Auf dem Wormser Backfischfest und der Pfingstwiese wird das Kiffen verboten sein.

Suchtberater und Polizei seit Legalisierung stärker gefordert

Heilbronner Schulen suchen Hilfe: Umgang mit kiffenden Schülern unklar

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Alice Robra

Seit 1. April dürfen Erwachsene kiffen. Dadurch wurde es auch für Jugendliche interessanter. Aktuell sorgt die Legalisierung für großen Aufwand bei Beratern und bei der Polizei.

Durch die Legalisierung von Cannabis wächst der Aufwand bei der Suchtberatungsstelle der Diakonie in Heilbronn. Ab dem 1. Juli dürfen auch die Cannabis Clubs mit dem Anbau starten. Da der Konsum von Cannabis bereits seit April für Erwachsene legal ist, sinke auch bei Jugendlichen die Hemmschwelle, so Suchtberater Kai Brennecke. Er leitet die Beratungsstelle und erhält immer mehr Anfragen von Schulen, die Präventionsworkshops buchen wollen.

Lehrerinnen und Lehrer teilweise ratlos

Auch Lehrkräfte fragen nach Rat, was zu tun sei, wenn sie Schüler verdächtigen, gekifft zu haben. Denn im Gegensatz zu einem Alkoholrausch fehlt es den Lehrkräften an Erfahrungswerten. Auch Brennecke weiß, den Schülerinnen und Schülern ist das Kiffen am nächsten Tag nicht eindeutig anzusehen.

Eigentlich ist die Gesetzeslage klar, dass Jugendliche unter 18 Jahren Cannabis nicht konsumieren dürfen. Natürlich gibt es Cannabis an Schulen. Das Problem ist, die Leute jetzt zu identifizieren und dann die Regeln vernünftig umzusetzen.

Suchtberater Kai Brennecke hilft beim Ausstieg aus der Cannabissucht.
Suchtberater Kai Brennecke hilft beim Ausstieg aus der Cannabissucht.

In Kürze startet die Stelle mit einem neuen Workshop an Schulen, dem "Grünen Koffer". Hier sollen die Schülerinnen und Schüler lernen, die Risiken besser einzuschätzen. Zusätzliche Fördermittel hätte es aber bisher keine gegeben, sagt Brennecke.

In Zukunft weniger, aber schwerere Fälle zu erwarten

Für die erwachsenen Konsumenten bedeutet die Legalisierung eine große Erleichterung. Denn bei regelmäßigem Konsum sind die Behörden bisher noch davon ausgegangen, dass die Personen nicht geeignet seien, ein Auto zu führen. Jetzt darf man zwar immer noch nicht berauscht fahren, aber viele Verfahren werden laut Brennecke aufgehoben.

Dadurch nimmt die Zahl der Menschen ab, die sich wegen einer gerichtlichen Anordnung beraten lassen müssen. Genau das könnte zum Problem werden. Denn dieser erzwungene Kontakt habe Konsumenten immer wieder geholfen, den ersten Schritt aus der Sucht zu schaffen, sagt Brennecke. Er rechnet deshalb damit, dass Konsumenten nun noch tiefer in Probleme rutschen, bis sie zu seinem Team in die Beratung kommen. Denn dafür müssten sie ihr Problem zuerst selbst erkennen.

Weinsberger Psychiatrie sieht in Legalisierung Therapie-Chance

Am Klinikum für Suchttherapie in Weinsberg (Kreis Heilbronn) gibt es seit April zumindest stationär noch nicht mehr Patienten. Die Klinik beobachtet allerdings schon seit zehn Jahren, dass vor allem junge Erwachsene mehr konsumieren und deshalb mehr von ihnen entgiftet werden. Junge Leute hätten mit Psychosen zu kämpfen und es fehle ihnen an Schul- oder Berufsausbildung, schreiben Chefarzt Robert Prager Loos und Oberärztin Kim-Alexa Matzer auf SWR-Anfrage. Sie hoffen, dass durch die Legalisierung der Umgang mit Cannabis offener wird - und dadurch Konsumenten früher eine Behandlung in Anspruch nehmen.

Polizei: Viel Bürokratie wegen ungeklärter Fragen

Im Bereich des Präsidiums Heilbronn kontrolliert nur die Polizei, ob jemand gegen die Rahmenbedingungen verstößt. Dort nachgefragt heißt es, die Beamten agierten sehr konsequent, wenn sie Jugendliche beim Kiffen erwischen. Ob die Zahlen seit dem 1. April gestiegen sind, lasse sich aber noch nicht sagen. Was aber definitiv für viel Arbeit sorge: der Abstimmungsaufwand mit anderen Behörden und offene Fragen. Beispielsweise wurde der Grenzwert im Blut für den Wirkstoff THC beim Autofahren erst Anfang Juni vom Bundestag beschlossen und ist noch nicht in Kraft getreten.

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