Die Küken verlassen das Nest: Zwei seltene Banks-Rabenkakadus sind jetzt in den Karlsruher Zoo umgezogen, weil sie dort fliegen und richtig fressen lernen sollen. Bislang wurden Mathilda und Manni von Hand aufgezogen. In den letzten Wochen hat sie Zoodirektor Matthias Reinschmidt abends immer mit nach Hause genommen - damit ja nichts schiefgeht mit dem seltenen Nachwuchs. Der Ziehvater muss jetzt also lernen, seine Lieblinge ein bisschen loszulassen.
Karlsruhe: Zoodirektor hat Kakadus rund um die Uhr betreut
Die Kakadus hätten wohl keinen geeigneteren Ziehvater finden können. Rund 18.000 Papageien hat Reinschmidt im Loro-Park auf der Kanareninsel Teneriffa mitaufgezogen, bevor er der Zoodirektor in Karlsruhe wurde. 310 Arten waren darunter.
Tag und Nacht fütterte Papageien-Experte Reinschmidt die beiden Küken alle zwei bis drei Stunden mit Brei und einer Spritze. Mathildas Kakadu-Mutter hatte ihr Ei nach dem Legen ignoriert. "Da war sofort klar, das Ei muss in den Inkubator", sagte Reinschmidt, ein mobiler Brutkasten musste her.
Kakadu-Küken Karlsruhe: Zu Mathilda kam dann Manni
Um Mathilda nicht zu sehr auf Menschen zu prägen, suchte er nach einem weiteren Banks-Rabenkakadu-Einzelkind - und wurde schließlich bei einem privaten Züchter fündig. So kam der zehn Tage jüngere Manni dazu. Inzwischen bräuchten die beiden die Wärme des Brutkastens nicht mehr, erklärt Zoodirektor Reinschmidt. Auch die Pausen zwischen den Fütterungen würden länger. Daher nun also der dauerhafte Umzug in den Karlsruher Zoo. Dort steht dann demnächst auch feste Nahrung auf dem Speiseplan.
Junge Kakadus leben hinter den Kulissen des Exotenhauses
Jetzt sind Mathilda und Manni erst einmal hinter den Kulissen des Karlsruher Zoos im Exotenhaus zuhause. Das Timing stimme, so Reinschmidt: "Die sind jetzt genau in dem Zeitpunkt, wo sie in der Natur aus der Nisthöhle kommen." Zu dieser Zeit würden die Baumhöhlenbrüter ihren ersten Flug machen.
Manni sei da schon etwas weiter, obwohl er einige Tage jünger ist als Mathilda, erklärt Tierarzt Lukas Reese. Er hat Reinschmidt bei der Aufzucht unterstützt. "Die unterschiedliche Entwicklung ist echt faszinierend. Wie ungeschickt [Mathilda] sich teilweise noch anstellt", erklärt Reese. Das sei bei Manni komplett anders: "Man sieht, wie unsicher sie sitzt. Da wird sie jetzt Sprünge machen, wenn sie hier mal ein paar Stunden alleine auf sich gestellt ist und neue Klettermöglichkeiten hat, dann geht das ganz schnell."
Wenn alles gut läuft, werden die beiden eines Tages auch gemeinsamen Nachwuchs bekommen. Aber erst einmal plant der Zoo für nächsten Sommer ein neues Gehege für Mathilda und Manni.