Mitarbeiterinnen mit "mulmigem" Gefühl

Kreis übernimmt Diak Schwäbisch Hall und bekommt Millionensumme obendrauf

Stand
Autor/in
Harald Holz
Onlinefassung
Ulrike Schirmer
Ulrike Schirmer

Der Kreis Schwäbisch Hall wird zum Ende des Jahres das defizitäre Diak Klinikum alleine übernehmen. Voraussetzung ist die Zustimmung des Kreistags noch im Dezember.

Eine gemeinsame Übernahme des Diaks in Schwäbisch Hall von Landkreis und dem bisher geplanten Partner SRH aus Heidelberg wird es nicht geben. Der Kreis Schwäbisch Hall wird das verschuldete Klinikum zunächst alleine übernehmen. Der Kreistag muss allerdings noch zustimmen; geplant ist dies in der Sitzung am 17. Dezember.

Übernahme des Diaks Schwäbisch Hall: Kartellfragen ausschlaggebend

Die geplante gemeinsame Übernahme scheitert nach SWR-Informationen zunächst an Kartellfragen. Denn das Kartellamt braucht einige Monate um zu prüfen, ob mit dem Einstieg von SRH eine marktbeherrschende Stellung des Unternehmens entstehen würde. Der derzeitige Träger, das Diakoneo mit Sitz in Neuendettelsau (Kreis Ansbach), muss das Diak Schwäbisch Hall aber möglichst schnell loswerden. Ansonsten droht die Insolvenz.

Landkreis erhält Millionensumme für Diak-Übernahme

Deshalb erhält der Landkreis sogar über 25 Millionen Euro "Mitgift" für die Übernahme. Die evangelische Landeskirche in Württemberg und das evangelische Diakoniewerk legen noch einmal rund zehn Millionen oben drauf. Nur so könne es funktionieren, heißt es. Auch das Land beteiligt sich mit einer Million Euro.

Auf Dauer brauche der Landkreis Schwäbisch Hall jedoch einen Partner zum Betrieb des Diakoniekrankenhauses in Schwäbisch Hall, heißt es. In rund drei Jahren sei die "Mitgift" aufgebraucht. Dennoch müssten die Verhandlungen mit SRH jetzt erst einmal auf Eis gelegt werden bis die Kartellbehörde Stellung bezogen hat.

Krankenhaus Diakoneo in Schwäbisch Hall
Das Diak in Schwäbisch Hall: Erst einmal wird der Landkreis die Finanzierung alleine stemmen.

Nur Kartellfragen schuld? Zoff zwischen Landkreis und SRH

Nach SWR-Informationen sind allerdings nicht allein die Kartellfragen ausschlaggebend für die derzeitigen Entwicklungen. Denn zwischen den beiden Partnern SRH und dem Landkreis Schwäbisch Hall hat es wohl auch ordentlich geknirscht. Grund: Ein Partner sollte das Technische und Organisatorische des Diaks bestimmen, der andere sollte wirtschaftlich dafür den Kopf hinhalten.

Differenzen, die allerdings "ausräumbar" seien, heißt es. Auch, wenn der Landkreis das Diak Schwäbisch Hall nun vermutlich zunächst mal alleine übernimmt - in drei Jahren allerdings, wenn Geld gebraucht wird, könnten die Verhandlungen mit der SRH weitergehen. Dann sollte auch das Kartellamt mit der Überprüfung fertig sein.

OB Bullinger: "Wichtig, dass es im Diak weitergeht"

Ob alleine durch den Landkreis oder zusammen mit dem SRH, für Schwäbisch Halls Oberbürgermeister Daniel Bullinger (FDP) ist es ein positives Signal, dass es überhaupt mit dem Diak weitergeht.

Der Vorstandsvorsitzende des Diakoneos in Neuendettelsau, Mathias Hartmann, lehnt jede Stellungnahme ab. Der Schwäbisch Haller Landrat Gerhard Bauer (parteilos) will ebenfalls nichts sagen, es gibt eine Verschwiegenheitsklausel für den Verlauf der Verhandlungen. Wird diese gebrochen, werden 50.000 Euro Strafzahlung fällig.

Mitarbeiterinnen mit "mulmigem" Gefühl

Einige Mitarbeiterinnen machen sich Sorgen um ihre Zukunft im Diak. Eine Mitarbeiterin geht zwar davon aus, dass ein "Haus in dieser Größe" nicht geschlossen wird. Sie befürchtet aber, dass womöglich die Zusatz-Rentenversicherung für die Mitarbeitenden gestrichen werden könnte.

Es heißt alles zum Wohle des Krankenhauses und der Mitarbeiter, welche Heuchelei! Die haben es verbockt!

Ob der Landkreis das Krankenhaus besser leiten könne, sei abzuwarten. Für eine weitere Mitarbeiterin ist wichtig, dass die regionale Gesundheitsversorgung gut läuft. "Ich bin aber etwas traurig, dass das früher christliche Profil keine große Rolle mehr spielt."

Heilbronn

Kritik an Finanzierung und Existenzangst Krankenhausreform: Die Sorgen der Kliniken in Heilbronn-Franken

Der Bundesrat hat der Krankenhausreform am Freitagvormittag zugestimmt. Die SLK-Kliniken haben Angst vor einer Unterfinanzierung, das Diak sieht sogar seine Existenz bedroht.

SWR4 am Nachmittag SWR4

Mehr zum Diak in Schwäbisch Hall

Schwäbisch Hall

Neue Träger nach Millionendefiziten Diak Klinikum in Schwäbisch Hall: Landkreis und SRH treten in Verhandlungen

Nach langem Hin und Her ist es nun beschlossen: Der Landkreis Schwäbisch Hall will zusammen mit SRH das Diak übernehmen. Das Krankenhaus hatte Millionendefizite eingefahren.

SWR4 BW am Morgen SWR4 Baden-Württemberg

Schwäbisch Hall

Sparmaßnahmen beschlossen Diakoneo vor roten Zahlen: Konsequenzen auch für Diakonie-Klinikum in Schwäbisch Hall

Das Sozialunternehmen Diakoneo wird 2022 wohl rote Zahlen schreiben. Davon ist auch das Diakonie-Klinikum in Schwäbisch Hall betroffen.

SWR4 BW aus dem Studio Heilbronn SWR4 BW aus dem Studio Heilbronn

Schwäbisch Hall

Jährliches Minus von 20 Millionen Euro erwartet Kreis Schwäbisch Hall will sich am Diakonie-Klinikum beteiligen

Der Kreis Schwäbisch Hall will sich in Zukunft am finanziell angeschlagenen Diakonie-Klinikum zu 50 Prozent oder mehr beteiligen. Das hat der Kreistag einstimmig beschlossen.

SWR4 am Abend SWR4

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.