Mit Schwarzriesling und Spätburgunder hat die Lese 2023 beim Staatsweingut Weinsberg begonnen. Vor ein paar Jahren ging es noch mal Mitte oder gar erst Ende September mit der Traubenernte los.
Inzwischen wird bereits Ende August oder Anfang September geherbstet. Für den Direktor des Staatsweinguts, Dieter Blankenhorn, zeigt das: "Der Klimawandel ist im Württemberger Weinbau angekommen."
Lese früh am Morgen spart Energiekosten
Und auch zu welcher Uhrzeit die Lese stattfindet, verschiebt sich neuerdings. Weinbauexperte Johannes Wolf empfiehlt etwa bei Weißweinsorten eine sehr frühe Lese in den Morgenstunden. Das spare Weingärtnern auch Energiekosten, also Geld, denn Trauben müssten dann nicht gekühlt werden, um sie mikrobiologisch stabil zu halten. Auch für die Lesemannschaften in den Weinbergen sei eine frühe Lese erträglicher, als bei 30 Grad am Tag im Weinberg zu stehen.
Das Thema "Wasserversorgung der Reben" beschäftige die Weingärtner ebenfalls zunehmend, so Wolf. Auch dazu gebe es Versuche in Weinsberg. Junge Rebstöcke etwa könne man bewusst zurückschneiden und damit das Wurzelwachstum anregen. Auch die Höhe der Laubwände in den Rebzeilen habe einen Einfluss auf die Wasserverdunstung.
"Piwis" immer mehr im Fokus
Der Klimawandel und seine Folgen wird den Weinbau in Württemberg Schritt für Schritt verändern, ist der Direktor des Staatsweingutes überzeugt. Die Entwicklung zum Beispiel von neuen sogenannten Piwis, also von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten, braucht jedoch eine lange Vorlaufzeit.
Auch daran wird in Weinsberg intensiv geforscht. "Da sind viele Sorten in der Pipeline", so Blankenhorn. Etwa 25 bis 30 Jahre dauert es, bis so eine Piwi-Rebsorte auf den Markt kommen kann. Zudem seien viele dieser Piwi-Sorten noch frühreifend.
Internationale Rebsorten in Württemberg
Seit 2008 experimentiert das Staatsweingut mit internationalen Rebsorten, etwa mit Malbec aus Südamerika oder Tempranillo aus Spanien sowie mit Syrah aus Südfrankreich und Australien. In diesem Bereich gebe es mittlerweile "sehr gute Ergebnisse", so Blankenhorn.
Lese-Abschluss mit Riesling und Lemberger
Das Weinsberger Staatsweingut bewirtschaftet gut 50 Hektar Weinberge. Dort geht man davon aus, dass die Lese 2023 noch gut dreieinhalb Wochen andauern wird. In der kommenden Woche wird es mit Muskateller und Sauvignon Blanc weitergehen. Danach mit Trollinger und zum Schluss mit Lemberger und Riesling.