In Baden-Württemberg häufen sich Fälle einer noch wenig bekannten Betrugsmasche: Dubiose Anbieter versuchen dabei, pflegebedürftigen Menschen Abo-Lieferungen von Hilfsmitteln aufzudrängen – sogenannte Pflegeboxen mit Desinfektionsmitteln, Handschuhen et cetera. Willigen diese nicht ein, kommt es manchmal dennoch zu Lieferungen, da die Betrüger am Telefon oder an der Haustür geschickt sensible Daten wie die Versichertennummern herausbekommen haben. Die Abrechnung wickeln die Anbieter direkt mit der Krankenkasse ab. Lehnt diese die Zahlung ab, weil sie Betrug vermutet, kann der Versicherte am Ende auf den Kosten der ungewollten Lieferung sitzen bleiben. Landesweit seien mittlerweile rund 200 Hinweise eingegangen, teilte die AOK Baden-Württemberg auf SWR-Anfrage mit. Auch in der Region Heilbronn-Franken gab es bereits Fälle.
AOK: Nord- und Südbaden besonders betroffen
Betroffen sind vor allem die Regionen Süd- und Nordbaden. Im Bereich Württemberg gab es weniger Beschwerden. Bei der AOK Bezirksdirektion Heilbronn-Franken gab es allein drei Fälle, sagte Sprecherin Christine Ingelbach dem SWR.
Auch die Krankenkassen DAK-Gesundheit und Barmer berichteten dem SWR von Pflegemittel-Betrug. Einige solcher Anträge für Hausnotrufe seien mit "i.V." (in Vertretung) oder "i.A." (im Auftrag) unterschrieben eingereicht worden, so Karsten Menn von der Barmer.
DAK: Vorsicht bei Online-Formularen zu Pflegeboxen
Eine weitere Falle lauert im Internet auf der Suche nach Unterstützung bei der Pflege, erklärt Daniel Caroppo von der DAK-Gesundheit. Hier könne es passieren, dass die Ratsuchenden auf unseriösen Websites landen und dort aufgefordert werden, Online-Formulare auszufüllen. Dabei werden zum einen sensible Daten abgegriffen, zum anderen manchmal auch gleich Verträge abgeschlossen. Ob jemand die Hilfsmittel wirklich brauche, interessiere dabei nicht, so Caroppo.
Wie kann ich mich schützen?
Die Verbraucherzentrale hatte bereits im April auf das Phänomen aufmerksam gemacht. Wer bei einem Anruf eine Pflegehilfsmittelbox angeboten bekomme, sollte sofort darauf hinweisen, dass seine Daten gelöscht werden müssen und man keine weiteren Anrufe wünsche, raten die Verbraucherschützer. Statt zu antworten, sollten Gegenfragen wie: Für welches Unternehmen rufen sie an, gestellt werden.
Unterschreiben Sie keine nachträglich zugesandten Vollmachten oder Abschlüsse und widerrufen Sie bei einer ungewollten Lieferung sofort die Bestellung, heißt es weiter. Die Verbrauchenzentrale bietet weitere Tipps und einen Musterbrief für einen Widerruf.