Das Bundespräsidialamt in Berlin werde dem ehemaligen Heilbronner Oberbürgermeister Hans Hoffmann (SPD) die beiden in den 80er Jahren verliehenen Verdienstkreuze nicht entziehen. Posthum, also nach dem Tod, sei eine Entziehung von Verdienstkreuzen im Gesetz über Titel, Orden und Ehrenzeichen nicht vorgesehen, sagte ein Sprecher des Bundespräsidenten auf SWR-Anfrage. Nur zu Lebzeiten könnten Orden entzogen werden, wenn sich der Träger durch sein Verhalten als unwürdig erweise. Der mittlerweile verstorbene Politiker hatte verschwiegen, dass er bei der SS (Schutzstaffel) aktiv war, wie neueste Forschungsergebnisse zeigen.
Gemeinderat hat Ehrenring aberkannt
Die Stadt Heilbronn hat hingegen posthum gehandelt. In einer einmaligen Entscheidung habe der Gemeinderat den Ehrenring posthum aberkannt, teilt die Stadt mit. Im Rathaus soll das Porträt jedoch nicht abgehängt werden, sagt die Pressesprecherin der Stadt. Stattdessen soll das Bild mit einer Kommentierung ergänzt werden, die gerade ausgearbeitet wird.
Zwischen Gemeinderäten werde diese Entscheidung diskutiert, sagte SPD-Stadträtin Marianne Kugler-Wendt dem SWR. Manche würden das Bild lieber abgehängt sehen, sie selbst ist für die Kommentierung. Für die SPD-Politikerin ist die Ehrennadel nicht haltbar.
Hans Hoffmann war von 1967 bis 1983 Oberbürgermeister von Heilbronn. Zuvor war er Bürgermeister in Neckarsulm (Landkreis Heilbronn).
Neue Forschungsergebnisse enthüllen Vergangenheit
Die Historikerin Susanne Wein hatte den ehemaligen Oberbürgermeister von Heilbronn der Lügen überführt. Auf dem maßgeblichen Fragebogen hatte er verschwiegen, NSDAP-Mitglied oder SS-Mitglied gewesen zu sein, doch die Akteneinsicht in Berlin war eindeutig, wie sie aufzeigt.
Hoffmann als Teil der NS-Elite
Durch Aktenvergleiche in Berlin fand Wein heraus, dass Hoffmann Oberscharführer der SS war, die maßgeblich für die Verfolgung und Ermordung von sechs Millionen Juden steht. Er trat außerdem in einer Zeit der NSDAP ein, in der es eigentlich ein Eintrittsverbot gab. "Hitler wollte nur die Elite in der Partei", ordnet Wein ein und "niemand wurde gezwungen." Für den Eintritt in die SS sei auch eine körperliche Prüfung notwendig gewesen.
Welchen Vergehen er sich schuldig gemacht hat, gehe nicht aus den Akten hervor. Aber er schrieb als Volkswirt seine Dissertation in einem Bergwerk bei Kattowitz (Polen), nur 40 Kilometer entfernt vom späteren Konzentrationslager Auschwitz, sagt die Historikerin. In ihrem Artikel im neuesten heilbronnica-Band sagt sie, es scheine ziemlich sicher, dass Hoffmanns Nachkriegskarriere anders verlaufen wäre, wenn er die Wahrheit gesagt hätte oder wenn diese Informationen öffentlich geworden wären.