Bahnreisende warten schon länger auf den Start des 49-Euro-Tickets. Ursprünglich sollte es zum Januar kommen, nun ist mit einem Start erst im April, Mai oder noch später zu rechnen. Baden-Württemberg gibt die Schuld für die Verzögerung Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP).
Länder und Verkehrsverbünde seien zu einer raschen Einführung bereit, sagte Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) dem SWR: "Nun muss auch das Bundesverkehrsministerium den Weg für pragmatische Lösungen freimachen."
Hermann für ergänzende Papierversion
Im Interesse einer "breiten Nutzung" sollten auch Papierfahrscheine im Übergang neben dem elektronischen Ticket zumindest bis Ende 2023 zulässig sein. "Dies ist gerade für Kinder und für Erwachsene ohne Smartphone wichtig, um ihnen den Zugang zum Deutschlandticket zu ermöglichen", so Hermann weiter. Zudem könnten nicht alle Verkehrsunternehmen aus dem Stand die digitalen Zeitkarten verkaufen und bräuchten deshalb eine Übergangslösung.
Hermann sprach sich außerdem dafür aus, dass die von Arbeitgebern bezuschussten Jobticketmodelle sowie die Studierendentickets in das Deutschlandticket integriert werden müssten. "In diesen Punkten erwarten die Länder vom Bund mehr Verständnis und Beweglichkeit für praktische Lösungen", mahnte Verkehrsminister Hermann an. "Es kann nicht sein, dass sich wegen dieser Fragen eine zeitnahe Einführung des 49-Tickets, die auch dem Bundesverkehrsminister bisher sehr wichtig war, verzögert."
Anfang November hatte Bundesverkehrsminister Volker Wissing mit seinen Minister-Kollegen aus den Bundesländern das 49-Euro-Ticket beschlossen. So hatte der SWR damals berichtet:
Kritik auch aus Bayern
Auch Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) kritisierte Wissing. "Herr Wissing spricht zwar oft davon, dass das Deutschlandticket (49-Euro-Ticket, Anmerkung SWR) bald starten soll, ist aber immer noch viele Antworten schuldig", sagte er dem "Münchner Merkur". So habe der Bund die Fragen des Beihilferechts noch nicht abschließend mit der EU-Kommission geklärt.
Bayern lehnt wie auch Baden-Württemberg Wissings Plan ab, das Ticket nur digital anzubieten. "Längst nicht alle Menschen haben ein Smartphone, das gilt für Ältere wie auch für kleine Schulkinder", sagte Bernreiter. Der CSU-Politiker forderte außerdem, bei der Aufteilung der Einnahmen aus dem Ticket müssten auch die kleineren Unternehmen im ländlichen Raum ihr Auskommen haben.
Bremen sieht Start zum 1. Mai in Gefahr
Am Samstag hatte bereits Bremens Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne) davor gewarnt, dass die für den 1. Mai geplante Einführung des bundesweiten Nahverkehrstickets in Gefahr sei. Das Bundesverkehrsministerium hingegen hatte zuletzt erklärt, für die Umsetzung des Tickets seien in erster Linie die für den ÖPNV zuständigen Länder und Verkehrsunternehmen zuständig.