Mörderinnen, Diebinnen, Prostituierte oder Frauen, die ihr Kind nach der Geburt töteten. "Criminal Women" befasst sich mit der Geschichte der weiblichen Kriminalität und Kriminalisierung vom 19. Jahrhundert bis in die Zeit des Nationalsozialismus. Zu sehen sind Objekte der Kriminologie und Kunstwerke aus dieser Zeit.
Die drei Kuratorinnen Jadwiga Kamola, Sabine Becker und Ksenija Chochkova Giese wollen kriminelle Frauen zwischen Kriminalisierung und individuellem Tatmotiv verorten. Gezeigt werden Frauen, die schwere Straftaten begangen haben - aber auch Frauen, die kriminalisiert wurden aus unterschiedlichen Gründen. Zum Beispiel Frauen, die abgetrieben haben oder Prostituierte.
Aus der Perspektive der Frau
Versucht wird, immer wieder die Perspektive der Frauen einzunehmen. Die Frauenkriminalität sei bisher wenig erforscht, so die Kuratorinnen. Nicht nur in der Kriminologie, sondern auch in der Kunstwissenschaft.
Biblische Geschichte und Serienmörderinnen
Nur wenig entfernt vom Eingang hängt ein großes Gemälde, das eine biblische Geschichte zum Thema hat. Zu sehen ist Judith, die nach dem Alten Testament den feindlichen Feldherrn Holofernes enthauptete.
Auch zwei Serienmörderinnen sind Thema in der neuen Ausstellung. Zum einen Gesche Gottfried (1785 – 1831), die 15 Menschen vergiftete. Die zweite Serienmörderin ist Elisabeth Wiese (1859 bis 1905), die mehrere Kinder umgebracht und verbrannt hatte. Von ihr ist zum Beispiel eine Totenmaske aus Gips zu sehen, die aus dem Polizeimuseum in Hamburg stammt.
Es soll aber auch deutlich gemacht werden, dass es seltene Fälle seien, so Mit-Kuratorin Sabine Becker.
Kriminalisierung in der NS-Zeit
Ein besonderes Augenmerk gilt Frauen, die im Nationalsozialismus als "kriminell" oder als "asozial" bezeichnet wurden und in Gefängnissen oder in Konzentrationslagern festgehalten oder umgebracht wurden. Dazu zählen unter anderem die Künstlerinnen Eva Schulze-Knabe und Nina Jirsíková. Zu sehen sind zum Beispiel Zeichnungen von Schulze-Knabe.
Audioguide mit eingesprochenen Zeugenberichten
Schauspielerinnen und Schauspieler des Theaters Baden-Baden haben einen Audioguide eingesprochen. Zu hören sind zum Beispiel historische Berichte von Zeuginnen oder Zeugen. Der Audioguide kann entweder über eine App oder mit einem Endgerät, das im Museum geliehen werden kann, angehört werden.
In der Ausstellung gibt es auch Video-Interviews mit der Kriminalpsychologin Lydia Benecke. Sie umrahmen die einzelnen Sektionen und überführen die historischen Fragen in die heutige Zeit. Zum Beispiel geht es darum, warum Frauen töteten.
Ausstellung bis kommenden Februar
Die Ausstellung "Criminal Women" im Museum LA8 in Baden-Baden ist ab Samstag für das Publikum geöffnet. Die Schau ist bis Ende Februar 2024 zu sehen. Zur Schau gibt es auch ein Begleitbuch unter gleichnamigem Titel.