Am Sonntag waren die Bürgerinnen und Bürger von Waghäusel (Kreis Karlsruhe) zum Bürgerentscheid aufgerufen. Es ging darum, ob ein städtisches Grundstück für den Bau einer Anlage für Tiefengeothermie zur Verfügung gestellt werden soll.
Das Ergebnis fiel am Sonntagabend eindeutig aus: 72,9 Prozent der Wählerinnen und Wähler stimmten gegen den Bau der Tiefengeothermie-Anlage, nur 27,1 Prozent waren dafür. Die Wahlbeteiligung am Sonntag lag bei 48,6 Prozent. Damit ein Bürgerentscheid gültig ist, müssen mindestens 20 Prozent der Wahlberechtigten für oder gegen eine kommunalpolitische Sachfrage gestimmt haben.
Nun kann weder die Deutsche Erdwärme GmbH noch ein anderes Unternehmen auf städtischen Flächen einen Antrag auf Bohrungen und Produktion stellen. Der Betreiber könnte dann aber beispielsweise Flächen von Privatpersonen oder vom Land Baden-Württemberg kaufen oder pachten, um dort ein Tiefengeothermie-Kraftwerk zu errichten.
Bereits eine Anlage im Kreis Karlsruhe
Eine Tiefengeothermie-Anlage, die nach Erdwärme bohrt, gibt es bereits im Kreis Karlsruhe. Weitere Standorte hat die Betreiberfirma Deutsche Erdwärme GmbH schon länger ins Auge gefasst. Darunter auch die Kreisstadt Waghäusel.
In Waghäusel sollte auf einer städtischen Fläche ein Tiefengeothermie-Kraftwerk errichtet werden. Aus einer Informationsbroschüre der Stadt Waghäusel geht hervor, dass dort zwei Bohrungen mit einer Tiefe bis ca. 4.000 Metern geplant waren. Dabei sollte Tiefenwasser nach oben geholt werden, womit beispielsweise Wärme erzeugt werden kann.
So hat der SWR am 25.3. vorab über den Bürgerentscheid berichtet:
Tiefengeothermie als Alternative zu Öl und Gas
Die Energie aus der Tiefengeothermie gilt als erneuerbar und kann - im Gegensatz zu Wind- und Solarenergie - unabhängig vom Wetter genutzt werden. Die Deutsche Erdwärme GmbH hatte mit dem Projekt eine klimafreundliche und sichere Wärmeversorgung für die Bürgerinnen und Bürger in Waghäusel versprochen.
Geothermiekraftwerke sorgen für Diskussionen
Projekte im Bereich der Geothermie sorgten in der Vergangenheit immer wieder für Diskussionen. Befürworter betonen die klimafreundlichere Alternative zu Gas und Öl, wohin Gegner häufig vor durch Bohrungen ausgelöste Erdbeben warnen. Im Raum Straßburg hatte es wegen Bohrungen im Jahr 2019 Erdstöße gegeben.
Im Gemeinderat in Waghäusel gab es zudem Gegenwind aus den einzelnen Fraktionen. Der Oberbürgermeister von Waghäusel, Thomas Deuschle (CDU), hat sich öffentlich für die Verpachtung des Grundstücks ausgesprochen. Widerstand gibt es von einzelnen Mitgliedern der Partei Die Unabhängigen, der SPD und der AfD.