Tanja Schnepf aus Karlsruhe lässt sich beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Bruchsal zur Notfallsanitäterin ausbilden. Und das, obwohl die 24-Jährige bereits eine Rettungsdienst-Ausbildung hat.
Ausbildung unter realen Bedingungen im DRK Simulationszentrum
"Kriegen Sie hier alles mit, hallo?" - Tanja Schnepf kniet vor einer realistischen Puppe am Boden und prüft, ob sie ansprechbar ist. So probt die angehende Notfallsanitäterin im Simulationszentrum des DRK in Bruchsal den Ernstfall. Immer wieder bekommt Schnepf Anweisungen von ihrem Ausbilder.
"Ich hoffe ich habe alles richtig gemacht", sagt sie nach der Übung. 15 Schülerinnen und Schüler aus ihrem Kurs schauen ihr dabei zu. Danach analysieren sie, was gut und was verbesserungswürdig war.
Herausfordernde Ausbildung zum Notfallsanitäter
Insgesamt 120 Menschen lassen sich pro Jahr im Ausbildungszentrum des DRK in Bruchsal ausbilden. Neben den schulischen Einheiten im Simulationszentrum steht auch der Einsatz im Krankenhaus und auf der Rettungswache auf dem Programm der dreijährigen Ausbildung.
Früher sei der Notfallsanitäter nur der Fahrer ins Krankenhaus gewesen. Inzwischen umfasst der Beruf aber um einiges mehr. "Wir müssen schon viel Anatomie, Physiologie, Pharmakologie können, sodass wir auch eine stabile Patientenversorgung machen können."
Notfallsanitäter mit mehr Kompetenzen im Einsatz
Im Jahr 2014 Jahren wurde die Rettungsdienstausbildung überarbeitet. Der neu geschaffene Notfallsanitäter ist seitdem eine dreijährige Vollzeitausbildung. Er löste den bisherigen Rettungsassistenten mit einer zweijährigen Ausbildung ab.
Anders als Rettungssanitäter, die neben dem Notfallsanitäter zur Besatzung eines Rettungswagens gehören, haben Notfallsanitäter nun mehr Befugnisse. Sie können beispielsweise eigenverantwortlich bestimmte Medikamente bei Schmerzen geben. Darin sieht Tanja Schnepf eine große Hilfe für eine stabile Gesundheitsversorgung. "Man möchte den Notarzt entlasten. Weil man überall Personalmangel hat", sagt sie.
Nachwuchslücke im Rettungsdienst
Weil die Ausbildungsordnung verändert wurde, ist unter anderem durch den Übergang von Rettungsassistenten- zur Notfallsanitäterausbildung laut DRK eine Nachwuchslücke entstanden. Trotz steigender Ausbildungszahlen fehlt ein kompletter Jahrgang, weil die Ausbildung von zwei auf drei Jahre verlängert worden ist.
Der Bedarf an Notfallsanitätern ist hoch, sagt Ausbildungsleiter Marcello Marongiu. "Wenn jemand eine Ausbildung zum Notfallsanitäter macht, dann bekommt er auch einen Job."
Trotz Rettungsdienstausbildung noch mal auf die Schulbank
Tanja Schnepf wollte schon immer im Rettungsdienst arbeiten. Durchs Ehrenamt ist sie drauf gekommen. Obwohl sie als Rettungssanitäterin schon in Bruchsal Rettungswagen gefahren ist, lässt sie sich noch mal drei Jahre ausbilden. Sie will sich fachlich immer wieder weiterentwickeln.
"Man muss in den Dienst reingehen und das, was man tut, auch aus Überzeugung machen. Weil sonst merken die Patienten, dass man nicht ganz bei der Sache ist," sagt die Karlsruherin.