Eltern und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisieren die Stadt Heilbronn dafür, dass an der privaten Josef-Schwarz-Schule ein Teil von Grundschülerinnen und Grundschüler aus dem Stadtteil Neckarbogen kostenlos unterrichtet werden sollen.
Pläne der Stadt im Detail
Laut Stadt erhebt der Träger der Josef-Schwarz-Schule nur dann kein Schulgeld und keine weiteren Beträge, wenn die Familie zusätzlich zum Wohnsitz im Stadtteil Neckarbogen auch weniger als 120.000 Euro jährlich verdient. Dann springt die Dieter-Schwarz-Stiftung ein. Es ist ein Pilotprojekt über fünf Jahre und soll voraussichtlich im Herbst 2024 starten.
GEW: Zweiklassengesellschaft wird verschärft
Die Gewerkschaft Bildung und Erziehung moniert, Privatschulen erzeugen an sich schon eine Zweiklassengesellschaft. Wenn diese dann ausschließlich für Anwohner-Kinder kostenlos seien, verstärke das nur diesen Trend, so Harald Schröder von der GEW. Nachbarskinder bekämen dann eine Schulausbildung, die es an staatlichen Grundschulen nicht gibt. "Dann hat man gleich eine soziale Schere", sagte Schröder dem SWR. Die Stadt Heilbronn hätte eine staatliche Schule errichten sollen, anstatt die Stadtteilschule einem privaten Träger zu überlassen.
Eltern: Jetzt staatliche Schulen sanieren
Viviane Kalisch vom Gesamtelternbeirat Heilbronn freut sich zwar für die betreffenden Grundschülerinnen und Grundschüler, sie nimmt die Kooperation der Stadt mit der Schule aber auch als Anlass: Die Stadt müsse nun die öffentlichen Schulen sanieren, "sich an diesen hohen Standards [der Josef-Schwarz-Schule] orientieren", wie sie dem SWR sagte. Es gebe in allen Heilbronner Schulen einen hohen Sanierungsstau. Sie spricht von offenen Dächern, Fenstern, die sich nicht schließen lassen und katastrophalen Toilettenanlagen.
Keine weitere Stellungnahme der Stadt
Zuerst hatte die Heilbronner Stimme berichtet. Dort wird Karin Schüttler vom Schulamt Heilbronn zitiert. Sie argumentiert, dass auch an den öffentlichen Schulen - etwa in Sachen Bilingualität viel passiere - dass also durchaus Chancengleichheit bestehe. Viviane Kalisch sagt hierzu dem SWR, dass an den öffentlichen Grundschulen erst ab der dritten Klasse drei Wochenstunden Englisch unterrichtet werde, das sei nicht vergleichbar. Von Chancengleichheit könne nicht die Rede sein. Die Stadt Heilbronn verwies auf SWR-Anfrage lediglich auf die Bekanntgabe des Konzepts im Oktober.