"Die Feuerwehr ist eine Männerdomäne", sagt Michaela Hofmann. Aber sie ist sich sicher: Das könne sich ändern. Von aktuell rund 280 Feuerwehrkräften bei der Berufsfeuerwehr in Karlsruhe sind vier Frauen.
Die 32-Jährige beobachtet ihre männlichen Kollegen genau. Konzentriert schaut sie von der Seite aus zu, wie die Feuerwehrmänner in rot-schwarzer Vollmontur zu Übungszwecken einen Chemieeinsatz durchspielen. Immer wieder gibt Michaela Hofmann kurze Anweisungen - klar, aber auf Augenhöhe.
Sie trägt keine rote Einsatzjacke und Helm, sondern eine weiße Bluse mit einem goldenen Stern auf der Schulterklappe. Michaela Hofmann ist Abteilungsleiterin und unter anderem zuständig für die Einsatzplanung bei der Berufsfeuerwehr Karlsruhe.
"Die Feuerwehr ist hierarchisch"
Dass sie bei der Übung die einzige Frau ist, stört sie nicht: "Die machen eh, was ich sage. Das passt schon, gar kein Problem", sagt sie schmunzelnd mit ihrem deutlich hörbaren bayerischen Akzent. "Der Fahrzeugführer hat seine Burschen im Griff und er kriegt von mir die Aufträge, was zu machen ist." Die Feuerwehr sei hierarchisch. Man merke, dass das klar eingehalten werde.
Aus Niederbayern in die "Männerdomäne" Feuerwehr
Die gebürtige Niederbayerin ist erst seit ein paar Monaten in der Funktion als Abteilungsleiterin. Mit 14 Jahren ging sie zur freiwilligen Feuerwehr in ihrem Heimatort. Nach der Schule dann Biologiestudium in München, mit dem Ziel in die Forschung zu gehen.
Am Ende wurde es doch wieder die Feuerwehr. Mit einem Doktor der Biologie und zwei Jahren Feuerwehrausbildung hat sie sich mittlerweile für die höchste Führungsebene in Karlsruhe qualifiziert - einer bis dahin reinen Männerdomäne.
Feuerwehr Karlsruhe will mehr Frauen gewinnen
Michaela Hofmann merkt man an, dass sie in ihrem Job aufgeht. Ihre männlichen Kollegen hat sie wegen ihrer Art und ihrer Fachkompetenz überzeugt. "Ob da jetzt ein Mann oder eine Frau steht. Das spielt überhaupt keine Rolle", findet Feuerwehrmann Max Schmidt.
Aber gilt das für alle Frauen? Michaela Hofmann ist davon überzeugt. Ihr Vorgesetzter und Leiter der Feuerwehr Karlsruhe, Florian Geldner betont: "Wir geben uns Mühe, indem wir unsere Verfahren so gestalten, dass sie offen sind für Frauen. Und wir schätzen sie, wenn sie hier im Dienst sind."
Und trotzdem scheint das noch nicht zu reichen. Die Zahl der Bewerberinnen bei der Berufsfeuerwehr in Karlsruhe sind gering. Bei der freiwilligen Feuerwehr in Baden-Württemberg dagegen scheint die Zahl der Frauen zuzunehmen.
Feuerwehr löscht nicht nur Brände
Der Beruf ist körperlich anstrengend. Das schrecke potentielle Bewerberinnen aber zu Unrecht zurück, findet Michaela Hofmann. Eine körperliche Grundfitness sei wichtig, alles andere werde im Team gelöst.
In ihrer Funktion im höheren Dienst kämpft Michaela Hofmann nicht an forderster Front gegen die Flammen - sie leitet und koordiniert den Einsatz vor Ort. Einen Großteil ihres Arbeitsalltags verbringt die 32-Jährige aber an der Hauptfeuerwache in Fortbildungen, Besprechungen oder im Büro. Sie ist nebenbei auch noch als Abteilungsleiterin für die Integrierte Leitstelle und als Pressesprecherin im Einsatz.
Fehlendes Wissen über die Möglichkeiten bei der Feuerwehr
Diese und andere Möglichkeiten seien vielen jungen Menschen, die sich für oder gegen einen Beruf entscheiden, nicht bewusst. Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sei möglich. "Wir haben gerade zwei Kolleginnen, die kleine Kinder haben. Das ist vereinbar. Kind und Beruf ist vereinbar. Man darf sich da nicht abschrecken lassen."