Im Audi-Werk in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) mit über 15.000 Beschäftigten ist die Produktion der neuen A5-Familie angelaufen. Dort erhofft man sich dadurch wieder mehr Auslastung. Zudem ist der Standort für das neue Auto umfassend modernisiert worden.
Betriebsrat: Produktion von über 200.000 Autos jährlich
In den kommenden beiden Jahren sollen jeweils über 200.000 Fahrzeuge in Neckarsulm gebaut werden, sagt der Betriebsratsvorsitzende Rainer Schirmer. Den neuen A5-Modellen folgt auch die neue A7-Familie. Der Autobauer hat diese Modelle umbenannt. Der A5 ist der bisherige A4, der A7 der A6. Mit diesen "Butterbrotfahrzeugen", so Schirmer, soll im Neckarsulmer Werk das Geld verdient werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhoffen sich nach schwierigen Jahren Sicherheit.
Für Werkleiter Fred Schulze hat der neue A5 "enorme Bedeutung", nicht nur in Sachen Auslastung. Das Modell sei technologisch die Speerspitze im Verbrennerbereich, das mache die Mitarbeitenden besonders stolz. Sobald die Bestellungen für die neuen Autos eintreffen, wird man auch wieder darüber nachdenken, Leiharbeiterinnen und -arbeiter zu beschäftigen, um Spitzen abzudecken. Im Dezember hatte Audi sich von mehreren hundert Zeitarbeitskräften am Standort getrennt. Für die Audi-Stammbelegschaft gilt eine Beschäftigungssicherung bis 2029.
Durchatmen in schwierigen Zeiten
Eine wohl gute Nachricht zur rechten Zeit für Audi. Denn schlechte gab es jüngst einige: Der Autohersteller meldete für das erste Quartal nur noch halb so viel Gewinn wie im Vorjahr. Zudem sind im ersten Halbjahr 8,2 Prozent weniger Autos abgesetzt worden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Vergangene Woche hieß es zudem, dem Audi-Werk in Brüssel mit 3.000 Beschäftigten könnte das Aus drohen. Der Neckarsulmer Betriebsrat hatte sich mit den Kolleginnen und Kollegen in Brüssel solidarisch erklärt. Das mögliche Aus des Standorts beschäftige auch die Mitarbeitenden in Neckarsulm, hieß es. Gerade als Neckarsulmer kenne man die Angst leider zu gut, hatte der Betriebsratsvorsitzende Schirmer betont. Mitte der 70er Jahre war das Neckarsulmer Werk von einer Schließung bedroht. Durch Verhandlungen und einen Marsch nach Heilbronn habe das Aus in letzter Sekunde abgewendet werden können.
Große Investitionen in Neckarsulm
In Neckarsulm wird kräftig in die Zukunft investiert: etwa in eine neue Lackiererei mit gesenktem Energieverbrauch. Wenn diese 2025 fertig ist, gehört sie laut Audi zu den modernsten der Automobilbranche. Zudem ist das Werk das einzige im VW-Konzern, das jetzt sämtliche Anbauteile im Karosseriebau vollautomatisiert anbringt. So sind beim komplexen Kotflügel-Anbau sieben Roboter gleichzeitig im Einsatz.
Dieses Know-how komme aus der Neckarsulmer Historie, sagt Werkleiter Schulze. Vor über 20 Jahren hat man begonnen, die Türen vollautomatisiert anzubauen. Diese Erfahrung teilt man jetzt mit den anderen Standorten konzernweit. 2023 wurde im Werk auch ein komplett neues technisches Entwicklungszentrum eröffnet. In Heilbronn in den Böllinger Höfen fertigt Audi in einer hochmodernen Produktion den rein elektrischen e-tron GT. Ende März war dort der Bau des Sportwagens R8 ausgelaufen.
Zukunft bei Audi rein elektrisch
In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Diskussionen um die Elektrostrategie des Autobauers gegeben. Fest steht, dass das Audi-Werk Neckarsulm ab 2027 gleich zwei elektrisch betriebene Nachfolger des Luxusmodells A8 bauen wird. Die beiden Autos tragen bislang noch den Arbeitstitel "Landjet" und "Landyacht". Die letzten Weltpremieren für Verbrenner soll es 2026 geben. Neue Audi-Modelle werden danach nur noch mit rein elektrischem Antrieb auf den Markt kommen. Bis 2033 soll der Verkauf von Verbrennern Stück für Stück auslaufen.
In Neckarsulm legt man jetzt erst einmal mit den neuen Verbrennern A5 und A7 los. In zwei Jahren könne man dann sehen, wohin die Reise geht, sagte der Betriebsratsvorsitzende Schirmer dem SWR.