Vier Castoren mit hochradioaktivem Abfall sollen noch in diesem Jahr in das Zwischenlager nach Philippsburg (Kreis Karlsruhe) gebracht werden. Der genaue Termin bleibt aus Sicherheitsgründen weiter geheim.
SWR-Reporterin Susann Bühler mit ihren Eindrücken vom Bürgerdialog in der Fernsehsendung SWR Aktuell:
Die Frage nach dem "Wann?" wurde auch am Mittwochabend beim Bürgerdialog in der Bruhrainhalle in Phillippsburg nicht beantwortet. Der Energiekonzern EnBW und die Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) hatten dazu eingeladen und die ganze Halle bestuhlt. Die meisten Plätze blieben aber leer. Etwa 50 Menschen waren gekommen, um sich zu informieren und um ihre Fragen zu stellen.
Atommüll kommt von La Hague nach Philippsburg
In Vorträgen umrissen Vertreter der EnBW, der BGZ, des Umweltministeriums und der Polizei den geplanten Transport. Die vier Castoren mit dem hochradioaktiven Atommüll kommen mit dem Zug aus dem französischen La Hague. Dort wurden alte Brennstäbe wiederaufgearbeitet. Die dadurch entstandenen Abfälle müssen aus rechtlichen Gründen zurückgenommen werden.
Zahlreiche Behörden sind an dem Transport beteiligt. Sie prüfen, beaufsichtigen und dokumentieren jedes Detail. So hatte zum Beispiel das zuständige Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) den Transport nach Philippsburg Anfang September genehmigt. Es soll laut EnBW der erste und letzte Transport dieser Art nach Philippsburg sein.
Fragen nach der Sicherheit der Castoren
Sind die Castoren sicher? Diese Frage wurde oft gestellt. "Bei uns steht der Schutz von Mensch und Umwelt an oberster Stelle", sagte der Geschäftsführer der EnBW Kernkraftsparte Jörg Michels. Er erklärte, dass die Castoren mehrfach gesichert und überwacht seien. Michael Götz konnte er damit überzeugen. "Ich finde, das Sicherheitskonzept passt", sagte er.
Viele bleiben aber skeptisch, wie zum Beispiel Armin Gabler vom Naturschutzbund BUND. Er macht sich Sorgen, dass man die Castoren nicht zu jeder Zeit reparieren könne, falls es etwas passiert. Er fordert eine Heiße Zelle, also einen abgeschirmten Raum, in dem man den Castor auch öffnen könnte.
Frust vor Atommüll-Transport in Philippsburg "Am besten macht man sich keine Gedanken darüber. Ansonsten wird's gefährlich."
Vier Castoren mit hoch radioaktivem Atommüll sollen bis Jahresende ins Zwischenlager nach Philippsburg kommen. Die Bevölkerung reagiert ernüchtert.
Wie lange bleibt der Atommüll in Philippsburg?
Neben den Castoren ging es auch viel um die Frage, wie lange der Atommüll im Zwischenlager Philippsburg bleiben soll. Das Zwischenlager für Brennelemente ist bis 2047 genehmigt. Dort lagern aktuell 102 Behälter. Da noch kein Endlager gefunden wurde, befürchten viele, dass der Atommüll dort noch viel länger bleiben wird. Michael Hoffmann von der BGZ machte klar: Die Suche nach einem Endlager wird länger dauern als 2047.
"Es hat mich überrascht, dass das zugegeben wurde", findet Andre Schmidt-Eckert. Der Philippsburger ist davon überzeugt: "Ich bin jetzt 62 Jahre alt. Bis ich sterbe, wird hier wahrscheinlich kein einziger Castor wegkommen."
Ereignisreicher November
Bald werden im Zwischenlager in Philippsburg also 106 Castoren stehen. Die Stadt Philippsburg hatte einen Eilantrag beim Verwaltungsgerichtshof gegen den Transport der vier Castoren gestellt. Im November soll entschieden werden. Bürgermeister Stefan Martus (CDU) geht aber nicht davon aus, dass die Stadt damit Erfolg hat.
Fest steht, dass Atomkraftgegner am 9. November in Karlsruhe und Philippsburg protestieren wollen. Die Anti-Atom Initiative Karlsruhe organisiert die Aktion.