In Baden-Württemberg soll für Ärztinnen und Ärzte die Zusatzweiterbildung für Homöopathie gestrichen werden. Das hat die Vertreterversammlung der Landesärztekammer am Samstag entschieden. Zwei Jahre lang hatte die Debatte um das Thema heftige Wellen geschlagen. Im Juli 2022 hatte die Vertreterversammlung schon einmal dafür gestimmt, die Zusatzbezeichnung Homöopathie aus der Weiterbildungsordnung in Baden-Württemberg zu streichen. Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) hatte dies damals "das absolut falsche Signal" genannt.
Zusatzweiterbildungen sind laut Landesärztekammer spezielle Qualifikationen, die Ärztinnen und Ärzte in vielen Bereichen erwerben können. Sie sind in der Weiterbildungsordnung festgelegt. Zu diesen Bereichen gehören beispielsweise die Notfallmedizin, die Betriebsmedizin, die Intensivmedizin oder die Geriatrie - und bislang eben auch die Homöopathie. Die soll nun gestrichen werden. Das Sozialministerium muss zunächst noch prüfen, ob alle formalen Vorgaben eingehalten wurden. Eine Verhältnismäßigkeitsprüfung der Kammer hatte zuvor keine Bedenken ergeben.
Homöopathie-Behandlung durch Entscheidung nicht verboten
Die Streichung der Zusatzweiterbildung Homöopathie hat zur Folge, dass diese Weiterbildung von der Landesärztekammer künftig nicht mehr angeboten wird; Ärztinnen und Ärzte können sie damit auch nicht mehr absolvieren. Wie die Kammer mitteilte, wird die Behandlung von Patientinnen und Patienten in Baden-Württemberg mit Methoden und Mitteln der Homöopathie aber weder eingeschränkt noch verboten.
Ärztinnen und Ärzte, die homöopathische Behandlungen anbieten möchten, können dies auch weiterhin tun und das beispielsweise auf ihrem Praxisschild oder im Internet deutlich machen. Auch Fortbildungen sind nach wie vor möglich, aber eben keine entsprechende Zusatzweiterbildung durch die Kammer mehr. Medizinerinnen und Mediziner, die die Weiterbildung bereits absolviert haben oder momentan noch dabei sind, sind von der Änderung nicht betroffen.
Auch Bundesärztekammer für Streichung der Zusatzweiterbildung Homöopathie
Die Homöopathie-Weiterbildung gab es bisher außer in Baden-Württemberg nur noch in Sachsen und Rheinland-Pfalz. Auch die Bundesärztekammer hatte sich 2022 für die Streichung ausgesprochen. Baden-Württemberg sei das Land der Naturheilkunde und die Homöopathie für viele Menschen ein wichtiger Teil ihrer Gesundheitsversorgung, hatte Gesundheitsminister Lucha damals gesagt.
Die Wirksamkeit der Homöopathie ist umstritten. Diese Arzneimittel werden meist aus pflanzlichen, mineralischen oder tierischen Substanzen hergestellt. Sie werden dabei nach bestimmten Regeln stark verdünnt - teils so lange, dass die Präparate keinen Wirkstoff mehr enthalten. Es gebe bislang keine wissenschaftlichen Nachweise dafür, dass Homöopathie wirke, hatte es in der Verhältnismäßigkeitsprüfung der Kammer geheißen.