Fragen und Antworten

Inflation in BW sinkt: Warum trotzdem nicht alles günstiger wird

Stand
Autor/in
Yannick Lipinski

Die Inflation ist erstmals seit Februar 2022 unter die 5-Prozent-Marke gefallen. Doch viele Menschen spüren nichts davon, dass ihr Alltag billiger wird. Das sind die Gründe.

Die hohe Inflation zehrt bereits seit Monaten an der Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Doch obwohl die Inflation in Baden-Württemberg aktuell weiter sinkt, kommt das bei den meisten nicht im Geldbeutel an. Ein Überblick.

Was bedeutet Inflation?

Einfach gesagt: Menschen können sich für einen Euro weniger leisten. Die Währung, in unserem Fall der Euro, verliert also an Wert. Es kommt zwar immer wieder vor, dass Waren oder Dienstleistungen teurer werden. Bezieht sich das allerdings nicht nur auf einzelne Produkte, sondern die Preise steigen allgemein, nennt man das Inflation.

Was ist der Verbraucherpreisindex und wie beeinflusst er die Inflationsrate?

Laut Statistischem Bundesamt ist die Inflationsrate die prozentuale Veränderung des Verbraucherpreisindex gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das heißt, sie zeigt an, wie sich die Preise für "Verbrauchsausgaben" in Deutschland innerhalb eines Jahres verändern. Ein Synonym ist übrigens die Teuerungsrate.

Um die Preisveränderung zu ermitteln, gibt es den "repräsentativen Warenkorb". Darum kümmert sich das Statistische Bundesamt. Im Warenkorb gibt es insgesamt rund 700 Güterarten, die in zwölf Hauptkategorien eingeteilt sind. Zum Beispiel Nahrungsmittel, Bekleidung, Möbel, Dienstleistungen und vieles mehr.

Monatlich fragt das Statistische Bundesamt dann bei über 300.000 Einzelpreisen bei Handels- und Dienstleistungsunternehmen ab, wie die Preise sich entwickelt haben. Daraus entsteht der Verbraucherpreisindex und somit auch die Inflationsrate.

Wie ist der aktuelle Stand?

Die Inflation in Baden-Württemberg hat sich im Oktober voraussichtlich weiter verlangsamt. Die Teuerungsrate lag im Vergleich zum Vorjahresmonat bei 4,4 Prozent - und damit erstmals seit Februar 2022 unter der Marke von 5,0 Prozent. Das teilte das Statistische Landesamt am Montag auf Grundlage vorläufiger Daten mit. Im Oktober 2022 war die Jahresteuerung mit 8,2 Prozent fast doppelt so hoch.

Gesunkene Inflation - wird jetzt alles billiger?

Nein. Sinkende Inflation bedeutet erst einmal nur, dass die Preise zwar noch steigen, aber nicht mehr so sehr.

Warum ist die Inflation überhaupt gesunken?

Die gesunkene Inflationsrate lässt sich aktuell vor allem mit den gesunkenen Preisen für Heizöl, Kraftstoffe und Energie erklären. Denn diese sind deutlich günstiger als noch vor einem Jahr in Baden-Württemberg (Heizöl minus 20,5 Prozent - Kraftstoffe minus 6,2 Prozent - Energie minus 3,2 Prozent).

Die Inflation sinkt, trotzdem ist mein Wocheneinkauf teurer - wieso?

Das liegt daran, dass die Preise in anderen Bereichen weiter gestiegen sind. Zum Beispiel die Preise vieler Alltagsprodukte. Also Produkte, die private Haushalte besonders viel konsumieren, wie zum Beispiel Nahrungsmittel. Das führt auch zu einer verstärkten gefühlten Inflation. Menschen nehmen die Inflation vor allem über Preise bei Produkten und Dienstleistungen wahr, die sie am häufigsten kaufen oder konsumieren.

In welchen Bereichen wird es teurer?

Die Preise für Nahrungsmittel stiegen im letzten Monat um 6,6 Prozent und damit erneut überdurchschnittlich stark. Die Zunahme fiel aber geringer aus als in den Vormonaten.

Der Handel begründet das mit den Einkaufspreisen. Und da habe es in den letzten Monaten in ihrer ganzen Lieferkette Preissteigerungen für Rohstoffe, Energie und Logistik gegeben.

Aber auch beispielsweise für Dienstleistungen wie Restaurantbesuche oder Gebrauchsgüter wie Kleidung und Schuhe sowie Möbel und Haushaltsgeräte mussten Verbraucherinnen und Verbraucher im Oktober spürbar tiefer in die Tasche greifen als im Vorjahresmonat. Auch die Nettokaltmiete legte um 3,1 Prozent zu.

Heißt: Die persönliche Inflationsrate kann sich von der allgemeinen Inflationsrate unterscheiden. Wer beispielsweise als Mieterin oder Mieter einen Indexmietvertrag hat, ist stärker betroffen als andere. Denn der Indexmietvertrag richtet sich nach der allgemeinen Inflationsrate. Wenn die steigt, darf von Seiten der Vermieterinnen und Vermieter auch die Miete angepasst werden.

Wann wird es endlich wieder billiger?

Einen offiziellen Zeitpunkt dafür gibt es nicht. Expertinnen und Experten rechnen für die kommenden Monate aber überwiegend mit weiter fallenden Inflationsraten. Ein wichtiger Faktor könnte auch die Lohn-Preis-Spirale werden. Heißt: Die schnell steigenden Löhne könnten die Inflation bei zum Beispiel arbeitsintensiven Dienstleistungen wieder ansteigen lassen.

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