Ungefähr 2.500 offene Stellen für Busfahrerinnen und Busfahrer gibt es in Baden-Württemberg – viele davon auch in und um Karlsruhe. Dort hat der Busunternehmer-Verband WBO am Mittwoch auf dem Marktplatz über die aktuelle Situation informiert.
Busunternehmer: "Gute Arbeitsbedingungen, trotzdem kein Personal"
Trotz des akuten Fachkräftemangels soll der Schulstart am kommenden Montag ohne größere Probleme klappen, teilte der Verband mit. Das liege vor allem an den Bemühungen der Busunternehmer. Diese hätten viele Azubis auf eigene Kosten ausgebildet oder Busfahrer aus Pakistan und Bangladesch angeworben. Notfalls würden sie selbst hinter dem Steuer sitzen.
An sich gibt es laut WBO in Baden-Württemberg bundesweit die besten Arbeitsbedingungen: 22 Euro Grundlohn, hinzu kommen Zuschläge für Feiertage und Nachtschichten. Außerdem sehr flexible Arbeitszeiten und Arbeitsmodelle, die sich quasi an jedes Bedürfnis anpassen ließen.
Anders als beim Fernverkehr im Lkw gebe es auch keine körperlich schwere Arbeit, sondern viel Kontakt mit Menschen. Besonders im Reiseverkehr seien die Ziele sehr abwechslungsreich. Trotzdem gebe es so viele offene Stellen in Baden-Württemberg, aber auch bundesweit.
Problem: Busführerschein in Deutschland zu teuer
Größtes Problem für die Busunternehmer seien die enorm hohen Kosten für die Ausbildung: In Deutschland koste der Busführerschein fast 14.000 Euro und soviel wie sonst nirgends in der EU. Dazu dauere die Ausbildung normalerweise über ein halbes Jahr. Sofern Fachkräfte aus dem Ausland ausgebildet würden, müsse sogar noch das Sprachniveau B1 in Deutsch nachgewiesen werden, was ebenfalls noch einmal ein gutes halbes Jahr dauere. Für viele Unternehmen sei das ein zu großer Aufwand, besonders bei Teilzeitkräften.
Im Nachbarland Österreich sei die Situation ganz anders: der Führerschein dort sei mit 4.000 Euro vergleichsweise günstig und auch wesentlich schneller zu erwerben. Dort gebe es deswegen auch nicht so einen großen Fachkräftemangel wie hier, meint der Verband.
Reform des Busführerscheins gefordert
Deshalb fordert die WBO unter anderem einen günstigeren und schneller abzuschließenden Busführerschein, sodass wieder mehr ausgebildet werden könne. Darunter solle natürlich nicht die Verkehrssicherheit leiden, heißt es am Mittwoch. Allerdings seien die Vorschriften teilweise nicht nachzuvollziehen, meinten einige Branchen-Vertreter vor Ort. Außerdem könne es pragmatischere Lösungen gerade bei der Anerkennung von Erfahrung und Führerscheinen aus dem Ausland geben, beispielsweise mittels einer kurzen Prüfung.