Mehrere Baustellen sorgen in Heilbronn-Franken derzeit für Behinderungen, unter anderem in der Bismarckstraße in Wertheim (Main-Tauber-Kreis) oder in der Ellwanger Straße in Crailsheim (Kreis Schwäbisch Hall). Gleichzeitig haben die Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter in dieser Woche fast täglich mit Temperaturen von über 30 Grad zu kämpfen. Die Arbeitszeiten zu verlegen, ist allerdings meist keine Option, wie Straßenbauexperte Horst Zimmermann von Albert Amos in Brackenheim (Kreis Heilbronn) erklärt. Arbeitszeiten auf Baustellen in Wohngebieten sind nicht flexibel. Dort darf laut Gesetz erst ab 7 Uhr gearbeitet werden - auch wegen des Lärms. Das gilt ebenfalls für Hitzetage. Während im Büro Grenzwerte für Temperaturen festgelegt sind, gibt es diese auf dem Bau nicht.
Vorgesetzter muss über Hitzebelastung entscheiden
Ab wann auf Baustellen nicht mehr gearbeitet werden kann, entscheidet letztlich der Polier, die Leitung der Baustelle. Es werde je nach Situation vor Ort entschieden, wann die Arbeit ruhen muss, erklärt Zimmermann. Das Problem: Auch wenn bereits am Vortag klar sei, dass ein sehr heißer Tag kommt, gebe es auf Baustellen kaum Flexibilität gegen die Hitze. Die einzige Möglichkeit, auf Hitze zu reagieren, sei derzeit, die Arbeiten irgendwann einzustellen, sagt Zimmermann.
Er fordert den Gesetzgeber auf, Bauarbeiten auch vor 7 Uhr in Wohngebieten zu erlauben. Zwar sind bislang Nachtarbeiten auch in Wohngebieten generell zulässig. Allerdings muss die Lärmbelastung bei einer Nachtbaustelle deutlich geringer sein als am Tage (maximal 40 Dezibel statt 55 Dezibel). Die meisten Nachtbaustellen sind deshalb außerhalb von Wohngebieten.
Warum Bauarbeiten nicht früher starten
Für die Arbeit auf Baustellen in Städten und Gemeinden, auch Straßenbaustellen, gibt es in Deutschland klare Regeln. Diese verhindern jedoch das Arbeiten frühmorgens an sehr heißen Tagen. Aus Sicht von Bauunternehmen ist das ein ärgerlicher Zwiespalt: Einerseits sollten Baustellen schnell fertig werden, andererseits gebe es bei Hitze aber keine Flexibilität. Abgesehen von den gesetzlichen Vorgaben wären allerdings Anwohner und Anwohnerinnen wenig begeistert, wenn morgens früher mit Bauarbeiten gestartet werde. Da gebe es auch zu wenig Verständnis in der Bevölkerung, meint Zimmermann.
Viele Arbeitnehmer kennen Hitze-Regelungen nicht
Für eine ordnungsgemäße Umsetzung der gesetzlichen Regelungen für Hitzetage müssen diese auch bekannt sein. Eine repräsentative Studie zeigt jedoch, nur die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland kennt die gesetzlichen Regelungen in Bezug auf Hitzeschutz am Arbeitsplatz. Zwei Drittel der Befragten spüren demnach allerdings Belastungen durch Hitze am Arbeitsplatz.