Die Attraktivität der Heilbronner Innenstadt und ein mögliches Aus der Galeria Kaufhof Filiale beschäftigt auch Wissenschaftler von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Heilbronn. Handelsexperte Carsten Kortum warnt vor einer Abwärtsspirale, sollte sich die negative Entwicklung fortsetzen.
Kaufhaus-Konzept laut Experte überholt
Handelsexperte Kortum zufolge ist das typische Kaufhaus-Konzept, also Warenangebote aus einer Hand, über mehrere Stockwerke ohnehin überholt. Die Anbieter hätten es in den letzten 20 Jahren versäumt, ihr Geschäftsmodell zu erneuern und ihre Waren zu inszenieren, um damit einen Mehrwert zur Online-Konkurrenz zu schaffen. Für Städte, in denen große Kaufhäuser schließen, könne der Umbruch mit den frei werdenden Flächen daher auch Chancen bieten. Erfolgversprechend seien Konzepte, bei denen die Waren etwa über Veranstaltungen mit Emotionen aufgeladen werden, so Kortum. Der Handelsexperte sieht einen Trend zu kleineren Verkaufsflächen und schlägt für die Nutzung von frei werdenden Flächen Mischformen aus den Bereichen Handel, Wohnen, Büro, Gastronomie und Dienstleistungen vor. Auch im Heilbronner Wollhaus soll nach jahrelangem Stillstand ein derartiges Angebot entstehen.
Nur Einkaufen alleine reicht nicht mehr
Dennoch steht einiges auf dem Spiel, falls Galeria Kaufhof Heilbronn verlassen sollte. Kortum warnt für diesen Fall vor einem längeren Leerstand und einer drohenden Abwärtsspirale. Denn für potenzielle Investoren falle bei einer Standortanalyse und der Entscheidung, ob sie investieren, auch das wirtschaftliche Umfeld der Innenstadt ins Gewicht.
Eine attraktive Innenstadt könne daher die Aussicht auf Investitionen erhöhen. Gleichzeitig habe "eine Fußgängerzone, die nur auf Einkaufen setzt, keine Chance mehr". Durch die Konkurrenz mit dem Online-Handel brauche es ein Umfeld mit ergänzenden Händlern, Dienstleistern und attraktiver Gastronomie.
"SommerZonen" Schritt in richtige Richtung
Die Heilbronner Innenstadt brauche Angebote, die Kunden anziehen und die sogenannte Aufenthaltsqualität steigern, sagt Kortum. Denn trotz der wirtschaftlich guten Lage in der Region komme die Kaufkraft häufig aber nicht dem Heilbronner Einzelhandel zu Gute.
Mit ein Grund sei, dass die Innenstadt zu wenige "Erlebnisse" biete, um Kunden für einen ganzen Tag zu binden. Kortum rät daher zu mehr Freiflächen in der Innenstadt wie den sogenannten "SommerZonen". Zunächst sollten diese nur temporär bestehen bleiben. Trotz Widerstands aus dem Einzelhandel soll aber zumindest die "SommerZone" in der Lohtorstraße als Fußgängerzone erhalten bleiben.