Mit einem Festakt und einem Besuch der Justizministerin von Baden-Württemberg, Marion Gentges (CDU), ist der Neubau des Heinrich-Wetzlar-Hauses in der Jugendeinrichtung Schloss Stutensee am Montagvormittag eröffnet worden.
Neubau Heinrich-Wetzlar-Haus für 6,7 Millionen Euro
Das alte Heinrich-Wetzlar-Haus war fast 40 Jahre nach seiner Eröffnung in die Jahre gekommen. Am Gebäude nagte der Zahn der Zeit und der Platz für die Unterbringung von jugendlichen Straftätern reichte nicht mehr aus.
Der Neubau für die Unterbringung der Jugendlichen hat 6,7 Millionen Euro gekostet. Im Januar können 14 Jugendliche in die neuen Räumlichkeiten einziehen.
Schloss Stutensee: Erziehungshilfe statt Untersuchungshaft
Ziel der Unterbringung in der geschlossenen Erziehungshilfe-Einrichtung ist es, die jugendlichen Straftäter vor den Belastungen einer regulären Untersuchungshaft zu bewahren. Außerdem sollen sie die Zeit bis zur Hauptverhandlung dort nutzen, um neue persönliche Lebensperspektiven zu erarbeiten.
Mit Hilfe pädagogischer und psychologischer Betreuung bekommen die Jugendlichen so die Chance, an ihren Schwächen zu arbeiten und ihre persönlichen Fähigkeiten weiter zu entwickeln. Dazu werden ihnen vielfältige Möglichkeiten auf persönlicher, schulischer oder beruflicher Ebene angeboten.
Hohe Erfolgsquote in Schloss Stutensee
Als ehemals bundesweit erstes Modell- und Vorzeigeprojekt ins Leben gerufen, zeigt das Konzept der sogenannten "Untersuchungshaftvermeidung" in Schloss Stutensee beachtliche Erfolge: Von rund 50 Jugendlichen, die pro Jahr im Heinrich-Wetzlar-Haus betreut werden, erhielten rund 80 Prozent eine Bewährungsstrafe oder ein Vorbewährung - und konnten so eine Haft vermeiden. Dazu erreichten rund 160 Jugendliche einen Hauptschulabschluss - darunter auch viele Schulverweigerer oder Förderschüler.
Konsequente Regeln im Heinrich-Wetzlar-Haus
Im Gegensatz zu einer Untersuchungshaft setzt das Konzept der Erziehungshilfe im Heinrich-Wetzlar-Haus nicht allein auf Strafe und Sanktionen. Vielmehr bietet der Alltag mit konsequenten Regeln und geordneten Strukturen den jungen Männern die Chance, sich zu stabilisieren und neu zu orientieren, um daraus bessere Lebensperspektiven zu entwickeln.
Bei guter Mitarbeit greift dazu ein Belohnungssystem: Die Jugendlichen können dann Schritt für Schritt von Lockerungen profitieren, die ihnen zum Beispiel stundenweise Aufenthalte im Freien, Ausflüge in die Stadt mit Begleitung oder die Handy-Nutzung am Abend und am Wochenende erlauben.