Der 20-jährige Tatverdächtige, der am Freitag in einer Apotheke in Karlsruhe mehrere Menschen als Geiseln genommen haben soll, ist in Untersuchungshaft gekommen. Wie Staatsanwaltschaft und Polizei mitteilten, erließ ein Richter am Samstag Haftbefehl gegen den Verdächtigen wegen des Vorwurfs der Geiselnahme.
Der Beschuldigte soll am Freitagabend drei Menschen mit einer geladenen Schreckschusswaffe bedroht und in einem Nebenraum der Apotheke festgehalten haben. Weitere acht Menschen befanden sich demnach im hinteren Bereich des Geschäfts. Darunter waren nach Angaben eines Sprechers Kunden und Mitarbeiter der Apotheke. Das bestätigte ein Sprecher der Polizei am Samstagvormittag.
Motiv für Geiselnahme noch unklar
Der anfängliche Verdacht, dass der mutmaßliche Geiselnehmer in der Karlsruher Apotheke eine Mittäterin gehabt haben könnte, habe sich nicht bestätigt, so ein Sprecher der Karlsruher Polizei. Der polizeibekannte 20-Jährige habe demnach allein agiert. Die Motive für die Geiselnahme sind weiterhin unklar.
Nach einem rund fünfstündigen Einsatz hatte die Polizei am Freitagabend die Geiselnahme beendet. Die Beamten nahmen beim Zugriff in dem Gebäude einen 20-jährigen Tatverdächtigen fest. Die Geiseln seien körperlich unverletzt gerettet worden, erklärte Polizeisprecher Dennis Krull.
So haben wir am Freitag in unserem Live-Ticker über die Geiselnahme berichtet:
Großeinsatz in der Innenstadt Live-Ticker zur Geiselnahme in Karlsruhe: Geiseln unverletzt gerettet
In einer Apotheke in Karlsruhe ist es am Freitag zu einer mutmaßlichen Geiselnahme gekommen. Ein aktueller Überblick zu den Geschehnissen.
Acht Geiseln konnten sich im Gebäude verstecken
Zunächst war die Polizei von mindestens sieben Geiseln ausgegangen. Am späten Freitagabend hieß es in einer späteren gemeinsamen Erklärung der Staatsanwaltschaft Karlsruhe und des Polizeipräsidiums Karlsruhe, dass sich elf Personen in der Apotheke aufgehalten hätten. Der 20-jährige Beschuldigte sei unter anderem wegen verschiedener Gewalt- und Eigentumsdelikte polizeibekannt, hieß es weiter. Die Hintergründe der Tat und auch das Motiv des Festgenommenen sollen nun ermittelt werden.
Geiselnahme über mehrere Stunden
Gegen 16:30 Uhr waren am Freitag die ersten Notrufe eingegangen. Gegenstand der Notrufe: Ein oder mehrere Täter nähmen in einer Apotheke mitten in der Innenstadt mindestens eine Geisel. Später teilte die Polizei mit, es handle sich um mehrere Geiseln.
Kurz nach 21 Uhr hatten Augenzeugen von zwei lauten Knallgeräuschen berichtet. Außerdem seien Polizisten auf die Apotheke zugelaufen. Kurz darauf berichtete die Polizei von der Rettung der Geiseln.
Polizei hatte Kontakt in die Apotheke
Schon sehr früh habe die Polizei Kontakt "in die Apotheke hinein" gehabt, hieß es außerdem. Eine Gefahr für die Bevölkerung habe nicht bestanden. Trotzdem hatte die Polizei die Menschen dazu aufgerufen, das Einsatzgebiet zu meiden. Für Bewohnerinnen und Bewohner, die wegen des Einsatzes nicht zu ihren Wohnungen kamen, war eine nahegelegene Schule geöffnet worden.
Gegenüber dem Sender RTL sagte der Inhaber der Apotheke, dass der Geiselnehmer sieben Millionen Euro Lösegeld gefordert habe. Die Polizei wollte diese Forderung nicht kommentieren.
Einsatzort war in Karlsruhe weiträumig abgesperrt
Das betroffene Gebiet in der Nähe des Festplatzes wurde während des Einsatzes weiträumig abgesperrt.
Die Karlsruher Messe sagte im Laufe des Freitagabends zwei Veranstaltungen ab. Betroffen waren ein Event mit Hundetrainer Martin Rütter sowie ein Meisterkonzert, erklärte eine Sprecherin der Polizei. Beide Veranstaltungsorte - die Schwarzwaldhalle und die Konzerthalle - gehören zum Festplatz in der Nähe des Einsatzortes, den die Polizei großräumig abgesperrt hatte. Rütter rief Besucherinnen und Besucher via Instagram dazu auf, nicht zum Veranstaltungsort zu kommen.
Innenminister Strobl dankt Einsatzkräften
Wie das baden-württembergische Innenministerium mitteilte, waren bei der Geiselnahme 350 Kräfte im Einsatz, darunter Polizisten des Präsidiums Karlsruhe und eine Verhandlungsgruppe des Polizeipräsidiums Mannheim. Auch eine Beratergruppe des Landeskriminalamtes und Spezialkräfte des Polizeipräsidiums "Einsatz" waren in Karlsruhe vor Ort. BW-Innenminister Thomas Strobl (CDU) dankte den Einsatzkräften für ihr umsichtiges Vorgehen, das Schlimmeres verhindert habe.
Zwischenfall in der Apotheke im Januar
Erst im Januar war es zu einem Zwischenfall in der Apotheke gekommen: Ein maskierter Räuber gelangte in den Personalbereich, bedrohte einen Angestellten mit einem sägeähnlichen Werkzeug und floh mit einem Liter Methadon. Wenige Tage später wurde in diesem Fall ein Tatverdächtiger gefasst, er kam in Haft.
Angestellter mit sägeähnlichem Werkzeug bedroht Bewaffneter Mann raubt einen Liter Methadon in Karlsruher Apotheke
Ein maskierter Mann hat am Donnerstagvormittag in einer Karlsruher Apotheke einen Liter Methadon geraubt. Laut Polizei bedrohte er einen Angestellten mit einem sägeähnlichen Werkzeug.