Am Dienstag wurde in Bad Friedrichshall-Jagstfeld (Kreis Heilbronn) ein 41-jähriger Mann von einem Unbekannten angegriffen und verletzt. Zugreisende, die am Bahnsteig waren, eilten dem Opfer nicht zur Hilfe, sondern filmten die Tat mit ihren Handys, wie die Polizei am Mittwoch bekannt gab. Doch mittlerweile hat die Bundespolizei weitere Aussagen: So sollen die Zeugen bestritten haben, dass gefilmt wurde. Auch habe das Opfer gar nicht nach Hilfe gefragt.
Hilfesuchendes Opfer ignoriert und gefilmt?
Wie die Polizei zuerst mitteilte, soll der Tatverdächtige das Opfer aus unbekannten Gründen beleidigt haben. Daraufhin kam es zu einer körperlichen Auseinandersetzung. Während der Rangelei bekam der Mann einen Stoß gegen die Brust. Da er einen Herzschrittmacher trägt, bat er in Sorge andere Reisende, die Polizei zu informieren. Doch diese ignorierten wohl seine Bitte und sollen stattdessen die ganze Situation gefilmt haben.
Nach Angaben des Opfers sollen sich am Bahngleis rund 30 Passagiere aufgehalten haben, teilte ein Sprecher der Bundespolizei Stuttgart auf SWR-Anfrage mit. Außerdem soll der mutmaßliche Täter nicht mit einem Zug an- oder abgereist sein, sagte das Opfer der Polizei.
Erst zu Hause konnte der Mann die Polizei verständigen. Während der Vernehmung verschlechterte sich sein Gesundheitszustand derart, dass er in eine Klinik gebracht werden musste. Wie es hieß, konnte er das Krankenhaus inzwischen aber wieder verlassen.
Ermittlungen auch wegen unterlassener Hilfeleistung
Die Polizei ermittelt nun wegen des Verdachts der Körperverletzung und unterlassener Hilfeleistung. Zeugen werden gebeten, sich bei der Bundespolizeiinspektion Stuttgart zu melden. Der Bahnhof in Bad Friedrichshall ist nicht videoüberwacht. Die Polizei will den Mann jetzt erneut vernehmen.
Laut des Sprechers der Bundespolizei Stuttgart gibt es keine Statistik über Fälle, bei denen Menschen keine Hilfe leisten und/oder eine Tat sogar filmen. Solche Fälle wie in Bad Friedrichshall gebe es hin und wieder, sie seien aber nicht an der Tagesordnung. Trotz des Vorfalls dort rücke Zivilcourage immer mehr ins Bewusstsein der Menschen, so der Sprecher.