Kontakt zu als rechtsextrem eingestuftem AfD-Politiker

Nach Lob für AfD-Politiker Höcke: Keine Auszeit für Internatsleiter in Bad Mergentheim

Stand
Autor/in
Alice Robra

Nachdem der Rektor eines Bad Mergentheimer Internats sich öffentlich zur AfD bekannt hatte, sollte er eine Auszeit nehmen. Doch dafür wird er nicht aus dem Dienst enthoben.

Der Rektor des Internats in Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis) wird während der Aufarbeitung der Geschehnisse weiterhin das Bischöfliche Internat Maria Hilf leiten. Das erklärte Thomas Brandl, Pressesprecher der Diözese Rottenburg-Stuttgart, dem SWR. Zuvor war in einer Pressemitteilung der Diözese eine Auszeit angekündigt worden. Der Entscheidung war ein Elternabend vorausgegangen, an dem die Eltern dem Rektor ihr Vertrauen aussprachen.

Wie es zum Kontakt zwischen AfD und dem Internatsleiter kam

Der Internatsleiter hatte Mitte November eine AfD-Parteiveranstaltung mit dem als rechtsextrem eingestuften Björn Höcke in Assamstadt (Main-Tauber-Kreis) besucht und sich dabei im persönlichen Gespräch mit Höcke als Anhänger zu erkennen gegeben. In einer persönlichen Stellungnahme bezeichnete er das mittlerweile als Fehler. Er habe während der Corona-Pandemie seine politische Heimat verloren und sei bei der AfD fündig geworden. Er wolle nun versuchen "verlorengegangenes Vertrauen wieder neu aufzubauen".

So begründet die Diözese die Entscheidung

Internats-Pressesprecher Brandl sagte, einerseits hätte der Mann sich so deutlich zur AfD bekannt, dass er dafür abgemahnt wurde. "Auf der anderen Seite steht eben die klare Rückendeckung, die volle Unterstützung durch die Elternschaft, durch die komplette Belegschaft am Internat Maria Hilf in Bad Mergentheim", so der Pressesprecher weiter.

"Es wäre weder den Eltern noch der Belegschaft zu vermitteln, dass hier jemand, den sie zu 100 Prozent unterstützen, von dem sie sagen, der Mann hat gute Arbeit geleistet, dass wir den jetzt rausnehmen für mehrere Wochen."

Zweite Chance statt Auszeit

Außerdem habe der Rektor sich entschuldigt und arbeite das Thema auf, sagte Pressesprecher Thomas Brandl von der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Der Mann hatte sich bei seinem Vorgesetzten entschuldigt und hätte deutliche Reue gezeigt und gesagt, er hätte sich hier gewaltig verlaufen. "Insofern muss man ihm einfach eine zweite Chance geben", so Brandl. Die Aufarbeitung fände in einem mehrmonatigen Prozess zusammen mit dem Recollectio-Haus in Münsterschwarzach und dem Recollectio-Personal in Bad Mergentheim statt.

Netzwerk gegen Rechts enttäuscht

Das Netzwerk gegen Rechts Main-Tauber ist enttäuscht darüber, dass der Bad Mergentheimer Internatsleiter weder des Dienstes enthoben wurde, noch seinen Dienst zeitweise ruhen lassen muss. Thomas Tuschhoff vom Netzwerk gegen Rechts sagte dem SWR, sie seien der Meinung, dass jemand, der so nahe zur AfD stehe, nicht geeignet sei, Kinder und Jugendliche zu erziehen. Die AfD vertrete Werte, so Tuschoff weiter, die mit der christlichen Lehre nicht zu vereinbaren seien.

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