Es war vor einem Jahr ein ganz besonderer Tag. Der Kreisdiakonieverband spricht hier selbst von einem Meilenstein: Die Eröffnung des "Open-House", ein Frauen- und Kinderschutzhaus in der Heilbronner Steinstraße 8 nach einem Konzept aus den Niederlanden, den sogenannten "Oranje Huis". Das heißt, die Adresse ist ganz offiziell und Frauen kommen hier nicht heimlich und hektisch, eventuell auch mit ihren Kindern, durch den Hintereingang an. Treffen und Kontakte mit Freunden und Familie sind mit deutlich weniger Aufwand und Einschränkungen verbunden.
Neue Möglichkeiten für Hilfesuchende geschaffen
Nach dem ersten Jahr ist Kathrin Geih, stellvertretende Abteilungsleiterin der Heilbronner Mitternachtsmission mit dem "Open House" sehr zufrieden. Man habe viele tolle Erfahrungen gemacht und auch neue Möglichkeiten für die Frauen und Kinder geschaffen, die hier Hilfe gesucht haben, so Geih. Es sei allerdings immer wieder schwierig einzuschätzen, wie stark die Frauen gefährdet sind, um ihnen dann den passenden Rahmen anzubieten. Das heißt: entweder das offene "Open House" oder eine anonyme Schutzunterkunft.
Schutzkonzept des Open House
Das Haus ist videoüberwacht und in den Räumlichkeiten gibt es Notfallknöpfe. Für die Bewohnerinnen sind die Mitarbeiterinnen des Open House 24 Stunden erreichbar. Im Open House gibt es drei Wohnungen. Hier haben sechs Frauen gegebenenfalls mit ihren Kindern Platz. Sie haben dann die Möglichkeit, dort für ein Jahr zu wohnen.
Rückblick
450 Ratsuchende zum Thema häusliche Gewalt meldeten sich im Jahr 2023 beim Heilbronner Frauen- und Kinderschutzhaus, sagt Kathrin Geih. Desweiteren gab es 182 konkrete Anfragen um Aufnahme. Die Zahlen erscheinen eher niedrig. Der Grund: Der Umbau des "Open House" und Personalengpässe. Außerdem gibt es seit Dezember 2022 keinen Aufnahmebereitschaftsdienst mehr und auch keine Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit für Notfälle, so Geih weiter. Es fehlt schlichtweg am Geld fürs Personal. Ob sich das noch mal ändert, ist unklar. Man sei mit der Stadt Heilbronn und dem Landkreis im Gespräch.
Partnergewalt: Zahlen steigen auch in Heilbronn-Franken
Blickt man über die letzten fünf Jahre, so sind die Partnerschaftsdelikte im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Heilbronn stetig mehr geworden. (2019: 862; 2023: 1478). Darunter waren in 2023 allein im Gesamtbereich 1.216 Frauen die Opfer. Davon im Landkreis Heilbronn 416, im Hohenlohekreis 153, im Main-Tauber-Kreis 143 und das Polizeipräsidium Aalen meldet für den Kreis Schwäbisch Hall aus dem vergangenen Jahr 162 weibliche Opfer.