Mann in Notaufnahme gestorben

Nach Klinik-Brand in Pforzheim: Ermittlungen gegen neun Mitarbeiter

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Peter Lauber
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Der Tod eines Patienten bei einem Brand in der Notaufnahme einer Pforzheimer Klinik hat ein juristisches Nachspiel. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen mehrere Klinik-Beschäftigte.

Nach einem Brand mit einem Toten im Pforzheimer Helios-Klinikum Anfang Mai wird nun gegen neun Klinikmitarbeiter ermittelt. Das hat die Staatsanwaltschaft Pforzheim mitgeteilt.

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Feuer in Notaufnahme ausgebrochen

Der Patient war Anfang Mai am späten Abend betrunken in die zentrale Notaufnahme des Pforzheimer Helios-Klinikums eingeliefert worden. Wegen seines aggressiven Verhaltens sei er fixiert worden. Kurz darauf brach ein Feuer aus, bei dem der Mann ums Leben kam.

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Fixierung soll rechtswidrig gewesen sein

Laut Staatsanwaltschaft besteht nun der Verdacht, dass die Fixierung nicht richterlich angeordnet und deshalb rechtswidrig war.

"Nach den bisherigen Erkenntnissen war der Fixierte als das Feuer ausbrach unbeaufsichtigt. Ob die Aufsichtspflicht verletzt wurde, ist Gegenstand der Ermittlungen."

Zudem steht der Verdacht im Raum, dass der Mann nicht ununterbrochen überwacht wurde. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass er das Feuer vermutlich selbst verursacht hat.

Ermittlungen wegen Freiheitsberaubung

Gegen neun Klinik-Mitarbeiter ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Freiheitsberaubung. Ob sie auch für den Tod des Mannes veranwortlich sind, sei weiterhin Gegenstand der Ermittlungen.

Helios-Klinik: "Unterstützen Aufklärung uneingeschränkt"

Das Helios Klinikum in Pforzheim hat am Donnerstagnachmittag nach Bekanntgabe der neuen Ermittlungen mitgeteilt, dass sie die zuständigen Behörden bei der Aufklärung "uneingeschränkt unterstützen".

"Wir bedauern den Tod des Patienten, der bei dem Brand in unserer Notaufnahme ums Leben gekommen ist, sehr."

Den Klinikmitarbeitern und der Familie habe man psychologische Unterstützung zur Verfügung gestellt, heißt es in der Mitteilung. Die von den Ermittlungen betroffenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen seien bis auf Weiteres freigestellt.

ver.di mahnt Überlastung von Pflegekräften an

Für Thorsten Dossow von der Gewerkschaft ver.di, selbst ausgebildeter Krankenpfleger, stünden Pflegekräfte in solchen Situationen stets vor einem Dilemma: Hier das Gesetz, das fixieren ohne richterlichen Beschluss nur für eine halbe Stunde erlaubt. Dort: das Recht, sich selbst zu schützen

"Letztendlich stehen die Pflegekräfte in solchen Situation immer mit einem Bein im Knast. Ich hoffe, dass das bei den Ermittlungen mitberücksichtigt wird."

Dossow betont, dass solche Situationen in Verbindung mit der chronischen Überlastung und dem Personalmangel in den Kliniken immer eine schwierige Kombination sei. Er hofft, dass die Ermittler dieses Dilemma mit in ihre Einschätzungen einfließen lassen und dass das Verfahren verhältnismäßig ist.

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