ChatGPT und KI: An einer Schule in Gernsbach soll ein Workshop die Schüler über die Nutzung aufklären.

Workshops für Schulen der Zukunft

Messe Learntec: So will ein Unternehmen KI und ChatGPT in die Schulen bringen

Stand
Autor/in
Fabiola Germer
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Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz wie ChatGPT - aktuelles Thema an der Berufsschule in Gernsbach. Mit einem Workshop sollen Schüler die Nutzung des Chatbots lernen.

Statt Papier und Bleistift liegen Tablets auf den Tischen in der Berufsschule in Gernsbach (Kreis Rastatt). 14 Schüler der Papiermacherschule hören dem Workshopleiter Frederik Frey von der Firma Articlett neugierig zu. Das Unternehmen aus Karlsruhe hat sich auf die Vermittlung von Künstlicher Intelligenz (KI) wie ChatGPT spezialisiert. Auf der Messe Learntec in Karlsruhe erklären er und seine Kollegen, wie KI funktioniert und im Schulalltag genutzt werden kann - aber auch, wo die Gefahren liegen.

SWR Reporter Wolfgang Hörter berichtet von der Messe Learntec in Karlsruhe:

ChatGPT: Ist KI bei Mathe und Gedichten doch nicht so intelligent?

Für einige Schüler der Berufsschule in Gernsbach ist es das erste Mal überhaupt, dass sie mit ChatGPT in Kontakt kommen. Sie dürfen in dem Workshop die Grenzen des Chatbots testen. Sie stellen der KI beispielsweise Matheaufgaben und fragen, wie viele Buchstaben ein Wort hat. Doch bei dieser Aufgabe liegt ChatGPT nicht immer richtig. Obwohl alle dem Chatbot die gleiche Frage stellen "Wie viele Buchstaben hat das Wort Buchstaben?", spuckt die KI unterschiedliche Antworten aus.

Workshopleiter Frederik Frey sagt, es komme auch auf die jeweilige Version von ChatGPT an. Ältere Versionen seien noch nicht so gut in Mathe- oder Logikaufgaben. Auch ein Gedicht soll die KI interpretieren. Ein Gedicht, das angeblich von Johann Wolfgang von Goethe stammt, aber in Wirklichkeit nicht existiert. Und trotzdem spuckt die KI eine Inhaltsangabe des Gedichts mit Interpretation aus. Eine kurze Internetrecherche zeigt, dass das, was der Chatbot hier gerade an Informationen herausgibt, so nicht stimmen kann.

"Das nennt man Halluzination", erklärt Frederik Frey. "Also eine KI erschafft etwas, das es gar nicht gibt." Für die Schüler sollte dabei ein Aha-Moment entstehen, so der Experte. "Wenn man eine KI benutzt, sollte man immer die Fakten überprüfen."

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Einige Schulen in Baden-Württemberg nutzen bereits KIs wie ChatGPT im Unterricht. Für Frederik Frey vom Karlsruher Unternehmen Articlett ist es wichtig, dass Schüler lernen, wie sie ChatGPT für sich nutzen können. "Es werden viele Falschnachrichten verbreitet und in Zeiten von KI ist es wichtig, zu wissen: Was ist ein echtes Bild? Was ist eine echte Nachricht und wie kann man das differenzieren?", erklärt Frederik Frey. "Nach meiner Ansicht ist es deswegen wichtig, in Schulen darüber aufzuklären."

Er versucht, den Schülerinnen und Schülern in seinen Workshops klarzumachen, dass die Informationen von ChatGPT zwar hilfreich sein können, jedoch nicht immer der Wahrheit entsprechen. "Wenn man etwas zusammenfassen oder kreativ sein möchte, dann kann ChatGPT ganz gut sein. Oder wenn man einen Lernplan schreiben will, kann das für Schülerinnen und Schüler auch hilfreich sein."

Frederik Frey leitet den Workshop zu KI und ChatGPT. Er klärt die Schüler über Vor- und Nachteile auf.
Frederik Frey leitet den Workshop zu KI und ChatGPT. Er klärt die Schüler über Vor- und Nachteile auf.

Papiermacherschule in Gernsbach: Tablets gibt es erst seit kurzem

An der Berufsschule sind bisher nur Auszubildende im ersten Lehrjahr mit Tablets ausgestattet, sagt Lehrerin Franziska Reinhard. Sie unterrichtet Gemeinschaftskunde und hat den Workshop an die Schule geholt. Zwar sollen nachfolgende Klassen auch Tablets erhalten, doch man sei immer noch in der Auswertungsphase. "Wir müssen noch gucken, was gut läuft und was nicht so gut."

Die Tablets haben die Auszubildenden entweder von der Schule oder von ihren Betrieben erhalten. Es sei aber Fluch und Segen zugleich, mit den Geräten zu arbeiten, sagt Franziska Reinhard. "Ein absoluter Fluch ist es, dass die Schüler nicht mehr in der Lage sind, eigenständig grammatikalisch richtige Sätze zu bilden", sagt Reinhard. "Weil das die Programme alle machen." Auch könnten die Tablets ein großer Ablenkungsfaktor für die Schüler sein. Doch sie betont auch, dass es mit den Geräten und den entsprechenden Programmen nun viele kreative Möglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler gebe.

"Wir können sagen: Geht doch mal raus und fotografiert oder filmt etwas, das mit eurem Arbeitsleben zu tun hat." Und gerade wenn es um sprachliche Barrieren gehe, könnten Übersetzungsprogramme helfen, so Reinhard. "Wenn man Gesetzestexte wie im Bereich Wirtschaft hat, die total sperrig sind, dann können die damit etwas einfacher übersetzt werden. Dadurch können sich Schülerinnen und Schüler viel effektiver am Unterricht beteiligen", sagt die Lehrerin.

Lehrerin Franziska Reinhard hilft zwei ihrer Schüler mit den Aufgaben rund um ChatGPT.
Lehrerin Franziska Reinhard hilft zwei ihrer Schüler mit den Aufgaben rund um ChatGPT.

ChatGPT für die Unterrichtsvorbereitung

Franziska Reinhard nutzt in ihrer Unterrichtsvorbereitung auch hin und wieder ChatGPT. Mit dem Chatbot habe sie zum Beispiel in der Vergangenheit Aufgaben für Klassenarbeiten erstellen lassen. Dafür müsse sie aber auch ganz konkrete Informationen liefern. Zum Beispiel über die Größe der Klasse und das genaue Thema. Es diene ihr aber eher nur zur Inspiration. "Dadurch bekomme ich dann eine Idee, ich nehme nie genau das, was ChatGPT mir vorschlägt."

KI und ChatGPT: Schüler sind vom Workshop begeistert

Die meisten Schüler scheinen mit dem Workshop insgesamt zufrieden zu sein, doch ChatGPT sehen einige von ihnen kritisch. "Ich finde ChatGPT etwas gruselig, aber auch interessant. Für spaßige Sachen kann man es ganz gut nutzen, glaube ich. Aber bei anderen Sachen müsste man noch mal nachrecherchieren", sagt David. Im Schulalltag ziehe er Bücher dem Chatbot vor, sagt er. Für seinen Sitznachbarn Gregor war es sehr aufschlussreich. "Mir wurde jetzt klar, was positiv ist und wie ich es nutzen kann. Aber ich kenne jetzt auch die Gefahren und weiß, dass man am besten auch ein bisschen skeptisch an die Sache rangeht."

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