Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Post hält die Gewerkschaft ver.di den Druck hoch. Wenn sich der Konzern in der vierten Verhandlungsrunde nicht bewege und kein "materiell deutlich verbessertes Angebot vorlegt, gehen wir nächste Woche in den Streik", sagte der Landesfachbereichsleiter von ver.di Baden-Württemberg, Andreas Henze, der Deutschen Presse-Agentur. Er ist Mitglied der Verhandlungskommission der Gewerkschaft. Die vierte Verhandlungsrunde zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft ist am Freitagnachmittag in Düsseldorf gestartet.
Bereits Anfang Februar hatte es unter anderem in Baden-Württemberg Warnstreiks bei der Post gegeben.
Post hält höhere Lohnforderungen für wirtschaftlich nicht tragfähig
Die Verhandlungen dürften bis Samstag dauern. ver.di fordert 15 Prozent mehr Lohn, was die Post für wirtschaftlich nicht tragfähig hält.
Die Deutsche Post hat für das vergangene Jahr erneut eine Rekordbilanz vorgelegt. Der operative Gewinn kletterte um 5,7 Prozent auf 8,4 Milliarden Euro - es war der vierte Jahreshöchstwert in Folge. Damit sei das Vorjahresergebnis um fast sechs Prozent übertroffen worden, gab das Unternehmen am Donnerstag bekannt.
FAQ zum Streik bei Deutscher Post Was ein unbefristeter Poststreik für Kunden bedeuten könnte
In einer Urabstimmung haben ver.di-Mitglieder für einen unbefristeten Streik bei der Deutschen Post gestimmt. Bevor es dazu kommt, wird aber nochmal verhandelt.
Große Mehrheit gegen Tarifangebot der Post
In einer Urabstimmung im Konzernbereich Post und Paket Deutschland hatten sich nach Angaben von ver.di 85,9 Prozent der Befragten gegen das Tarifangebot der Firma ausgesprochen und ihre Bereitschaft erklärt, in den unbefristeten Streik zu treten. Das hatte es bei dem Logistiker in diesem Jahrtausend erst einmal gegeben, und zwar 2015 - damals waren die Folgen massiv, viele Verbraucher mussten lange auf liegengebliebene Pakete und Briefe warten. Ähnlich würde es wohl auch dieses Mal sein.
Für die Post könnte der Streik teuer kommen, da sie wohl externe Lagerkapazitäten zahlen müsste. 2015 hatte die Post die Streikkosten auf 100 Millionen Euro beziffert.
Nachdem das Ergebnis der Urabstimmung am Donnerstag feststand, hätte die Gewerkschaft eigentlich zum Streik aufrufen können. Darauf verzichtete sie vorerst aber und kam stattdessen der Forderung der Arbeitgeber nach, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Gewerkschafter Henze sagte: "Es liegt an der Post, sich zu bewegen, damit der Tarifkonflikt beendet werden kann."
Post bietet Tariferhöhung von 11,5 Prozent
Die Post bietet bisher eine Tariferhöhung um durchschnittlich 11,5 Prozent ab 2024 in zwei Schritten. Außerdem soll es ab diesem Jahr als Inflationsausgleich schrittweise 3.000 Euro netto geben. Die Post will, dass der neue Tarifvertrag zwei Jahre läuft. ver.di schwebt hingegen nur eine einjährige Laufzeit bei 15 Prozent Lohnplus vor. Die Tariferhöhung würde für rund 160.000 Beschäftigte gelten, und zwar für Briefträger, Paketboten und andere Beschäftigte im Inland.
Auch in anderen Bereichen wurde gestreikt
Bereits vergangene Woche rief ver.di zu Streiks im ÖPNV auf. In den Verhandlungen für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen fordern die Gewerkschaft ver.di und der Beamtenbund dbb 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Bei der zweiten Verhandlungsrunde hatte es vergangene Woche noch keine Einigung gegeben.
Zum Internationalen Frauentag am Mittwoch wurden darüber hinaus Beschäftigte im Bereich der sozialen Arbeit, in Kitas, Jugendämtern und Beratungsstellen aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Bundesweit streikten laut Gewerkschaft 70.000 Beschäftigte, 10.000 davon in Baden-Württemberg. Zahlreiche Kitas blieben in der Folge geschlossen.