Im Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg in Karlsruhe dreht sich alles um die Landwirtschaft der Zukunft. Hier wird zum Beispiel nach Obstbaumsorten gesucht, die dem Klimawandel trotzen.
Zentrales Thema: Anpassung an Klimawandel
Hermann Meschenmoser ist der Betriebsleiter des Obsthofes des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums. Für ihn heißt eines der Zauberworte "Anpassung" - denn alte Obstbaumsorten vertragen das veränderte Klima nicht so gut wie neuere, bereits angepasste Sorten aus dem Süden.
Der Klimawandel stellt Meschenmosers Fachbereich dabei vor besondere Herausforderungen. Die größte für den Obstbau sieht er in den immer häufiger auftretenden Wetterextremen.
So wisse man nie, was komme, erklärt Meschenmoser. "Wir haben den heißesten Februar aller Zeiten gehabt. Wir haben die früheste Blüte aller Zeiten - dann Starkregenereignisse und dann sechs Wochen lang wieder tolles Urlaubswetter."
Wetterextreme: Bäume mit einem Dach schützen
Für ihn ist deshalb klar: Ohne sogenannten Kulturschutz wird es in Zukunft nicht gehen. Ein solcher Schutz könnte etwa ein Zeltdach über den Bäumen sein. Das schützt laut Meschenmoser etwa gegen Regen und Hagel - und könnte auch im heimischen Garten eingesetzt werden.
Auch die Größe der Obstbäume ist für den Schutz nicht unwichtig, sagt er. "Einen kleinen Baum kann ich zum Beispiel leichter vor Schädlingen schützen als einen großen."
Zudem sei ein kleiner Baum besser geeignet, um perspektivisch etwa Ernteroboter einsetzen zu können. Aber auch für die Ernte durch menschliche Erntehelfer seien kleinere Bäume einfacher im Umgang.
Obstbäume und Klimawandel: Die Mischung macht's
Dabei sei entscheidend, die richtige Kombination zwischen einer Wurzel zu haben, die nicht zu stark wächst und einer Sorte, die recht robust ist. Wie gute Kombinationen für die Zukunft aussehen könnten, ist eine der Fragen, mit denen sich das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg beschäftigt.
Für den heimischen Garten empfiehlt er für einen kleinen Kirschbaum etwa die Wurzel "Gisela 5". Mit dieser Wurzel könne man den Baum auf dreieinhalb bis vier Meter Höhe begrenzen. Eine gute Kombination mit "Giesela 5" sei die Kirschbaumsorte "Regina".
Experte Hermann Meschenmoser zu den Herausforderungen des Klimawandels im Obstbau:
Wichtiger Faktor: Zeit
Ein wichtiger Faktor, um Aussagen über die Tauglichkeit der Bäume treffen zu können, sei Zeit: Denn in der Region gebe es nicht nur zehn Apfelsorten, sondern mehr als hundert. "Da brauche ich halt etwas Zeit, um zu schauen, wie die mit den sich ändernden Gegebenheiten klarkommen", erläutert der Obstbau-Experte.
In Zukunft werde es seiner Einschätzung nach etwa bestimmte Sorten im Rheintal nicht mehr geben können - dafür aber im Schwarzwald. "Diese Anbauzonen werden sich vielleicht verschieben." Eine Beurteilung, welche Sorten gut mit den aktuellen Gegebenheiten klarkommen, sei nach etwa zehn Jahren möglich.
Forschung über Schädlinge an Obstbäumen
Auch die Forschung zur zukünftigen Beseitigung von Schädlingen an Obstbäumen ist ein wichtiger Teil des Technologiezentrums. Doris Betz denkt in ihrer täglichen Arbeit weniger über einzelne Obstbaumsorten nach. Für sie dreht sich alles um die Frage, wie sie Obstbäume künftig besser vor Schädlingen schützen kann. Ein Ansatz dazu ist die Bekämpfung von Schädlingen durch sogenannte Nützlinge.
Ein guter Kandidat dafür ist laut Betz der Ohrwurm. Er soll die Schädlinge fressen, bevor sie den Apfelbaum schädigen können - eine Methode aus den Niederlanden. Nicht geeignet ist der Ohrwurm laut Betz allerdings für Steinobst wie etwa Aprikosen. Denn dort greift der Ohrwurm auch die Früchte an.
Um den Ohrwurm anzulocken, könne man auch im heimischen Garten ein kurzes Bambusrohr an dem Apfelbaum festmachen.
Weiße Klebestreifen gegen Schädlinge
Ein weiterer Ansatz sind weiße Klebestreifen, die neben den Apfelbäumen platziert werden. Sie sollen laut Betz die Schädlinge anlocken und fixieren, noch bevor diese ihre Eier in die Apfelblüten legen können. "Die Farbe Weiß lockt sie an und damit weg von den Blüten", weiß Betz. Ob diese Methode funktioniert und tatsächlich eine Alternative zu Spritzmitteln sein könnte, werde in dem Technologiezentrum aktuell geprüft.
Die größte Herausforderung laut Doris Betz in puncto Obstbaumschutz sei, dass einige Pflanzenschutzmittel wegfallen, die nicht mehr zugelassen sind. "Und deshalb arbeiten wir dran, Alternativstrategien zu entwickeln."