haben auch Glück. So kontrollierte der Schornsteinfegermeister erst in der vergangenen Woche in Bad Liebenzell-Möttlingen den Kaminofen eines Kunden, der laut Typenschild aus dem Jahr 2000 stammt und somit ausgetauscht werden müsste. Der Ofen erfüllt aber schon die neuen DIN-Normen, das hat sein Hersteller nachträglich überprüfen lassen. Deshalb darf er nun weiter betrieben werden.
Grundsätzlich, so Simon Bachstädter, könne man schon an der Optik ziemlich schnell erkennen, ob ein Ofen die neuen Normen erfüllt. Ruß und schwarze Wände in der Brennkammer seien mindestens ein Indiz für erhöhte Feinstaubwerte, die vor allem bei unvollständiger Verbrennung entstehen. Brennt ein Ofen nicht heiß genug, verwandelt er den Kohlenstoff nicht in Kohlendioxid, sondern nur in Kohlenmonoxid. Und das kann bei hohen Konzentrationen sogar tödlich sein.
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Millionen Kaminöfen müssen ab 2025 strengere Grenzwerte einhalten. Nicht jeder Ofen muss eingemottet werden. Was zu tun ist, damit der Ofen weiterheizen darf.
Wenn der Ofen rußt, fällt er meistens durch
Ein anderer Ofen in dem Bad Liebenzeller Ortsteil, ebenfalls aus dem Jahr 2000 stammend, schafft die Feuerstättenkontrolle von Simon Bachstädter nicht mehr. Der hängende, dreieckige Designerofen mit großen Glasfronten ist zwar rein äußerlich ein kleines Prunkstück. Die Technik für die Luftzuführung in die Brennkammer stammt aber noch aus den 90er Jahren und sorgt für einen ungleichmäßigen Brand. Der Ofen rußt und fällt leider durch. Ärgerlich für die Besitzerin, die ihr gemütliches Wohnzimmer mit Ohrensessel und Sofa um den Ofen herum eingerichtet hat. Sie will aber auch in Zukunft nicht auf die freundliche Wärme eines Holzofens verzichten und denkt schon über eine Neuanschaffung nach.
Der eingebaute Kamin bei einer Familie ein paar Straßen weiter in Möttlingen ist dagegen ein Problem: Auch hier möchten die Hausbesitzer ihren gemütlichen Holzofen nicht verlieren. Eine Neuanschaffung käme allerdings auf mehrere tausend Euro. Ob sich die Familie mit zwei kleinen Kindern das aktuell leisten kann, muss erst noch durchgerechnet werden.
Ob ein Kaminofen ausgetauscht werden muss oder nicht, entscheidet am Ende der Schornsteinfeger. Besitzer von Holzöfen können sich aber vorab selbst informieren. Eine annähernd vollständige Liste aller Öfen, die nach der Bundesimmissionsschutzverordnung außer Betrieb gehen müssen, bietet der HKI Industrieverband Haus-, Heiz und Küchentechnik.
Manchmal reicht vielleicht auch ein Feinstaubfilter
Anstelle eines neuen Ofens käme theoretisch auch der nachträgliche Einbau eines Feinstaubfilters infrage. Derzeit gibt es zwei Patente auf dem Markt. Einen sogenannten passiven Filter. Der ist in fast jedem Baumarkt für rund 500 Euro erhältlich. Dieser Filter wird in das Abluftrohr eines Ofens eingesetzt. Er funktioniert nach dem Prinzip eines Autokatalysators und soll die Feinstaubpartikel durch Erhitzen sogar noch verbrennen. Allerdings muss er regelmäßig gereinigt und im Verlauf von ein paar Jahren auch erneuert werden, beschreibt der Schornsteinfeger die Wirkungsweise. Solche Filter müssen nach Einbau vom Schornsteinfeger abgenommen werden.
Ebenso wie die aktiven oder elektronischen Feinstaubpartikelabscheider, die in einen Kamin eingebaut werden können. Die Kosten für solche Abscheider liegen bei 2.500 Euro aufwärts. Sie sollen einen Wirkungsgrad von über 90 Prozent haben, benötigen aber zum Betrieb einen Stromanschluss, wobei der Verbrauch sehr gering sein soll. Die Technik ist geprüft und zugelassen, allerdings gebe es noch keine Langzeiterfahrungen, meint Schornsteinfegermeister Simon Bachstädter.
Neuanschaffung: Die wirtschaftlichere Alternative?
Der Schornsteinfegermeister aus Oberreichenbach empfiehlt vielmehr grundsätzlich eine Neuanschaffung. Bachstädter sieht zum einen den Umweltaspekt: Solche modernen Holzöfen könnten als umweltfreundlich bezeichnet werden, sagt er. Außerdem liege der Holzverbrauch eines neuen Ofens rund 30 Prozent unter dem älterer Modelle. Und das sei bei steigenden Rohstoffpreisen durchaus ein Argument, so Bachstädter.