Kein falscher Enkeltrick, sondern ein echter Enkel: Immer wieder soll ein 33-jähriger Heilbronner Unternehmer im Zeitraum von Juli 2021 bis Februar 2022 Geld vom Konto seiner inzwischen 89 Jahre alten Großmutter abgehoben und ohne ihr Einverständnis für eigene Zwecke ausgegeben haben. Nach und nach räumte der Beschuldigte das Konto leer - so lautet die Anklage. Die veruntreute Summe soll sich auf insgesamt mehr als eine halbe Million Euro belaufen. Am Heilbronner Landgericht startete am Donnerstag der Prozess – allerdings kam der Angeklagte nicht, er ist verschwunden.
Polizei fahndet nach dem Mann
Da der Mann zum Prozess nicht erschien, suchte ihn die Polizei. Weder zu Hause, noch bei seiner Firma oder einem Gartengrundstück konnte er gefunden werden. Bei einem zweiten Versuch an seiner Wohnadresse habe man dann laut Polizei die Ehefrau angetroffen. Die gab an, mit ihrem Mann vor eineinhalb Tagen einen heftigen Streit gehabt zu haben und seitdem sei er mit einem VW-Bus verschwunden. Ob das stimmt, ist unklar, da die Polizei den Autoschlüssel sicherstellte. Der Vater des Angeklagten gab vor Gericht an, dass er davon ausgeht, dass sein Sohn ins Ausland geflüchtet sei.
89-Jährige Oma wartet im Rollstuhl vergebens auf verschwundenen Enkel
Nach gut drei Stunden hatte der Richter die Zeuginnen und Zeugen in den Sitzungssaal gerufen, musste sie aber unverrichteter Dinge wieder nach Hause schicken - auch die Oma, die die ganze Zeit im Rollstuhl wartete. Nach dem Angeklagten wird jetzt per Haftbefehl gesucht. Erst wenn der Mann gefunden wurde, kann der Prozess fortgesetzt werden. Geklärt werden soll in dem Prozess unter anderem, wie der Mann das Konto der Seniorin leerräumte und wie die mutmaßliche Veruntreuung letztlich ans Licht kam.