Frühe Weinlese läuft in Region auf Hochtouren

Staatsweingut Weinsberg: "Der Klimawandel ist in Württemberg angekommen"

Stand
Autor/in
Alexander Dambach

Die Weinlese ist auch 2023 wieder sehr früh gestartet. Für das Staatsweingut Weinsberg sind das spürbare Folgen des Klimawandels. Geforscht wird hier an Rebsorten der Zukunft.

Mit Schwarzriesling und Spätburgunder hat die Lese 2023 beim Staatsweingut Weinsberg begonnen. Vor ein paar Jahren ging es noch mal Mitte oder gar erst Ende September mit der Traubenernte los.

Inzwischen wird bereits Ende August oder Anfang September geherbstet. Für den Direktor des Staatsweinguts, Dieter Blankenhorn, zeigt das: "Der Klimawandel ist im Württemberger Weinbau angekommen."

Der Direktor des Staatsweingutes Dieter Blankenhorn mit Weinbauexperte Johannes Wolf
Der Direktor des Staatsweingutes Weinsberg, Dieter Blankenhorn, mit Weinbauexperte Johannes Wolf in der Traubenannahme.

Die Weingärtner sind teilweise gezwungen, die Trauben früh reinzuholen. Hohe Alkoholwerte nehmen sonst den Weinen die Fruchtigkeit.

Lese früh am Morgen spart Energiekosten

Und auch zu welcher Uhrzeit die Lese stattfindet, verschiebt sich neuerdings. Weinbauexperte Johannes Wolf empfiehlt etwa bei Weißweinsorten eine sehr frühe Lese in den Morgenstunden. Das spare Weingärtnern auch Energiekosten, also Geld, denn Trauben müssten dann nicht gekühlt werden, um sie mikrobiologisch stabil zu halten. Auch für die Lesemannschaften in den Weinbergen sei eine frühe Lese erträglicher, als bei 30 Grad am Tag im Weinberg zu stehen.

Das Thema "Wasserversorgung der Reben" beschäftige die Weingärtner ebenfalls zunehmend, so Wolf. Auch dazu gebe es Versuche in Weinsberg. Junge Rebstöcke etwa könne man bewusst zurückschneiden und damit das Wurzelwachstum anregen. Auch die Höhe der Laubwände in den Rebzeilen habe einen Einfluss auf die Wasserverdunstung.

"Piwis" immer mehr im Fokus

Der Klimawandel und seine Folgen wird den Weinbau in Württemberg Schritt für Schritt verändern, ist der Direktor des Staatsweingutes überzeugt. Die Entwicklung zum Beispiel von neuen sogenannten Piwis, also von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten, braucht jedoch eine lange Vorlaufzeit.

Auch daran wird in Weinsberg intensiv geforscht. "Da sind viele Sorten in der Pipeline", so Blankenhorn. Etwa 25 bis 30 Jahre dauert es, bis so eine Piwi-Rebsorte auf den Markt kommen kann. Zudem seien viele dieser Piwi-Sorten noch frühreifend.

Es wird in den nächsten 15 Jahren darauf ankommen, widerstandsfähige und spätreifende Rebsorten verstärkt anzupflanzen.

Internationale Rebsorten in Württemberg

Seit 2008 experimentiert das Staatsweingut mit internationalen Rebsorten, etwa mit Malbec aus Südamerika oder Tempranillo aus Spanien sowie mit Syrah aus Südfrankreich und Australien. In diesem Bereich gebe es mittlerweile "sehr gute Ergebnisse", so Blankenhorn.

Syrah glaube ich passt sehr gut zu Württemberg. Mit diesen Dingen muss man sich beschäftigen.

Lese-Abschluss mit Riesling und Lemberger

Das Weinsberger Staatsweingut bewirtschaftet gut 50 Hektar Weinberge. Dort geht man davon aus, dass die Lese 2023 noch gut dreieinhalb Wochen andauern wird. In der kommenden Woche wird es mit Muskateller und Sauvignon Blanc weitergehen. Danach mit Trollinger und zum Schluss mit Lemberger und Riesling.

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