Es gibt allerlei Sagen und Mythen rund um diese zwölf sogenannten Rauhnächte zwischen Weihnachten und Dreikönigstag. Besonders im süddeutschen Raum hat sich so mancher Brauch gehalten. Einiges, was man sich dazu erzählt, mag wohl eher Hokuspokus sein, trotzdem sind die Nächte für viele Menschen eine bedeutsame Zeit, um sich auf das Wichtige zu besinnen und zwischen den Jahren zur Ruhe zu kommen.
Tore zwischen den Welten sind in den Rauhnächten geöffnet
Man sagt, die Tore zwischen Diesseits und Jenseits stehen in diesen sagenumwobenen Tagen besonders weit offen, sodass Geister und raue, wilde Gesellen durch die Lande ziehen. Frisch gewaschene weiße Bettwäsche sollte man in dieser Zeit lieber nicht draußen aufhängen, denn der Volksglaube sagt, dass die Geister sie stehlen und als Leichentuch für einen Hausbewohner verwenden könnten.
Ob man die Nächte mit typischen Ritualen verbringt, wie zum Beispiel mit Räucher-Zeremonien zum Vertreiben böser Geister oder dem Verbrennen von 12 bis 13 aufgeschriebenen Wünschen fürs neue Jahr, bleibt jedem selbst überlassen.
Rauhnächte erleben auf Wanderung bei Bad Herrenalb
Monika Amann wandert am liebsten durch den dichten Schwarzwald bei Bad Herrenalb (Landkreis Calw). Als Schwarzwald-Guide bietet sie auch eine Wandertour zum Thema Rauhnächte an. Im Wald komme sie am besten zur Ruhe, erzählt sie, es sei der ideale Ort, um sich zwischen den Jahren auf das Wesentliche zu besinnen.
Die Wanderung beginnt im Tal kurz vor Sonnenuntergang. Während die Gruppe die Anhöhe hinauf wandert, bleibt Monika Amann an manchen Plätzen stehen. Man hält inne, genießt Aussicht und Natur und natürlich gibt es auch jede Menge Geschichten rund um die Rauhnächte und ihre Entstehung.
„Rau(h)“ - so ein Erklärungsansatz - beziehe sich auf die rauen Gestalten aus der Anderswelt. Die sind besonders im Schwarzwald bekannt, wo man die Alemannische Fastnacht feiert. Pelzig, wild und mit hässlichen Fratzen. Vielerorts geht man aber auch davon aus, dass sich der Begriff vom traditionellen Räuchern ableitet.
Ein Räucher-Ritual findet auch im Rahmen der Tour statt. Monika Amann hat verschiedene Kräuter zusammengebunden und an die Gruppe verteilt. Oben auf der Anhöhe, wo der Wald sich lichtet, stoppen die Wanderer an einer großen alten Eiche. Hier wird geräuchert, es gibt Kräutertee und Kekse.
Rituale der Rauhnächte auch heute noch nutzbar
Wer damit keine unerwünschten Besucher aus der Geisterwelt oder Bakterien und Pilze vertreiben will, für den riecht es einfach gut. Zwar wird nicht um die 90 Jahre alte Eiche herumgetanzt, wie es alter keltischer Brauch ist, dafür laufen die Teilnehmenden mehrere Runden um den Baum und besinnen sich auf ihre Wünsche.
Die Geschichten um die Rauhnächte seien im Laufe der Zeit immer weiter gesponnen worden, neue Mythen und Rituale kamen dazu. Monika Amann meint, es sei wichtig, sich mit der Entstehung der Rituale auseinander zu setzen und dann zu überlegen, wie man sie auch heute noch positiv für sich nutzen könne.