Bei den Speditionen ADAM SERR in Bad Wimpfen (Kreis Heilbronn) sowie bei Roland Rüdinger in Krautheim (Hohenlohekreis) fahren die Lkw - wie üblich - getaktet auf den Hof und wieder runter. Einfluss hat der anhaltende Bahnstreik darauf kaum. Das Heilbronner Unternehmen SCHMIDT-Logistik hingegen spürt zumindest Auswirkungen des Streiks. Seit Dienstag ist die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) im Ausstand - zuerst im Güterverkehr, dann im Personenverkehr. Der Streik soll am Sonntagabend beziehungsweise in der Nacht zu Montag vorzeitig beendet sein. Die Auswirkungen des Bahnstreiks auf die Wirtschaft sind dennoch spürbar, ein wenig auch in der Speditionsbranche.
Der wirtschaftliche Schaden ist groß, heißt es aus der Industrie: "Ein eintägiger bundesweiter Bahnstreik kostet etwa 100 Millionen Euro am Tag an Wirtschaftsleistung", sagte der Konjunkturchef des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Grömling, laut tagesschau.de. Bei Speditionen in Heilbronn-Franken ist der Tenor unterschiedlich. Im Großen und Ganzen spüren sie kaum Auswirkungen. Denn: So einfach können Lkw Güterzüge auch nicht ersetzen. Je nach Sparte aber hat der Bahnstreik doch Folgen.
Schüttgut per Container nach Europa
Das Familienunternehmen SCHMIDT im Heilbronner Industriegebiet am Neckar ist nach eigenen Angaben einer der führenden Schüttgutlogistik-Dienstleister in ganz Europa. Hier hat der Bahnstreik im Güterverkehr sehr wohl Konsequenzen, so ein Sprecher, und zwar in der Containersparte. Denn: Neben massiven Verspätungen der gebuchten Container muss das Unternehmen auch die Zugausfälle verkraften. Die Container werden bei SCHMIDT entweder per Bahn oder per Schiff zu den Empfangsorten in ganz Europa befördert.
Während des Streiks müsse umgeplant werden. Um "die Lieferketten zu sichern und die Auswirkungen des Bahnstreiks teilweise zu kompensieren", sollen Waren - falls möglich - auf die Straße verlegt werden, so das Unternehmen. Dafür werden Silo-Lkw eingesetzt. In diesem Bereich sieht sich das Unternehmen nach eigenen Angaben "mit einer kaum zu bewältigenden Nachfrage an Frachtraum konfrontiert". Bei den Waren handelt es sich um Kunststoffgranulat, das zum Beispiel in der Autobranche oder von anderen Unternehmen gebraucht wird.
Einfach vom Zug auf den Lkw umladen, funktioniert nicht
Für das Unternehmen von Spediteur Roland Rüdinger in Krautheim hat der Arbeitskampf indes kaum Auswirkungen auf das Geschäft, wie er dem SWR sagt. Heißt: Bei ihm werden nicht mehr oder weniger Waren von Lkw transportiert. Denn so einfach ist die Ware auch nicht umzudisponieren - quasi vom Zug auf den Lkw. In wahrscheinlich 90 Prozent des Marktes sei keine Austauschbarkeit möglich, schätzt Rüdinger.
Die Gründe sind vielfältig. Einmal ist das Straßennetz ganz anders ausgebaut als das Schienennetz. Nicht überall, wo man mit dem Fahrzeug hinkommt, können auch Züge fahren. Zudem würden per Schiene viel größere Mengen auf einmal transportiert, ein Lkw könne das gar nicht ausgleichen. Auch die Verladetechnik ist eine andere, auf die die Unternehmen vorher festgelegt sind, sagt Rüdinger. Ein anschauliches Beispiel des Spediteurs: "Stellen Sie sich vor, Sie fahren in den Urlaub. Nicht alles, was mit dem Auto geht, geht da auch mit dem Zug."
Frische Ware muss schnell ans Ziel
Die Spedition ADAM SERR in Bad Wimpfen transportiert hauptsächlich frische Ware. Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Fleisch haben ohnehin keine langen Lieferwege oder befinden sich lang auf dem Lkw, so ein Sprecher des Unternehmens. Dementsprechend habe hier der Bahnstreik keinerlei Auswirkungen.
Wie hoch der genaue wirtschaftliche Schaden des Bahnstreiks sein wird, ist wahrscheinlich erst nach Ende bezifferbar - und auch ob es zum Beispiel Profiteure geben wird. Für die Speditionsbranche in Heilbronn-Franken zumindest scheinen die Auswirkungen unterschiedlich.