Reinhold Würth hat in seinem Unternehmerleben schon einige Berg- und Talfahrten erlebt. Aber an so eine Häufung von Krisen kann sich der 87-Jährige nicht erinnern. Neben Corona und der Inflation treibt Würth besonders der Krieg gegen die Ukraine um, der jetzt fast schon ein Jahr andauert.
Die Entwicklung hin zu einem größeren kriegerischen Konflikt könnte in der Vorstellung von Reinhold Würth in kleinen Schritten verlaufen: "Jetzt kommt etwa die Frage, mischt sich Belarus ein. Da sind so viele Unwägbarkeiten dabei."
Der Unternehmer räumt ein, sich selbst auch in Putin getäuscht zu haben. Er habe ihn nicht nur respektiert, er habe ihn auch bewundert. Erst vor wenigen Tagen habe Reinhold Würth die Rede von Putin 2001 im Deutschen Bundestag nochmal angeschaut. Der Unterschied zu den Worten von damals und das heutige Handeln bestürzen ihn: "Das ist so gewaltig, das ist fast nicht zu ertragen", so Würth.
Russland hat er gemeinsam mit seiner Frau Carmen intensiv bereist und der Unternehmer, der als einer der reichsten Deutschen gilt, bezeichnet sich sogar selbst als "Russlandkenner".
Auf die Frage, ob er es für möglich hält, dass die Russinnen und Russen doch irgendwann gegen Putin auf die Straße gehen und Widerstand leisten, äußert er sich vage. Würth wagt hier keine Prognose: "Da muss man abwarten, was wird."
Konflikt zwischen China und Taiwan
Mit großem Interesse schaut der 87-Jährige, der immer noch regelmäßig in der Konzernzentrale in Künzelsau-Gaisbach in seinem Büro arbeitet, auch auf China. Droht dort möglicherweise ein weiterer kriegerischer Konflikt mit Taiwan in Zukunft?
So schätzt Würth, dass in Taiwan mindestens in den nächsten zehn Jahren nichts passieren werde. Der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping müsse damit rechnen, dass bei einem Konflikt mit Taiwan die USA eingreifen. Und dann sei bei einem Krieg "die Erde sowieso am Ende." Wenn es so komme, dann "fange einer mit Sicherheit mit Atomwaffen an."
Der Würth-Konzern ist selbst mit einer großen Schraubenfabrik und einer chemischen Fabrik in China aktiv. Beide seien "hoch ausgelastet", auch für den chinesischen Markt. Er könne sich nicht beklagen, da sei alles in Ordnung. Man werde von den Behörden auch fair behandelt.
China auf Deutschland angewiesen
Man dürfe nicht vergessen, dass China auch Deutschland brauche. Der Handel zwischen beiden Staaten sei "extrem intensiv". Viele deutsche Produkte würden die Chinesen brauchen. Und insofern glaube er schon, dass da die Vernunft überwiege, so Würth.
Außerdem ist der Hohenloher Unternehmer überzeugt, dass China derzeit sehr genau beobachte, welche politischen Folgen der Ukraine-Krieg in Europa habe.