Teurer, kälter, geschlossen

Frieren im Hallenbad? So reagieren Betreiber auf die Energiekrise

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Autor/in
Heike Lüttich
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Die Energiepreise steigen weiter und das trifft auch die Hallenbäder in Baden-Württemberg. Eine SWR-Recherche zeigt, wie Bäder damit umgehen - und wie Kunden darauf reagieren.

Weniger heizen bedeutet weniger Energieverbrauch. Dazu sind auch die Hallenbäder angesichts der Energiekrise gezwungen. Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen hat deshalb zuletzt empfohlen, die Wassertemperatur in den Becken um zwei Grad zu reduzieren, also von 28 auf 26 Grad. Das würde bereits ein Viertel weniger Energieverbrauch bedeuten. Ein Sprecher sagte, dabei dürfte noch keiner frieren. Er hoffe, dass auch alle Hallenbäder das umgesetzt hätten und keines die Maßnahme wieder zurückgenommen habe.

Wegen der steigenden Energiepreise sind in Baden-Württemberg derzeit mindestens 45 kommunale Bäder von der Schließung bedroht. Das steht in der Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der SPD-Landtagsfraktion im Juli. Die Kommunen müssen also reagieren, weil sie keine Grundförderung vom Land für ihre Bäder bekommen. Manche tun das, indem sie versuchen, den Energieverbrauch zu senken. Andere heben die Eintrittspreise.

26 Grad im Schwimmerbecken ist der neue Standard

Viele Hallenbäder halten sich tatsächlich an die Empfehlung, zwei Grad weniger zu heizen, von Weingarten (Kreis Ravensburg) über Freiburg, Aalen (Ostalbkreis) und Stuttgart bis nach Mannheim haben viele, meist kommunal betriebene Hallenbäder das Wasser jetzt nur noch auf 26 Grad aufgeheizt. Bei manchen ist die Absenkung noch stärker. So reduziert die Gemeinde Abtsgmünd (Ostalbkreis) von meist 29 auf 26 Grad. Andere wie das Schwaketenbad in Konstanz oder das Hallenbad in Lauda-Königshofen (Main-Tauber-Kreis) drehen die Regler nur um ein Grad runter.

Der bei der Stadt Mannheim zuständige Fachbereichsleiter für Sport und Freizeit, Uwe Kaliske, erzählt von durchaus unterschiedlichen Reaktionen auf die Maßnahme. Sie reichten von Beschwerden, dass es zu kalt sei, bis zu großem Verständnis. Viele seien einfach froh, dass die städtischen Bäder überhaupt noch offen seien. Schmunzelnd berichtet Kaliske von den Kindern im Schwimmkurs. Die frieren sowieso leichter als Erwachsene, deshalb kämen einige im Neoprenanzug ins Hallenbad.

Besucherzahlen in Bädern gehen zurück

Die Abstimmung der Badegäste, wie sie die Sparmaßnahme finden, passiert vielerorts mit den Füßen - sie gehen nicht mehr schwimmen. Es gibt noch keine belastbaren Zahlen, weil die erst am Ende der Hallenbad-Saison erhoben werden sollen. Aber viele Betreiber berichten von weniger Besuchern in ihrem Bad. Dabei geht es offenbar nicht nur um ein paar Schwimmerinnen und Schwimmer weniger, sondern um einen möglichen Rückgang von einem Zehntel bis zu einem Fünftel.

Die Stadt Laupheim (Kreis Biberach) hat eine ihrer bereits beschlossenen Energiesparmaßnahmen wieder gekippt. In einer Testphase vor den Sommerferien hatte man die Temperatur im Freibad abgesenkt. Obwohl es im Sommer so warm war, kamen weniger Besucher ins etwas kühlere Freibad als vor der Pandemie. Die Besucherzahlen sind aber nicht der Hauptgrund, warum im Hallenbad das Wasser doch wieder auf 29 Grad geheizt wird statt auf 27. Laut einer Sprecherin der Stadt meldeten sich die Schulen und Vereine zu Wort. Sie fanden die Bedingungen für Schwimmunterricht nicht mehr optimal. Den Kindern könne die "so wichtige Freude am Element Wasser kaum noch vermittelt werden", wenn es als zu kühl empfunden werde. Da die Stadt den optimalen Schwimmunterricht als vorrangige Aufgabe ansieht, wurde gemeinsam mit dem Oberbürgermeister entschieden, die Absenkung zurückzunehmen.

Die Jüngsten und die Ältesten müssen nicht frieren

Eine große Ausnahme machen fast alle Hallenbäder bei Babys und Kleinkindern. Die Temperatur im Babybecken bleibt entweder so, wie sie immer war - bei 30 Grad. Oder das Becken wird wegen des erhöhten Energiebedarfs geschlossen. Einzige Ausnahme ist das Badezentrum Sindelfingen. Hier herrschen jetzt 30 Grad im Planschbecken, in den Vorjahren waren es immer 31 Grad. Und prompt hätten sich auch schon Eltern beschwert, heißt es von der Betriebsleitung. Wahlweise fallen auch das Babyschwimmen oder Schwimmkurse für Kinder aus, beispielsweise in Kressbronn (Bodenseekreis), Mannheim oder Pfullingen (Kreis Reutlingen).

Manche Bäder senken die Temperatur im Schwimmerbecken um "nur" ein Grad. Sie begründen das mit der Rücksicht auf ältere Schwimmerinnen und Schwimmer. Auch die Albtherme in Waldbronn (Kreis Karlsruhe) hat zwar die Temperaturen heruntergefahren, aber nicht in allen Becken. Das Bewegungsbecken für die Rheuma-Liga sei von der Energiespar-Maßnahme nicht betroffen, heißt es auf der Homepage des Bades. Warmbadetage sind allerdings so gut wie in allen Hallenbädern gestrichen.

Ein "Gesperrt"-Schld steht vor einem Schwimmbecken mit Wasser, aber ohne Schwimmer
Nach den coronabedingten Schließungen der Schwimmbäder trifft eine erneute Schließung wegen hoher Energiekosten die Kommunen besonders hart. (Symbolbild)

Einige Hallenbäder in BW schließen ganz

In Külsheim (Main-Tauber-Kreis), Öhringen (Hohenlohekreis) und Albstadt-Ebingen (Zollernalbkreis) wurde der Hahn komplett abgedreht. Die dortigen Hallenbäder bleiben wegen der Energiekrise über die Heizperiode, sprich den Winter, geschlossen. Dem ist auch das Heilbad Hoheneck in Ludwigsburg gefolgt.

Sauna und Solarium sind vielerorts gestrichen

Am härtesten trifft das Energiesparen in den Hallenbädern vermutlich die Saunafreunde. Denn sowohl kommunale wie private Betreiber schränken den Betrieb der Heißluft-Kabinen massiv ein oder lassen sie gleich ganz aus. So ist keine einzige Sauna in einem Freiburger Hallenbad geöffnet, lediglich in der Keidel-Therme sind fünf von neun noch in Betrieb. Bei Bedarf würden zwei weitere angeschaltet, heißt es von der Stadt.

Die Waldbronner Albtherme hat zwei Saunen komplett geschlossen, in allen anderen ist es jetzt fünf Grad kälter. Im Zweifel sollte man sich also grundsätzlich vorher erkundigen, ob die Sauna dicht ist. In vielen Orten sind Saunen, Solarien und Infrarotkabinen das erste gewesen, das wegen des hohen Energiebedarfs geschlossen wurde.

 Klimafreundliche Energien nur bei wenigen Bädern

In manchen Kommunen macht es sich jetzt bemerkbar, dass schon in früheren Jahren versucht wurde, vom Erdgas als Energiequelle wegzukommen. So arbeiten die Stuttgarter Bäder inzwischen zu hundert Prozent mit Ökostrom und zu 35 Prozent mit Biogas. Das Solebad in Bad Cannstatt wird mit Fernwärme geheizt, die Schwabenquellen sind auf Heizöl und Flüssiggas umgestiegen. Noch konsequenter war das Fildorado in Filderstadt (Kreis Esslingen). Hier wird mit Kraft-Wärme-Kopplung, Wärmerückgewinnung, Geothermie, Solarabsorption und Spannungsreduzierung gearbeitet.

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