Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht Fortschritte bei der Digitalisierung an Schulen in Baden-Württemberg. So hätten mittlerweile 88 Prozent der Lehrkräfte ein dienstliches Endgerät - also Handy, Laptop oder Tablet. Das ist das Ergebnis einer Umfrage zum Stand der Digitalisierung unter 3.000 Lehrkräften.
Technischer Support für Digitalisierung fehlt
In vielen Klassenzimmern sei die Vorherrschaft des Tageslichtprojektors und der Kreidetafel gebrochen, sagte die Landesvorsitzende der GEW, Monika Stein. Auch WLAN gebe es an den meisten Schulen inzwischen flächendeckend.
Allerdings fehle es weiterhin an professioneller Unterstützung, wenn es um die Digitalisierung im Klassenzimmer gehe. Probleme sieht die GEW bei der Wartung und Betreuung der Systeme. Nur an jeder zweiten Schule gebe es einen externen Support-Anbieter. An den anderen Schulen müssten sich die Lehrkräfte darum weitgehend selbst kümmern, so Stein.
Über das Tempo der Digitalisierung an Schulen hat der Chef des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, im SWR-Tagesgespräch mit Christian Rönspies gesprochen:
Lehrkräfte im Serverraum statt im Klassenzimmer
Lehrkräfte, die nicht in Klassenzimmern stehen, sondern im Computerraum - das ist der Umfrage zufolge an vielen Schulen in Baden-Württemberg Realität. An 33 Prozent der Gymnasien und an 43 Prozent der Beruflichen- und Realschulen übernehmen die Lehrerinnen und Lehrer den die IT-Unterstützung und Pflege. An Gemeinschaftsschulen sind es sogar 50 Prozent.
Dabei sind knapp 60 Prozent der Lehrkräfte im Land laut GEW-Umfrage offen gegenüber digitalen Medien eingestellt - 44 Prozent erkennen ihr Potenzial für den Unterricht. Das müsse man nutzen, sagt David Warneck, Digitalexperte bei der GEW: "Wir dürfen die Kolleginnen und Kollegen jetzt nicht demotivieren und vor Herausforderungen stellen, wenn die Technik mal nicht funktioniert."
GEW fordert externe Dienstleister für IT-Support
Die GEW fordert deshalb externe Dienstleister für den professionellen Support. Die Gewerkschaft fordert, das Land müsse sich endlich einigen mit den Kommunen und die Zuständigkeit für Pflege und Wartung der Geräte klären. GEW Landesvorsitzende Stein sagt: "Es kann nicht sein, dass unsere gut qualifizierten Lehrkräfte im Serverraum stehen - wir brauchen sie in den Klassenzimmern."
Das sehe man laut Staatssekretärin Sandra Boser im Kultusministerium ganz ähnlich. Sie sieht Städte und Kommunen als Schulträger in der Pflicht, da diese zuständig für die Systemadministration sind. Man sei dazu bereits in Haushaltsgesprächen, so die Staatssekretärin
GEW begrüßt einheitliche E-Mails für Lehrkräfte in BW
Ausdrücklich begrüßt die GEW die Ankündigung der Landesregierung, dass Lehrkräfte einheitliche digitale Arbeitsplätze und E-Mail-Anschriften erhalten sollen. Das mache künftig vieles einfacher für die Lehrkräfte.
Für die Umfrage hat die Gewerkschaft gut 3.000 Lehrkräfte in Baden-Württemberg in einem Zeitraum von Dezember 2023 bis Januar 2024 online befragt. In einem wissenschaftlichen Sinne sei die Erhebung zwar nicht repräsentativ, bei der Verteilung der Antworten auf die Schularten und auch die verschiedenen Größen der Schule habe sich aber ein "sehr gutes Gleichgewicht" ergeben, so die Gewerkschaft. Insgesamt gibt es in Baden-Württemberg derzeit rund 110.000 Lehrerinnen und Lehrer an allgemeinbildenden Schulen und circa 30.000 an beruflichen Schulen.