Sie bringen wieder mehr Menschen aufs Rad: Pedelecs. Doch das hat nicht nur Vorteile. Sich auf den Sattel zu schwingen und mit Unterstützung in die Pedale zu treten, bedeutet auch ein höheres Gefahrenpotenzial: Viele ungeübte Pedelec-Fahrerinnen und Pedelec-Fahrer unterschätzen die Geschwindigkeit und die einhergehenden Folgen. Laut Statistischem Bundesamt passieren 36 Prozent der Pedelec-Unfälle ohne weitere Unfallbeteiligte. Das lässt aufhorchen, denn Pedelecs sind ohne Übung nicht ganz einfach zu fahren. Deswegen übernimmt das Landratsamt Heilbronn die Gebühren für Pedelec-Sicherheitskurse. Dort vermitteln Trainer Wissen, das im Ernstfall Leben retten kann. Umgangssprachlich wird das Pedelec oft als E-Bike bezeichnet - jedoch besteht zwischen beiden ein Unterschied:
Pedelec-Fahren will geübt sein
So erklärt Trainer Wolfgang Gauch beim Fahrsicherheitstraining der Projektgruppe "radspaß" in Neuenstadt am Kocher (Kreis Heilbronn) den Teilnehmenden erst einmal, wie sie kontrolliert und konzentriert durch schmal gestellte Hütchen fahren, wie sie enge Kurve nehmen und dann noch richtig links abbiegen. Auch rechtzeitiges Bremsen will gelernt sein - all das ist gar nicht so einfach.
Pedelec-Fahrtrainer Wolfgang Gauch erklärt, worum es in den Kursen geht:
Wolfgang Gauch hat sich wie viele Menschen in der Corona-Pandemie ein Pedelec zugelegt. Als er selbst fast einen Unfall baute, beschloss er, andere Fahrerinnen und Fahrer in Sachen Sicherheit auf dem Pedelec zu schulen. Denn elektrische Fahrräder bringen mit bis zu 25 Kilogramm deutlich mehr Gewicht auf die Waage als klassische Fahrräder mit bis zu zwölf Kilogramm - das Fahren und Abbremsen wird dadurch schwieriger und braucht Übung, so Gauch.
Landratsamt übernimmt Kursgebühren - auch wegen der Nachhaltigkeit
Das Landratsamt Heilbronn fördert die Sicherheitskurse in diesem Jahr mit 5.000 Euro. Zusammen mit "radspaß" wurden zehn ehrenamtliche Trainerinnen und Trainer ausgebildet. Mit Aktionscodes, die bei der Kursbuchung online eingegeben werden können, wird die Kursgebühr für 120 Teilnehmende komplett vom Landratsamt übernommen. Normalerweise kostet der Kurs 35 Euro pro Teilnehmer. Neben der Unfallprävention spielt auch Nachhaltigkeit eine Rolle: "Das Thema Radfahren ist ein wichtiger Bestandteil von nachhaltiger Mobilität", so Vivien Mittelmeier, Sachbearbeiterin Nachhaltige Mobilität im Landratsamt Heilbronn. Auch das "Stadtradeln"-Projekt sei im Landkreis sehr erfolgreich.
Tipps für sicheres Fahren
Auch allgemeine Tipps gibt es von Trainer Gauch: Bevor man auf das Pedelec steigt, sollte man als erstes den Computer einschalten und kontrollieren, in welchem Modus sich das Fahrrad befindet. "Was nicht dastehen sollte, ist Turbo oder Sport", so Gauch. Sonst hat man beim Losfahren eine zu hohe Unterstützung und kann die Kontrolle über das Rad verlieren. Auch das richtige Schalten ist wichtig: "Unbedingt schon vor dem Berg in den richtigen Gang schalten." Sehr wichtig: lernen, den Bremsweg des Pedelecs richtig einzuschätzen, denn das höhere Gewicht mache das schwieriger, erklärt Gauch. Auch sollte man nur mit maximal zwei Fingern bremsen: "Die heutigen hydraulischen Scheibenbremsen sind so stark, dass es in der Regel reicht, mit einem Finger die Bremse zu betätigen." Mit vier Fingern habe man eine viel zu hohe Bremskraft, die zu Stürzen und Überschlägen führen könne.
Der wichtigste Tipp von Wolfgang Gauch: einen Fahrsicherheitskurs belegen. "Das ist zwar kostenlos, aber nicht umsonst", sagt er. So können Pedelec-Fahrerinnen und -Fahrer in einem geschützten Raum üben, richtig zu lenken und zu bremsen - ohne einen Unfall zu bauen. Und das gilt natürlich auch für E-Bikes: